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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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beginnenden Zerfall seiner Seele in Einzelteile. Pecadore: Der Zustand, wenn man seelisch in Stücke zerbricht und sich so von Gott entfernt. In den Feensagen war es ein großes Unglück und etwas, das man sofort beheben musste, bevor einem noch etwas Schlimmes passierte – was auf jeden Fall bei jemandem geschehen würde, der von so wild zersplitterter negativer Energie umgeben war. Auch wenn er manchmal unüberlegt handelte, wusste er nun doch ganz sicher, dass es die Mühsal und die Anstrengung wert war. Er war sicher, das Pecadore rührte nicht von der Anspannung der Situation her – keine Fee hätte sich über solche unfeenhaften Dummheiten Gedanken gemacht.
    Er fürchtete die Auswirkungen nicht, die sich daraus ergaben, dass er Lila gegenüber die Existenz der Anderen offenbart hatte; auch dass es gegen seine Abmachung mit Zal verstieß – der sich nicht beschweren durfte, denn er hatte nicht für Alfheim gesprochen –, interessierte ihn nicht, und auch nicht, dass es seinen Anweisungen an die anderen Feen widersprach, genau das nicht zu tun. Zweifellos würden sie sich an seine Vorgabe halten, solange sie sich daran erinnerten (was im Falle der Blumenfeen beinahe eine ganze Minute der Fall sein konnte) oder bis ein Widerruf erging – was mehr war, als man erwarten durfte.
    Es störte ihn auch nicht, dass Delaware vermutlich versuchte, hier irgendeine schmutzige Dämonentat zu vertuschen, vielleicht im Bestreben, Lilas Eltern als weitere Versuchsobjekte bei ihrer stets experimentierfreudigen Entdeckungsreise zu benutzen, deren Ziel es war zu entschlüsseln, welche Kräfte Menschen in dem durch die Bombe neu entstandenen Universum beherrschen könnten.
    Es war ihm egal, dass Jones ihre Freunde hintergangen hatte, um sich selbst und ihren Intentionen treu zu bleiben. Das war beinahe edel, wenn man den Einsatz betrachtete.
    Auch Zals Verschwinden berührte ihn nicht. Vielleicht wäre es nur zeitweilig, vielleicht auch nicht, aber wenn es ein anderes Wesen gab, dem er zutraute, auf sich selbst aufzupassen, dann war es Zal.
    Ihm war egal, dass die Tourismusverträge mit Dämonia alle aufgrund aufgelöster Beziehungen aufgekündigt worden waren oder dass Otopias Ökonomie durch das Bruttoinlandsprodukt Alfheims gefährdet wurde oder dass er mit den dickköpfigen Menschen das Problem lösen sollte, dass Feen keinerlei Regeln akzeptierten. Es war ihm sogar egal, wer Lilas Eltern getötet hatte, nur dass man es getan hatte, war ihm nicht egal.
    Er machte sich keine allzu großen Sorgen darüber, dass er den Geisterjägern versprochen hatte, Feengold aufzutreiben, damit sie ihre Untersuchungen der Flotte fortführen konnten. Er war sicher, dass er das in die Wege leiten konnte. Er dachte kurz an die Nornir, die Moirae, aber das war eine ganz andere Angelegenheit. Nein, das stand ziemlich weit unten auf seiner Sorgenliste und in einer anderen Abteilung, die überschrieben war mit: Beschäftige dich auf keinen Fall damit, nein, ehrlich! Also machte er sich auch darüber keine Gedanken.
    Er war allerdings in Sorge wegen dem, was Lila durchmachte, und das war der Knackpunkt. Er war beunruhigt darüber, dass Delawares Bosse Lila überhaupt erst erschaffen hatten und ihr möglicherweise noch weiteren Schaden zufügen könnten. Er konnte Delaware als dunkle, schwere Präsenz hinter seiner rechten Schulter spüren, wo sie in ihrem eigenen Wagen saß, vor sich hin schmollend oder arbeitend – oder beides zugleich. Im Wagen zu warten war im Moment allgemein angesagt, das leere Haus vor ihnen, die Tür offen, mit Vorhängen, die im Wind wehten.
    Malachi dachte über seine Position nach. Es förderte die Feeninteressen nicht, menschlichen Konzepten hinterherzutrotten. Außerdem fraß ihn Zals Andeutung innerlich auf, Delaware und andere könnten Zugang zu Lilas Kopf haben. Was auch immer er ihr sagte, könnte also aus ihr heraus- und eine kabellose Verbindung entlangsickern, in die täglich zu bearbeitende Datenmenge irgendeines Schergen, und irgendwo, irgendwie würden sie dann genug Kaffee getrunken oder bewusstseinserweiternde Drogen geschluckt haben, um zu bemerken, dass er die Anderen erwähnt hatte.
    Und diese Verbindung könnte auch in beide Richtungen funktionieren. Er richtete für eine Weile alle seine Sinne auf Delaware und überlegte, ob sie eine Übernahme Lilas durch ihre wankelmütige KI befehlen könnte. Besaß die Frau einen Code – das Äquivalent zu einem Wahren Namen?
    Eine halbe Millisekunde später

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