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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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jäh davon, und die Druckwelle seiner Bewegungen beutelte die Zelle so heftig, dass sie beide ins Wanken kamen.
    Lila stellte die Suchfilter ihres KI-Gehörsinns feiner ein.
    Arië hat den Drachen hier bei uns gesehen. Was auch immer wir vorhaben, wir müssen es auf der Stelle tun, erklärte Tath, der sich jetzt, wo der Drache weg war, wieder in der Gewalt hatte.
    »Plan?«, fragte Zal und hob fragend die Augenbrauen. Sein Körper war kampf- oder fluchtbereit.
    Lila ließ alle Operationen über ihr Kl-System laufen, sodass die eine Sekunde, die sie hatten, etwa einer Minute normaler Überlegungszeit entsprach. Wie ein Schachspieler spielte sie die möglichen Varianten durch, aber die Situation war so komplex, dass sie bei keiner über das übernächste Manöver hinausblicken konnte, keinen eindeutig vorteilhaften Zug auszumachen vermochte. Ihre ursprüngliche Idee war so gut oder schlecht wie alles andere.
    »Tu so, als ob du verlierst«, sagte sie verzweifelt, weil sie draußen bereits die schweren Stiefel der Wachen und das Singen aus der Scheide fahrender Klingen hörte.
    Zal fiel vor ihr auf die Knie. Wo seine Hände das Metall ihrer Beine umfassten, fühlte sie das elektrische Knistern magischer Energie, die die Kerzenflammen flackern und hoch emporlodern ließ. Aus dem grünen Dunkel schoss der Drache auf sie zu, als wollte er die Zellenwand rammen, aber im letzten Moment tauchte er darunter weg. Seine Bugwelle erschütterte den Raum genau in dem Moment, als die Wachen hereinkamen. Lila fühlte, wie Tath sich in ihr ausdehnte und kurz Kontakt mit Zal aufnahm. Tath sagte ein paar Worte auf Elfisch, und Zal wiederholte sie leise, summte sie als trostlose kleine Melodie vor sich hin. Die Ätherschwaden um sie herum kamen plötzlich näher, als würden sie von etwas Atmendem eingesogen, und die Luft knisterte von kleinen Explosionen freigesetzter Energie. Dann war der wilde Äther verschwunden.
    Zal sank in sich zusammen und ließ sie los, als sei er besiegt.
    Partytrick, sagte Tath. Er war ebenso ängstlich und angespannt wie Lila selbst, denn sie wussten beide, dass ihre Tarnung zumindest teilweise aufgeflogen war. Aber das Schlimmste war, dass sie sich nie richtig mit Dar abgesprochen hatten. Jeder Fehler von seiner Seite konnte jetzt alles zunichtemachen. Ihre Lage war verzweifelt.
    Die Wachen schleppten Zal davon und warteten nur, bis Lila Taths Sachen wieder angezogen hatte, ehe sie sie ebenfalls abführten. Im Gehen injizierte sie sich noch einen Medikamentencocktail, der sie ruhiger machen, ihr Zittern unterbinden, sie einen kühlen Kopf bewahren lassen würde. Ihre Vorräte an Grundwirkstoffen gingen zur Neige. Sie musste aufpassen, dachte sie und fühlte dann, wie Tath auf die Pharmazeutika in ihrem Blut reagierte, als wäre er wirklich ein Teil von ihr.
    Was hat der Drache gemeint?, fragte sie ihn, als er spürbar ruhiger wurde.
    Das Band des Pfandes, von dem er sprach, ist das Spiel mit Zal. Ansonsten kann ich auch nur Bruchstücke entschlüsseln. Ein Kraftlied ist in der thanatopischen Magie ein Ruf- oder Banngesang, um über die Toten zu gebieten. Mit dem Wasser ist höchstwahrscheinlich wilde Magie gemeint, obwohl Wasseradepten wie Arië durchaus behaupten, alle Wasser der Welt seien ein einziges Meer. Den Rest verstehe ich auch nicht.
    Es kam ein bisschen zu glatt heraus. Sie war sich sicher, dass er ihr nicht alles sagte. Aber was die Zahlen bedeuteten, wusste sie selbst, wenn sie sich auf ihren Chemieunterricht besann. Zwei, acht und achtzehn waren die Elektronenzahlen in einem Atom mit drei Energieniveaus. Das bescherte ihr zwar neue Einsichten in die Zusammenhänge zwischen Magie und Naturwissenschaften quer durch die Sphären, erhellte die Worte des Drachen aber auch nicht sonderlich. Doch zum Rätseln war keine Zeit.
    Sie befanden sich jetzt in einer riesigen, höhlenartigen Luftzelle in den schwarzen Tiefen des Sees. Über sich erkannten sie den restlichen Aparastilpalast wie glänzende silberne Kugeln, in deren Inneren Lichtschimmer tanzten. Nach allen anderen Seiten sahen sie nur ihr eigenes Spiegelbild vor einem schwarzen Hintergrund und winzige Luftbläschen oder Schlickpartikel, die kurz aufleuchteten, wenn sie die Zellenwände streiften. Silbrige Blasen aus der Tiefe emporgestiegener Gase, die sich unter ihrer Zelle gefangen hatten, bewegten sich wie Flüssigkeit unter dem durchsichtigen Fußboden. Sie sammelten sich wie Quecksilber dort, wo der Boden aus der größten und komplexesten

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