Light Dragons
Innenseite meiner Lippe. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, wenn ich ihm schon einen Gefallen täte, dann wollte ich auch wieder als Lehrling aufgenommen werden. Ich kannte ihn jedoch lange genug, um zu wissen, dass er sich nicht zu einer Entscheidung drängen ließ. Aber vielleicht ließ er sich ja durch meine Hingabe und Entschlossenheit umstimmen.
»Und was wäre das für eine Aufgabe?«
»Es gibt einen Drachen, von dem Sie bestimmt schon gehört haben«, sagte er mit tiefer, einschmeichelnder Stimme. »Man nennt ihn Baltic, und er besitzt äußerst beunruhigende Fähigkeiten. Eine davon ist, dass er, wann immer es ihm beliebt, ins Jenseits hinein- und auch wieder herausgehen gehen kann.«
Benommen ließ ich mich auf meinen Stuhl sinken. Langsam hatte ich den Eindruck, als wenn sich die ganze Welt nur um den ebenholzäugigen Baltic drehte.
»Ich möchte gerne wissen, wie er seine magischen Fähigkeiten, die er bei zahllosen Gelegenheiten unter Beweis gestellt hat, erworben hat. Sein Begleiter, den wir an dem Tag gefangen haben, als Sie zusammengebrochen sind, weigert sich, mit uns zu reden, obwohl wir ihm mit der Verbannung nach Akasha gedroht haben. Ich möchte auch gerne wissen, wie er an Antonia von Endres ’ Lichtschwert gekommen ist, und ich möchte es ihm gerne abnehmen.«
»Baltic hat ein Lichtschwert?«, fragte ich verwirrt. »Aber das besteht doch aus Magie. Nur ein Erzmagier kann es schwingen.«
»Und doch besitzt er es, und er geht sehr geschickt damit um, möchte ich sagen«, erklärte er und rieb sich seinen Arm, als ob er schmerzte.
»Sie möchten, dass ich, ein Lehrling mit geringer Macht und Fähigkeit …«
»Sie sind kein Lehrling mehr«, unterbrach er mich und zog die elegant geschwungenen Augenbrauen in die Höhe. »Und da ich es Ihnen verboten habe, können Sie auch keine Macht ausüben.«
»Ich soll also ohne Macht und Fähigkeiten ein unendlich kostbares Schwert von einem Drachen und Magier-Krieger entwenden?« Ich schüttelte den Kopf. Das klang selbst in meinen Ohren wie der reinste Wahnsinn. »Ich wüsste überhaupt nicht, wie ich so etwas anfangen sollte, selbst wenn ich es könnte.«
»Das ist Ihr Problem, nicht meins«, antwortete er lapidar und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Laptop zu.
»Ich weiß noch nicht einmal, wie ich diesen Baltic finden soll …«
»Wenn Sie mir etwas zu berichten haben, können Sie sich bei mir melden. Bis dahin, guten Tag.«
»Wenn wir vielleicht vorher erst einmal darüber reden könnten …«
Er blickte mich an, und knisternde Macht ging von ihm aus. Ich war an der Tür, bevor ich überhaupt mitbekommen hatte, dass er mich gezwungen hatte, mich zu bewegen. »Guten Tag .«
Ein paar Minuten später stand ich vor dem Hotel, gut gelaunte Gäste und Touristen drängten sich an mir vorbei, aber ich bemerkte sie kaum. Ich versuchte vergeblich, Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Alles wirbelte durch meinen Kopf, und ich bezweifelte, dass ich es jemals würde entwirren können.
Die silbernen Drachen glaubten, ich sei die Gefährtin von Baltic. Meine Träume konzentrierten sich auf Baltic. Dr. Kostich wollte, dass ich Baltic etwas wegnahm. »So langsam hasse ich den Namen«, murmelte ich vor mich hin.
Der Portier warf mir einen neugierigen Blick zu. Ich trat ein paar Schritte zur Seite. Noch wusste ich nicht genau, wohin ich eigentlich gehen sollte. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Portier.
»Ich … ich habe ein bisschen freie Zeit zur Verfügung. Gibt es einen Park in der Nähe?«, fragte ich. Das war ein altes Hausmittel, das immer eine beruhigende Wirkung auf mich ausübte.
»Sechs Blöcke weiter in Richtung Norden, Ma’am. Immer geradeaus die Straße entlang.«
Ich dankte ihm und ging flugs in die angegebene Richtung. Ich brauchte den beruhigenden Einfluss von etwas Grünem, Wachsendem, um mein geschundenes Gehirn zu heilen. Kaum hatte ich den Rasen betreten, tief den Duft von sonnenwarmer Erde, von Gras und Blättern eingesogen, ging es mir schlagartig besser.
An diesem Tag hielten sich viele Leute im Park auf, um den schönen Spätsommertag zu genießen, bevor die dunklere Jahreszeit kam. Scharen von Kindern rannten hinter Frisbeescheiben und ferngesteuerten Helikoptern her, Paare lagen eng umschlungen auf dem Rasen, Mütter und Väter dirigierten ihren Nachwuchs, und Gruppen kichernder Schulmädchen drängten sich vor der Showbühne in einer Ecke des Parks, auf der gerade eine Band ihre Instrumente aufbaute.
Ich
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