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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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siehst du aus, als würdest du deine Sachen am Berkeley Square kaufen. Und deine Chefin ist hier, um die Sachen für dich wieder ins Lot zu bringen. Gratuliere.«
    »So war es nicht.« Lila ließ die Tränen in ihrer kochenden Wut verdampfen. »Ich hatte nie vor, euch zu verlassen …«
    »Das wollten wir doch beide, Lila. Keine große Sache. Also, was ist passiert? Totalschaden mit dem Auto des großen Mannes?«
    Lila drehte sich um, den Mund voller bösartiger Dinge.
    Mach weiter.
    Aber sie konnte nicht. Max war nur so, weil sie trauerte. Mama und Papa – sie waren nur so gewesen, weil sie es schwer gehabt hatten, weil sie falsche Entscheidungen getroffen und Pech hatten … Sie glaubte, das ausgleichen zu können, wenn sie einen guten Job bekäme. Und das war geschehen. Wenn sie genug Geld hätte, wenn sie das Richtige tat, hart arbeitete, ein gutes Mädchen wäre. Und das alles hatte sie getan …
    Max wandte sich ihr zu, die Augen zu einem unverschleierten Fick-dich -Starren verengt, das voller Liebe und Hass steckte und, das war das Schlimmste, voller Neid.
    »Wir …«, setzte Lila an, hielt aber inne, denn sie hatte sagen wollen: Wir hatten eine wirklich schöne Kindheit, aber das stimmte nicht.
    »Da …« Da spricht nur die Trauer aus dir, aber das tat sie nicht.
    »Ich …« Ich habe nur getan, was jeder getan hätte, und ich wollte niemals abhauen und dich bei ihnen lassen … aber auch das war gelogen.
    »Ich bin …« Ich bin ein guter Mensch, nicht so eine egoistische Schlampe. Aber eigentlich …
    Und dann verstummte sie. Schwieg einfach. Lila konnte sich nicht mehr bewegen oder reden. Es dauerte nur einen Augenblick, aber sie erkannte, dass ihr Maxines Ärger deswegen so wehtat, weil sie ihn teilte und immer geteilt hatte. Sie würden im nächsten Jahr Ferien machen. Papa würde mit dem Trinken aufhören, sobald er einen Job hatte. Mama musste nicht Karten spielen, außer mit den Damen, die Bridge-Abende auf der Veranda des Country-Clubs abhielten. Sie hatte ihr Geld verdient und aufgehört. In Zukunft würden die Sachen besser werden. Sehr bald. Harte Arbeit in der Schule, dann harte Arbeit im Beruf, und dann vielleicht so etwas wie eine Beziehung und ein Haus und noch mehr Arbeit und dann Kinder und dann noch mehr Warten und Hoffen und Wollen. Und zwischendurch der mysteriöse Schmerz, weil nichts davon da war, sondern man immer nur darauf wartete, immer, und sie ständig logen. Es geht mir gut. Alles ist prima. Es geht mir gut. Es geht mir gut. Es geht mir gut. Sie sind nur müde. Mein Herz zerbricht nicht. Es geht mir gut.
    In diesem Augenblick verflog all der Ärger. Sie atmete durch und spürte ihn mit der Luft ausströmen. Den ganzen Ärger. Vom Winde verweht und um das Kap geblasen, zu Solomons Folly, dem Ort, wo sie Zal getroffen, wo seine Reise begonnen hatte. Sie sah ihre Schwester an, ihre dünne, knochige, burschikose, tapfere Schwester, deren Kopf auf Familienfotos stets halb abgeschnitten war. Maxine erwiderte den Blick ihrer silbernen Augen zögerlich, wusste nicht, wo sie genau hinsehen sollte, sah dann weg.
    Sie waren allein am Strand, die Häuser lagen weit hinter ihnen.
    »Max, ich muss dir etwas zeigen.«
    Max nickte mit einer kleinen Bewegung, so wie jemand, der die nächste Lüge erwartet und befürchtet, daran zu zerbrechen.
    Lila zog sich aus. Während sie die Kleidung in den Sand fallen ließ, kicherte Max und nahm die Zigarette aus dem Mund. »Was soll das? Drehst du jetzt völlig … wauuuuuuuu!«
    Während Lila in Unterwäsche aus ihrem Rock stieg, ließ sie die künstliche Hautfarbe ihrer Metallprothesen verblassen. Dem künstlichen Fleisch an ihren Händen und Unterarmen erlaubte sie, sich zu öffnen, und zog es ab, wie Handschuhe, sodass darunter das Schwarz und Chrom ihrer echten Arme zum Vorschein kamen. Sie trat zurück, prüfte, ob der Abstand ausreichte, und aktivierte dann den Kampfmodus.
    Das vertraute Sirren und Klacken des sich bewegenden Metalls war leise, aber über den Geräuschen der Brandung deutlich zu hören. Lila verwandelte sich von einer ein Meter und siebzig großen, durchschnittlich gebauten Rothaarigen in einen über zwei Meter großen Kampfroboter, dessen Gliedmaßen sich als Waffen entpuppten. Ihre normalen menschlichen Bewegungen wurden zu weichen, geschmeidigen Androiden-Bewegungen.
    Max ließ die Zigarette fallen.

 
17
     
     
    Malachi dachte im Auto einige Minuten nach. Er fühlte ein starkes Ziehen in sich und erkannte es als den

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