Light Dragons
Hinteren.«
»Oh! Den wollte ich auch haben. Dann muss ich wohl den Großen vorne nehmen. Was meinst du – sieben? Siebeneinhalb?«
»Machst du Witze? Dafür ist er viel zu verkrampft. Fünf höchstens. Aber der dahinter ist definitiv acht Komma neun.«
Ich blickte mich um. Zwei Männer gingen gerade an der Bank vorbei. Von dem Hinteren konnte ich nicht allzu viel sehen. Er war etwa Ende dreißig, mit kurzen dunklen Haaren und einem kleinen Ziegenbärtchen. Da er ein schwarzes, ärmelloses T-Shirt trug, sah man das verschlungene keltische Tattoo um seinen Bizeps. Sein Begleiter, der näher an der Bank war, war größer und hatte ebenfalls dunkle Haare. Er trug auch Schwarz, und der Wind drückte sein T-Shirt gegen seinen Waschbrettbauch. Er bewegte sich rasch, mit fast katzenhafter Anmut.
Irgendetwas an ihm kam mir bekannt vor, und ich drehte mich noch ein bisschen mehr um, um ihn besser sehen zu können. Er hatte schulterlange, dunkelbraune Haare, die zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Er war glatt rasiert, und nur um den Mund herum sah man eine leichte Andeutung von Bartschatten.
»Vielleicht sollte ich doch den Großen nehmen, ich finde Bartstoppeln schick«, sagte eines der Mädchen, als ob sie meine Gedanken gelesen hätte. »Er ist einfach süß. Hey! Sollen wir nicht fragen, wohin sie gehen? Vielleicht wollen sie ja, dass wir mitkommen.«
Das zweite Mädchen betrachtete zögernd den Mann mit dem Pferdeschwanz. »Ich weiß nicht. Meiner sieht irgendwie einschüchternd aus, oder?«
Insgeheim stimmte ich ihr zu. Er sah wirklich ein bisschen einschüchternd aus. Aber auch verdammt sexy. Am liebsten hätte ich mir einen kleinen ungehörigen Tagtraum über ihn gegönnt, aber ich hatte im Moment wirklich andere Sachen um die Ohren, ohne auch noch über den beklagenswerten Zustand meines Privatlebens nachdenken zu können.
Erneut blickte ich ihn an, und wieder überkam mich das starke Gefühl, ihn zu kennen. Es war, als ob etwas in mir etwas in ihm erkannte – ein merkwürdiges Gefühl, aber in der letzten Zeit hatte ich ja nur merkwürdige Gefühle.
Zu meiner Überraschung stolperte der erste Mann und blieb stehen, um sich umzuschauen. Zögernd betrachtete er uns, und das eine Mädchen kreischte auf und stieß seine Freundin in die Seite. Es sprang auf und versperrte mir die Sicht.
»Guck mal! Sie haben uns gesehen! Lass uns zu ihnen gehen. Los, komm, Dee!«
Ihre Freundin erhob sich zögernd. »Ich weiß nicht, ob sie uns überhaupt meinen, Sybil.«
»Quatsch!«, sagte das erste Mädchen und ergriff ihre Tasche. »Das ist so klar wie Kloßbrühe! Komm, wir sagen Hallo!«
Die beiden jungen Frauen eilten auf die Männer zu. Ich schaute ihnen nach, aber auf einmal sah ich alles nur noch wie durch Nebel, als ob ich plötzlich in einen Wattebausch eingehüllt wäre. Ich umklammerte die Rückenlehne der Bank, damit ich nicht stürzte, aber es nützte nichts. Ich fiel unaufhaltsam.
Rote Wellen des Schmerzes pulsierten in meinem Kopf, bis ich das Gefühl hatte, dass mir der Schädel platzte.
»Stopp!«, schrie ich, und wie durch ein Wunder hörte es auf.
Ich öffnete die Augen und warf den beiden Männern einen bösen Blick zu. Sie standen sich am Altar der Kathedrale gegenüber, und das Echo ihres Geschreis wirbelte Staubflocken auf, die in den Sonnenstrahlen tanzten, die durch das schöne Buntglasfenster fielen. Etwas größer als ich, kräftig und muskulös, mit goldbraunen Haaren und fast ebensolchen Augen, erinnerte er mich an einen der preisgekrönten Bullen meines Vaters. »Baltic hat mir nichts getan, gar nichts.«
»Er hat geschworen, alle silbernen Drachen zu vernichten, die sich seinen schamlosen Forderungen nicht beugen«, sagte Constantine von Norka und warf Baltic einen finsteren Blick zu. »Warum hat er dich denn überhaupt zu mir gebracht? Du bist doch bestimmt keine Jungfrau mehr!«
Ich hob eine Hand, um Baltic zum Schweigen zu bringen. Seine Erwiderung wäre bestimmt laut und heftig ausgefallen. »Er hat mir nichts getan, weil er ein Mann von Ehre ist. Er hat geschworen, mich nach Hause zu bringen, und das hat er auch getan, obwohl …« Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Ich meinte eigentlich, in das Schloss meines Vaters, nicht in die Hände von Drachen.«
»Du gehörst zu meiner Sippe«, erklärte Constantine, die Hände zu Fäusten geballt.
»Deine Sippe gehört mir«, knurrte Baltic.
»In Gottes Namen, jetzt hört endlich damit auf!« Ich rieb mir
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