Light & Darkness
Vogel, der davonfliegen würde, würde er ihn loslassen.
»Dante, möchtest du mich wieder loslassen?«
Sein heißer Atem streifte ihr Ohr, als er antwortete: »Nein«, und sie fester an sich drückte. Stumm zählte Light von zwanzig rückwärts, um Dante noch ein paar Sekunden zu schenken. »Ich möchte etwas trinken«, krächzte sie schließlich heißer und wusste, dass Dante sie loslassen würde, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Er entließ sie aus der Umarmung, legte ihr jedoch eine Hand auf die Wange. Vorsichtig streichelte er die Partie unter ihren Augen. Unweigerlich beschleunigte sich Lights Puls und das Piepsen der Maschine neben ihr wurde schneller. Dantes Mundwinkel zuckten nach oben und etwas, das Light noch nie gesehen hatte, blitzte hinter seinen schwarzen Pupillen auf. Und dann war dieser seltsame Moment vorbei. Mit protestierenden Gliedern, als hätte er die letzten Tage in dem Sessel neben ihrem Bett verbracht, stand Dante auf und verschwand aus ihrem Blickfeld.
Kurze Zeit später kam er zurück, ein Glas Wasser in der Hand. »Trink langsam«, mahnte er und legte ihr eine Hand in den Nacken, während er das Glas an ihre Lippen führte. Unter anderen Umständen hätte Light protestiert, aber sie genoss seine Berührung zu sehr, um sich dagegen zu wehren. Zögerlich nahm sie einen kleinen Schluck, der in ihrem Mund wie ein Feuerwerk explodierte. Gierig trank sie das Glas leer. Ihr Magen brummte und zog sich krampfartig zusammen. Es schmerzte, aber Light war das egal. In ihrem Mund fühlte es sich an, als würde sie das Leben schmecken.
»Wo sind meine Eltern?« Lights Stimme klang wieder lebendiger, mehr wie sie selbst.
Dante ließ sich in den Sessel fallen. »Sie sind vor ein paar Stunden nach Hause gegangen. Ich habe ihnen schon eine SMS geschrieben, sie sind auf dem Weg. Vermutlich haben sie diesen nervigen Officer mit dabei, der dich seit Tagen schon befragen möchte. Er treibt mich in den Wahnsinn.«
»Seit –« Light wurde unterbrochen, denn in diesem Augenblick wurde die Tür zu ihrem Zimmer aufgestoßen und eine Krankenschwester kam herein. »Miss Adam, wie schön, dass Sie wach sind«, sagte sie und ging zu den Geräten, die um Light herum aufgebaut waren. »Wie geht es Ihnen?«
»Den Umständen entsprechend.«
Die Krankenschwester lächelte. »Ihre Vitalzeichen sind gut. Ihre Ärztin müsste jeden Moment kommen, sie hat eine lange Operation hinter sich. Lassen Sie mich wissen, wenn Sie etwas brauchen.« Mit diesen Worten rauschte sie wieder aus dem Raum.
Light setzte sich aufrecht und versuchte sich daran zu erinnern, was sie Dante fragen wollte, ehe sie unterbrochen wurden. »Du sagtest, der Officer will mich seit Tagen befragen. Wie lange bin ich schon hier?«
»Seit Freitagabend«, seufzte Dante. »Es ist Montagmorgen.«
»Ich liege seit drei Tagen hier im Krankenhaus?« Fassungslos sah Light aus dem Fenster. Er hatte Recht. Es war Morgen und die Sonne erklomm gerade den Horizont. Vereinzelte Schneeflocken bedeckten die Umgebung wie eine milchige Decke.
»Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist?«
Light schüttelte den Kopf. »Nur schemenhaft.«
»Das hat die Ärztin schon vermutet. Du bist zweimal auf den Kopf gefallen und hast eine leichte Gehirnerschütterung. Außerdem haben sie dich in einen künstlichen Schlaf versetzt, damit das Vampirplasma besser wirkt. Dr. Audrey meinte, ein kurzzeitiger Gedächtnisverlust wäre unter diesen Umständen normal. Nichts worüber du dir Sorgen machen musst.« Er nahm ihre Hand und hielt sie fest mit seiner umschlossen.
»Wirst du mir erzählen, was passiert ist?«
»Ich möchte es nicht, aber wenn du mich darum bittest, werde ich es tun.«
»Bitte«, sagte sie.
»Erzähl dem Officer aber nicht, dass du es von mir weist. Sonst denkt er nachher noch, ich hätte dir irgendetwas eingeredet.«
»Vielleicht kommt die Erinnerung zurück.« Light schob die Decke von sich.
Dante murmelte etwas Unverständliches, bevor er begann zu erzählen: »Wir waren auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt, als ich erfahren habe, dass die Jacht, auf der mein Vater lebt, überfallen wurde. Ich habe ihn von deinem Handy aus angerufen und als ich fertig war, hatten wir deine Eltern, Jude und Kane bereits verloren. Wir haben sie gesucht, jedoch nicht gefunden. Irgendwann warst du genervt und wolltest zurück zum Auto«, berichtete er mit der Neutralität eines Nachrichtensprechers. »Du wolltest dich nicht durch die Menschen zwängen, also sind wir eine
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