Light Dragons
konnte es nicht leugnen. »Ja, ich glaube schon.«
Brom beugte sich vor. Er hatte den Blick fest auf Gabriel und May gerichtet, die sich mit Maata und Tipene kurz berieten. »Und warum versuchen sie alle, ihm wehzutun?«
»Das ist eine komplizierte Geschichte«, flüsterte ich zurück. »Aber ich werde mein Bestes tun, um sie aufzuhalten, damit wir mit Baltic reden können.«
»Ist er jetzt mein Stiefvater?«
»Ich … darüber reden wir später.«
»Was wird denn Gareth sagen, wenn er herausfindet, dass dein Mann noch lebt?«
Ich seufzte wieder. »Darüber reden wir auch später.« Maata und Tipene kamen auf uns zu. »So richtig glücklich bin ich mit dieser Lösung nicht.«
»Wir passen gut auf ihn auf«, versprach Maata und boxte Brom leicht auf den Arm. Grinsend erwiderte er den Schlag. Sie tat so, als ob er wirklich wehgetan hätte, was ihn noch mehr zum Grinsen brachte.
»Wir haben doch gerade erst wieder zusammengefunden. Ich finde es schrecklich, dass wir wieder getrennt werden.«
»Es ist ja nur eine Vorsichtsmaßnahme, und es dauert ja auch nur ein oder zwei Tage. Aisling und Drake werden bestimmt gut auf Brom aufpassen«, sagte Gabriel beruhigend. »Drake nimmt Sicherheit sehr ernst, seit seine Kinder auf der Welt sind, und er ist bei ihnen besser aufgehoben als hier, falls Baltic angreifen sollte.«
Ich wartete, bis Brom und die beiden silbernen Leibwächter gegangen waren. Bis zum letzten Moment winkte ich ihnen fröhlich hinterher, aber kaum war das Auto außer Sichtweite, wandte ich mich an Gabriel. »Warum glaubst du eigentlich, dass Baltic einen Angriff auf dieses Haus plant?«
Er ergriff meinen Arm und führte mich hinein. Dabei achtete er sorgfältig darauf, dass das komplizierte Sicherheitssystem an den Türen eingeschaltet war. »Er hat es schon einmal gemacht. Er hat unser erstes Haus in die Luft gejagt und auch bei Drake für Zerstörung gesorgt. Du warst an jenem Tag gerade da – deshalb hattest du auch die Kopfverletzungen.«
Ich berührte eine kleine Narbe auf meinem Scheitel. Ich hatte mich sowieso schon gefragt, woher ich sie hatte.
»Jetzt, da er weiß, dass du am Leben bist, wird er zwei und zwei zusammenzählen und zu dem Schluss kommen, dass wir dich zu deinem Schutz aufgenommen haben. Er wird alles in seiner Macht Stehende tun, um dich zu stehlen.«
»Aber darum geht es doch«, sagte ich müde und rieb mir über die pochenden Schläfen. »Er braucht mich nicht zu stehlen, wie du es nennst. Ich will doch mit ihm sprechen. Nein, ich muss es sogar – ich muss mit ihm sprechen, um all das zu klären, was ich nicht verstehe.«
»Ich halte das im Moment nicht für besonders klug«, warf May leise ein. »Baltic ist … ich möchte nicht das Wort › wahnsinnig ‹ benutzen, aber er ist psychisch labil, Ysolde. Du kannst dich nicht an das erinnern, was er den silbernen Drachen und auch seinem eigenen Volk angetan hat, aber Gabriel war dabei, als sie vor zwei Monaten die Leichen entdeckt haben, die Baltic bei den blauen Drachen hinterlassen hat.«
»So eine Tat konnte nur ein Irrer begangen haben«, sagte Gabriel grimmig.
Seine normalerweise hellen Augen waren dunkel vor Schmerz.
Ich blickte auf meine Hände. Wie sollte ich rechtfertigen, dass ich an einen Mann gebunden war, der diese Morde begangen hatte?
»Du hast gesagt, er habe überrascht gewirkt, dich zu sehen«, sagte May. »Das bedeutet, er wusste nicht, dass du lebst, deshalb will er dich wahrscheinlich jetzt unbedingt finden. Und du kannst davon ausgehen, dass Baltic in seinem gefühlsmäßigen Aufruhr kein angenehmer Gefährte ist.«
»Ich weiß nur, dass ich mit ihm reden muss. Mir ist klar, dass ihr ihn fangen wollt, damit er für die Dinge zur Verantwortung gezogen werden kann, die jetzt über mir schweben, aber gibt es nicht einen neutralen Ort, an dem wir uns treffen und mit ihm reden können, um herauszufinden, ob er wirklich geistesgestört ist?«
Sie schwiegen einen Moment. Schließlich sagte Gabriel: »Ich werde dem Weyr diesen Vorschlag unterbreiten.«
Er fügte nicht hinzu, dass es nichts nützen würde.
Ich nickte, wobei ich immer noch meine Schläfen rieb.
»Du bist erschöpft«, bemerkte Gabriel. »Du solltest dich ausruhen. Wenn Baltic sich entschließt, heute Nacht anzugreifen, wirst du kaum Schlaf bekommen.«
»Soll ich dir etwas zu essen aufs Zimmer bringen lassen?«, fragte May.
»Ja, ich habe schrecklichen Hunger. Ich hätte gerne etwas zu essen.«
»Geh nach oben und leg dich ins
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