Light & Darkness
und versuche wach zu bleiben. Kannst du das für mich tun?«
Light nickte. Sie zitterte am ganzen Körper und ihre Zähne schlugen aufeinander. »Mir ist kalt. Wo … wo ist meine Jacke? Ich möchte nach Hause.«
Dantes Finger wanderten über ihren Kiefer und spendeten ihr Trost. »Du bist bald wieder zu Hause. Aber bitte hör auf zu sprechen, das macht es nur schlimmer.« Light öffnete ihre Augen einen Spalt weit. Ihre Lider wollten wieder zufallen, aber sie kämpfte dagegen an. Sie musste Dante einfach sehen, musste sich davon überzeugen, dass es ihm gut ging. Ihren Kopf hatte er auf seinen Schoß gebettet und sein blutverschmiertes Gesicht schwebte über ihr. Ein Ausdruck tiefster Trauer, wie Light sie noch nie gesehen hatte, lag in seinen Augen. Sie wollte ihn aufmuntern und zwang sich zu einem müden Lächeln. »Mach dir keine Sorgen«, flüsterte sie mit kratziger Stimme, bevor ein weiterer Hustenanfall sie erschütterte. »Mir geht es gut. Ich habe keine Schmerzen.«
Dantes Lippen bebten. »Ich weiß, denn du stirbst gerade.«
17. K apitel
»Jeder Delegierte hat das Recht auf eine Familie und die damit verbundenen einundzwanzig Jahre Berufsruhe. In dieser Zeit ist der Delegierte verpflichtet, sich eine neue Einkommensquelle zu sichern.«
(Buch der Delegation, Artikel 17)
Lights Augenlider zuckten und flatterten in ihrem Versuch, sich zu orientieren. Das monotone Piepen einer Maschine drang an ihr Ohr. Es erschien ihr wie aus einer fremden Welt. Sie wollte schlucken, doch ihr Mund fühlte sich an wie aus Sand. Trocken und Rau. Blind rollte sie auf ihrem Bett herum. Das Kissen war unbequem und roch nach billigem Desinfektionsmittel.
Wieder versuchte sie ihre Augen zu öffnen. Es war schwer, aber nicht länger unmöglich. Das grelle Licht über ihrem Bett blendete sie und wild tanzende Punkte durchzogen ihrem Blick. Sie blinzelt und die Sicht wurde klarer. Sie erkannte ein Krankenhauszimmer. Weiß und steril. Wie war sie hier hergekommen? Am Ende ihres Bettes standen Blumen auf einen kleinen Tisch. Was war passiert? Sie konnte sich nicht erinnern. Suchend sah sie sich nach etwas zu trinken um. Ihre Kehle war kratzig und es fühlte sich an, als würde sie verdursten … und dann sah sie Dante.
Er saß neben ihrem Bett auf einen Stuhl, den Kopf auf der Matratze gebettet. Sein Gesicht war ihr zugewandt und seine Augen geschlossen. Obwohl er schlief, war seine Atmung unregelmäßig und ein angespannter Ausdruck lag auf seinen Zügen, als würde er selbst im Schlaf keine Erholung finden. Salzige Spuren aus Tränen klebten auf seinen Wangen.
Light hob ihre Hand und streichelte über seine Haare, um ihn zu trösten. Es war noch feucht wie nach einer Dusche und mit jeder Berührung kehrte ein Stück Erinnerung zurück. Sie war mit Dante auf den Weihnachtsmarkt gegangen und wollte sich an ihm rächen, dafür, dass er ihr Tagebuch gelesen hatte. Im Auto kam die Meldung darüber, dass eine Jacht der Censio überfallen wurde. Sein Vater war auf diesem Schiff. Weinte er deswegen?
Light schüttelte den Kopf und die Erinnerungen rissen ab, während ihre Finger von Dantes Haaren über seinen Wangen bis zu seinem Kiefer wanderten. Mit den Daumen versuchte Light eine Falte auf seiner Stirn zu glätten. Dante zuckte unter der Berührung.
Sein Bewusstsein hatte kaum die Realität gestreift, da schreckte er auf. Die Augen weit aufgerissen starrte er sie an. Ihre Hand rutschte von seinem Gesicht, lag leblos auf der Matratze. »Wie lange bist du schon wach?«
»Seit ein paar Minuten?«, fragte Light. Sie war sich nicht sicher. Ihre Stimme klang nicht wie ihre eigene. Dante rieb sich über die Augen. »Wieso hast du mich nicht geweckt?«
»Hab ich, oder bist du etwa nicht wach?« Sie lächelte, bis ihre Lippen spannten.
Dante ließ seine Schulter sinken und atmete tief durch. Er wurde ruhiger und beugte sich nach vorne. Ein Geräusch wie ein Schluchzer befreite sich aus seinem Mund. So schnell, dass Light nicht wusste, was passierte, schlang er seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. Seine warmen Hände lagen auf ihrem Rücken, streichelten sie liebevoll. Sie erwiderte die Umarmung und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Bilder eines Spiegels blitzten vor ihrem inneren Auge auf, ohne dass Light sie einordnen konnte.
»Ich dachte, ich hätte dich verloren.« Dantes Finger krampften sich in ihr Nachthemd. Minuten – so kam es Light vor – vergingen, in denen er sie einfach nur festhielt wie einen wilden
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