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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Herr deiner äußeren Gestalt, belehrte er sie ruhig. Es ist schon höhere Ironie, dass du Mitleid mit mir hattest und nicht der gute Dar. Aber ich glaube, ich könnte nur über deine Fleischteile gebieten, und ein elender Krüppel zu sein, reizt mich nicht.
    Lila hielt den Feuerstrahl an den Bogen.
    Halt! Ich werde tun, was du verlangst. Ohne Hinterlist. Ich gebe dir mein Wort.
    »Er hat mir sein Wort gegeben.« Sie sah, wie der Feuerstrahl den Griff des Bogens anzusengen begann. Goldene und schwarze Zauberzeichen, wie Wörter, schienen aus dem Inneren des Materials zu den Enden des Bogens zu strömen.
    »Er wird es halten«, sagte Dar tonlos.
    Sie schaltete den Flammenwerfer aus. Der Bogen qualmte ein wenig, brannte aber nicht und hatte keinen ernstlichen Schaden genommen. Tath fauchte und knurrte, konnte vor Hass nicht sprechen. Sein Geist zog sich brodelnd zusammen. Dann plötzlich fühlte sie, wie er sich ausdehnte, ihre Brust erfüllte und in ihre Arme floss. Dort wo ihr Fleisch an die Prothesen stieß, verharrte er voller Furcht und Abscheu …
    »Mach schon!«, schrie Lila und hasste ihn in diesem Moment mit aller Inbrunst.
    In diesem Material steckt Elementarkraft, sagte Tath. So etwas findet man nicht in Otopia. Es ist mir widerwärtig, aber ich kann es durchdringen. Dein Glück, dass du Dar getroffen hast. Nur wenige Heiler in Alfheim können aus Metall etwas machen, das für Äther durchlässig ist. Hast du gewusst, was er da gemacht hat? Er spöttelte. Sie hasste ihn noch mehr. Er hat es dir nicht gesagt und auch nicht, warum jemand von seinem niedrigen Stand so weit aufsteigen konnte. So wenig weißt du über ihn.
    Taths Andalun schoss plötzlich ihre Arme hinab wie ein Schwall kaltes Wasser. Ihre Hände kribbelten. Jetzt kannst du den Dolch berühren, sagte Tath verächtlich.
    Lila hängte sich die Dolche und den wunderschönen Kompositbogen samt Köcher um. Tath zog sich augenblicklich wieder in sich zurück, aber seine Präsenz verharrte dort, wo die Waffen dicht an ihrem Körper anlagen, wachte über sie, getröstet von ihrer Nähe. Sie hatte an den Waffen nichts Außergewöhnliches ausmachen können. Nach kurzem Zögern nahm sie das silberne Amulett in die Hand.
    »Sie werden mir nachsehen, wenn ich Sie bitte, das da nicht zu tragen«, sagte Dar.
    »Doch, das ist schon okay. Ich bin kein Zombie. Vielleicht überlegen sich’s die Leute ja zweimal, ob sie uns angreifen, wenn sie mich für eine Nekromantin halten.« Lila verlötete die zerrissene Kette mit einem kurzen Bogenstrahl aus ihrem Finger und hängte sie sich um, sodass sich das magische Zeichen deutlich von Taths grünem Wams abhob. Sie unterdrückte jeden Gedanken daran, wie Tath wohl ihren Metallkörper erlebt hatte. Sie konnte es sich nicht leisten, sich das anzuhören.
    »Wenn Sie darauf bestehen.« Dar schien unter der psychischen Last der Situation in sich zusammenzusinken, und er tat ihr leid.
    »Dar«, sagte sie und wartete, bis er ihr seine Aufmerksamkeit zuwandte. Dann wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Sie berührte seinen Arm, und er sah sie einfach nur mit diesem elfischen, wartenden Blick an, aber sein Andalun floss begierig über ihre Hand ihren Arm entlang, bis er auf natürliche Haut stieß. Lila fühlte einen leichten Hauch ihren Hals streicheln.
    Dann war da plötzlich ein höchst eigenartiges Gefühl, als ob sie von einer Woge imaginären Wassers durchspült wurde: Taths Geist, der ebenso begierig durch ihren Menschenkörper bis zu diesem Berührungspunkt emporstieg. Es unterschied sich ganz und gar von dem Gefühl eben, als er so kontrolliert und verhalten gewesen war. Jetzt, da ihn der Drang, Dar zu berühren, alle Vorsicht vergessen ließ, konnte er nicht viel vor Lila verbergen.
    Sie erkannte, dass Tath Dar liebte – neben einer Reihe komplexer Gefühle ihm gegenüber. Sie war sich ganz sicher. Sie dachte, dass sie ihn vielleicht auch liebte. Sie fragte sich, ob Dar irgendetwas davon spüren konnte, aber er brach ihren Dreierkontakt just in diesem Moment ab und zog sich in sich zurück. Lila war verwirrt von dieser Gefühlswoge, diesen vielen emotionalen Nuancen, die so ähnlich waren wie bei ihr und doch so anders.
    »Wir müssen seinen Leichnam beseitigen. Hier kann er nicht bleiben«, sagte Dar.
    »Nach draußen …«, schlug Lila vor.
    Tath geriet völlig außer sich, als sie seinen kalten Körper durch den unterirdischen Gang, zur Tür hinaus und den Hang hinabtrugen. Der Kampfplatz lag verlassen da,

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