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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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der momentanen Herrscher meiner alten Heimatstadt unterliegen. Ihre Gesetze sind veralteter, als du dir vorstellen kannst.«
    Sie wehrte sich und kratzte. Der Drachling spürte die Meuterei auf seinem Rücken und ging über den Ausläufern Bathshebats tiefer, glitt knapp über die Bucht. Zal zog sie aus dem Sattel und stieß sie kräftig. Sie fiel, und ihre weiße Kleidung flatterte wie eine Wolke um sie herum. Mit der Geistesgegenwart, die er immer an ihr bewundert hatte, warf sie ihm einen kleinen Gegenstand zu und begleitete ihn mit einem kurzen Lied. Er fing ihn auf – ihr Sänger –, und mit dem Gegenstand zusammen ließ sie eine Zeile in seinem Ohr erklingen, mit der Präzision, für die sie berühmt war: »Ziehe nie allein in den Kampf …«
    »Bereit?«, fragte die Reiterin. Der Drachling trug sie nun aufs offene Meer hinaus. Die Flügel bewegten sich langsam, aber ihre Geschwindigkeit wuchs über die physikalischen Möglichkeiten jedes Wesens hinaus.
    »Los geht’s«, sagte Zal. Die Reiterin nickte zufrieden und rief ihrem Reittier etwas zu. Der Drachling öffnete sein langes Krokodilmaul, und ein unhörbarer Schrei durchbrach die Barrieren zwischen den Welten. Sie glitten in den Ätherstrom, geschützt von der abweisenden Aura des Drachlings, und dann stimmte er sich auf die Frequenzen Alfheims ein. Mit der Unaufhaltsamkeit, mit der sich Gleiches zu Gleichem gesellt, packte der Ort zu und zog sie aus dem Nichts. Sie donnerten durch den von der Morgendämmerung erhellten Himmel über einem scheinbar unendlichen Wald. Die Luft war kälter und klarer.
    Der Drachling ging zufrieden in den Gleitflug über. Die Reiterin reinigte erneut die Linsen und lauschte dem Kompass. Sie änderten den Kurs wieder und wieder, bis sie die aufgehende Sonne schließlich im Rücken hatten. Zal legte den Sänger über sein rechtes Ohr und schaltete ihn ein. Sorchas vom Funk besessenes Schlagzeug und die Gitarren trafen ihn, und er sammelte seine Aufmerksamkeit so sehr, dass sie sich voll und ganz auf die stumpfe Spitze des Netzspeers konzentrierte. An seinem Schaft klebten zehn Netze, so leicht wie Spinnenseide; ihr ätherisches Potenzial ließ seine Finger kribbeln, als er seinen Griff korrigierte und übte, es an der Reiterin und dem Drachling vorbei auszulösen.
    Die Reiterin legte das Fernglas in seine Halterung an ihrer Seite. »Also, hast du mit einem Drachen gesprochen?«, fragte sie und verschränkte die Arme.
    »Er sprach zu mir«, sagte Zal wahrheitsgemäß und versuchte so, das Gespräch im Keim zu ersticken. Sein Dämonisch musste besser geworden sein, denn sie verstand den Hinweis, oder ihr war bereits nicht mehr wohl dabei, wie sehr ihre Neugier ihre Professionalität untergraben hatte.
    Sie warf ihm einen respektvollen Blick zu, und für einen Moment sah er den Drachling eindeutig durch ihre Augen blicken. Der Blick war durchdringender und gewitzter, als es je ein Dämonen- oder Menschenblick sein könnte. Er erwiderte ihn, und die Reiterin lachte.
    »Wann wirst du dein kurzes und überflüssiges Gezänk dann beenden, frage ich mich?«, sagte sie, aber es war nicht ihre Stimme, und sie beide wussten es, und keiner machte Anstalten, diese Frage zu beantworten.
    Der Drachling segelte mühelos zu einem Platz tief im Dunkelwald. Ein Platz, der sich als Versteck eines nächtlichen Attentäters hervorragend eignete. Wo sich zwei Waldwiesen an einem schmalen Fluss trafen, fanden sie ein typisches Saaqaa-Lager, das im Morgenlicht wie immer verlassen wirkte, nur ihre Katzen und anderen tagaktiven Haustiere lagen allein im Sonnenschein.
    Die Reiterin wies auf eine Hütte, die sie Richtung Westen überflogen.
    »Wenn deine Magier gut genug sind, kannst du ihn von hier auslösen«, sagte sie.
    Er wusste, dass sie damit meinte, die Sprüche in dem Speer seien mächtig genug, um die stoffliche Barriere der Hütte und alle eventuell bestehenden Schutzzauber zu durchdringen, und dann zielsicher genug, um das Ziel zu finden und zu fesseln, ohne umstehende Unbeteiligte in die gnadenlose Umklammerung des Netzes zu reißen. Sie erwähnte die grundsätzliche Gewandtheit nicht, die nötig war, um den Speer mit ausreichender Geschwindigkeit in die richtige Richtung zu schleudern, und er hoffte, dass dies an ihrem Vertrauen in seinen guten Ruf lag, und nicht daran, dass es ihr schlichtweg egal war.
    In seinem Kopf schien es jeder verdammte Musiker in Dämonia darauf anzulegen, ihn in Tanzlaune zu versetzen; fröhlicher

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