Light Dragons
»Wo?«
»Dort drüben. Jetzt kannst du nur etwas Buntes erkennen.«
»Sullivan mag Pflanzen«, sagte Brom zu May und bedachte mich mit einem nachsichtigen Blick.
»Sie ist als Silberdrache geboren worden, und alle Silberdrachen mögen Pflanzen«, sagte Gabriel. Er öffnete die Tür, als der Wagen hielt, und half erst May und dann mir heraus. Mir wurde es leicht ums Herz, als ich ausstieg.
»Ich würde am liebsten singen«, sagte ich. Langsam drehte ich mich im Kreis, um die gepflegte, samtige Rasenfläche zu bewundern, die sich bis ins Endlose vor uns erstreckte.
»Ich weiß. Das ging mir genauso«, sagte May.
Rechts lag ein Eibenlabyrinth, das verführerisch kühle Schatten warf. Links neben dem Haus befand sich ein architektonischer Garten, und ich lief drei Schritte darauf zu, bis mir einfiel, warum ich hier war.
»Entschuldigung«, sagte ich und drehte mich zu den anderen um.
May lachte und sagte: »Keine Sorge, wir verstehen das.«
Ein weiteres Auto hielt hinter unserem, ein schnittiger alter Rolls-Royce, aus dem Aisling, Drake und Jim mit Drakes rothaarigen Leibwächtern ausstiegen.
»Wow!«, sagte Aisling und blickte nach oben zum Turm. »Das ist ja ein Wahnsinnshaus! Kein Wunder, dass es dir so gut gefällt, May. Es ist absolut großartig! Ist das ein Labyrinth? Jim! Das darfst du hier nicht!«
»Wer muss, der muss«, beschwerte sich der Dämon, aber er senkte sein Bein wieder und wanderte zu einem Gebüsch, das nicht so zentral lag. Dabei sagte er: »Lasst bloß nicht zu, dass sich Ysolde in einen Drachen verwandelt und durchdreht oder das Haus in die Luft jagt, bevor ich wieder zurück bin.«
»Willst du das Haus in die Luft jagen?«, fragte Brom und blickte sich neugierig um. »Mit was denn?«
»Mit gar nichts. Hör nicht auf Jim – er ist gestört. Deine Mom wird gar nichts in die Luft jagen, geschweige denn dieses Haus«, sagte Aisling und ging die Stufen zum Eingang hinauf. Die Flügeltüren öffneten sich, und Kostya und Cyrene traten heraus. Sie gebärdeten sich wie die Schlossherren.
»Da seid ihr ja«, sagte Kostya säuerlich und blickte zwischen Drake, der sein Bruder war, wie ich erfahren hatte, und mir hin und her.
»Sollen wir hineingehen?«, fragte Gabriel. Er ergriff Mays Hand und führte sie die Stufen hinauf.
Ich warf einen letzten Blick auf den Blumengarten. Mein Herz weinte bei dem Gedanken, dass er jetzt Cyrene gehörte. »Er braucht jemanden, der ihn versteht, der ihn liebt und pflegt«, murmelte ich, als ich langsam die fünf Stufen zum Eingang hinaufging.
»Alles okay, Sullivan?«, fragte Brom, der an der Tür auf mich wartete. »Du siehst irgendwie komisch aus.
Ich drückte lächelnd seine Schulter, als wir eintraten. »Ich mag dieses Haus einf …«
Kaum hatte mein Fuß die Schwelle berührt, wurde die Welt schwarz. Ich hörte Stimmen, und jemand rief meinen Namen, aber es schien aus weiter Ferne zu kommen. Ich wandte mich von der Schwärze ab und trat wieder hinaus in den Sonnenschein.
Wieder eine Vision, dachte ich, als ich zum Garten ging, ohne bewusst die Richtung eingeschlagen zu haben. Hoffentlich dauert es dieses Mal nicht so lange. Ich möchte gerne den Garten noch von Nahem sehen, bevor wir wieder fahren müssen.
Als ich in den Bereich kam, wo der Garten gewesen war, merkte ich, dass dieses Mal etwas anders war. Zum einen schienen die Blumen und Sträucher zu flimmern, was in meinen früheren Visionen so nie vorgekommen war. Und außerdem standen zwei Personen mitten im Garten. Als ich an einer jungen Weide vorbeikam, sah ich links von mir eine weitere Person, die ich jedoch nur als unbeweglichen dunklen Schatten wahrnahm. Ein Gärtner oder ein Arbeiter, dachte ich, und hatte ihn sofort wieder vergessen, als ich mich dem Paar zuwandte.
Die eine Person war ich … oder vielmehr, sie sah so aus wie ich. Es war wie ein Schock, als mir klar wurde, dass es mein Ich aus den Visionen war, die Person, deren Erfahrungen ich gefühlt und erlebt hatte. Der Mann, den sie anlächelte, stand mit dem Rücken zu mir, aber an der Liebe, die aus ihren Augen sprach, erkannte ich, dass es Baltic war.
Ich ging um die Weide herum, weil ich hören wollte, was sie sagten, ohne die Vision zu zerstören.
»Das sind zu viele«, sagte Baltic und blickte Ysolde stirnrunzelnd an. Sie stupste ihn am Arm, und sein finsterer Gesichtsausdruck zerschmolz in einem Lächeln. »Du lässt mir ja keinen Platz für das Haus. Wir haben nur Garten.«
Ich blickte mich um. Das Haus war da,
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