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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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hinein.
    »Dies ist das größte Geheimnis meiner Reise, Mädels«, schnurrte er sanft, als unterläge er bereits ihren Forderungen. »Herr Freitag Kopf. Eine elementare Kreatur von einer Art, die noch nie jemand sah, geschaffen durch meine eigenen alchemistischen Kräfte.«
    »Pah«, schnaubte Viridia, schlich aber trotzdem auf Zehenspitzen näher heran.
    Poppy versuchte ihrer Neugier zu widerstehen, aber nicht allzu sehr. Sie haderte mit sich und schaute Zal misstrauisch und bewundernd an. »Du? Dann reicht es nicht, dass du sowieso schon in allen Belangen ein Wunderkind bist, jetzt bist du auch noch ein Schüler der Verwandlungskunst? Das ist zu viel. Selbst wenn das alles nur einer der Unfälle ist, wie sie dir regelmäßig passieren, glaube ich, dass ich dich bald hassen werde.«
    »Endlich«, sagte Zal mit einem aufrichtigen Seufzer der Erleichterung. »Ich dachte schon, du würdest es nie verstehen.«
    Poppy bleckte ihre zarten kleinen Zähne.
    Viridia, nun nah genug heran, um den Golem zu berühren, zischte plötzlich auf und wich zurück. Sie stampfte nervös auf. »Ach, er ist ein Gefäß!«
    »Gefäß?« Poppy huschte an ihre Seite, schnüffelte an der bewegungslosen Gestalt von Herrn Kopf und starrte sie an.
    Zal sah ihnen zu, wie sie den Terrakotta-Elf in sicherer Entfernung umschwirrten und dabei alles Erreichbare von ihm aufspürten und einatmeten. Ihre Arme, Finger und die Nasenspitzen wurden dabei länger und dünner, gingen in Seelenformen über, die wie Wasser schimmerten. Er spürte den Sog und das Ziehen ihrer Macht, die aufstieg, während sie ätherische Informationen in sich aufsogen, und er erlaubte sich ein freudiges Lächeln. Sie hatten den Köder geschluckt.
    Er schlich sich hinaus, völlig lautlos und ohne weiteren Zwischenfall. Dabei hörte er sie flüstern wie zwei kleine Mädchen.
    »Er ist ein Kelch.«
    »Ein Geisterkelch.«
    »Ein Geisterkelch von erheblicher Macht.«
    »Er ist … er ist ein Gral.«
    »Ja! Ja, ein Gral. Das muss er sein.«
    »Ich habe noch nie einen gesehen, aber ich habe von ihnen gehört.«
    »Ich auch, ich auch! Der letzte ging in den lange vergangenen Ländern verloren, wo er von der albernen Famka ins große Dunkel gebracht wurde, damit er sicher verwahrt wäre, aber natürlich hat sie vergessen, wo sie ihn hingesteckt hat.«
    »Zählt trotzdem.«
    »Ja, wir haben sie alle. Jeden einzelnen. Na ja, fast alle.«
    »Den hier nicht. Den hier haben wir nicht.«
    »Noch nicht. Wir haben ihn noch nicht …«
    Zal prägte sich diese Information ein, während er die Feuertreppe hinunterrannte und auf das Kurierrad sprang, das für ihn angekommen war. Er hatte etwas Schwierigkeiten, dem Fahrer klarzumachen, wo er hinwollte und dass er keinen Helm tragen wollte, aber nachdem er dem Mann einhundert Küstendollar zugesteckt hatte, fuhr er mit zufriedenstellender Geschwindigkeit, von der die Augen tränten, los.
    Das Dämonia-Portal stieg gerade auf, als er ankam. Er bedankte sich in Gedanken kurz für den Vierundzwanzig-Stunden-Möbeleinzelhandel, verließ den otopischen Raum und landete wieder in dem Park, von dem er viel früher aufgebrochen war.
    Der Park war rußgeschwärzt und stank nach Feuer. Wo die Flöten gesteckt hatten, ragten nur noch ihre Stümpfe aus dem Boden. Er fand verkohlte Knochenreste, wo einen Anwesenden sein Glück verlassen hatte, und verzog das Gesicht bei diesem Beweis dafür, dass die Elementare ihre Adepten nicht immer gut behandelten.
    Sein eigenes Entkommen erschien ihm mit einem Mal noch unwahrscheinlicher als zuvor, und kurz wallte Übelkeit in ihm auf, sodass er den Ort schnell verließ. Er ignorierte seinen Hunger und Durst, seine gegensätzlichen Gefühle von Stärke und Zerbrechlichkeit.
    Seine Flamme brannte mit einer spirituellen Hitze, mit der sich sein Andalun jetzt auf neue Art verband; obwohl sie nur auf seinem Rücken sichtbar war, konnte er ihr einzigartiges Feuer am ganzen Körper spüren. Normalerweise hätte er sich seinen Weg ebenso sehr anhand der lebendigen Dinge in der Gegend gesucht wie mit dem Gesichtssinn – Funken und Adern vibrierenden Lebens, die zu seiner Seele sangen. Jetzt spürte er stattdessen überall das Versprechen eines Entzündens. Er fragte sich, ob das wieder weggehen würde.
    Er rannte, ohne sich ablenken zu lassen, durch die vollen Straßen, ignorierte Rufe und Wiedererkennenslaute und Partyeinladungen und kam so schnell vorwärts. Er dachte nur an Lila und wo sie sein mochte, hörte nichts anderes.

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