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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Spitze ihres bedeutend bequemeren Reitersattels. Der Drachling wandte den riesigen, hässlichen Kopf nach hinten, und Zal sah die zarte Haut über den Löchern, in denen bei einem echten Drachen die Augen gelegen hätten. Schwarz-blaue Adern leuchteten, und alles andere strahlte mit einem inneren weißen Licht. Das Licht bewegte sich wie Wasser, als die Kreatur sich auf die Macht des Kompasses einstimmte. Die Reiterin sprach mit ihm, und das Drachenwesen antwortete mit einer wunderlich sanften Stimme.
    Dann sagte die Reiterin zu Zal: »Sie sagt, du riechst nach Zoomenon. Dahin wird sie nicht fliegen.«
    »Keine Sorge«, sagte Zal und wurde sich der einmaligen Kombination aus stofflicher und ätherischer Macht des Wesens und des Geistes, der ihn genau beobachtete, unangenehm bewusst. Er schaute den blinden Kopf an und sah nichts Vertrautes an ihm, obwohl das Wesen Dinge in ihm erkannte.
    Die Reiterin murmelte: »Sie sagt, du hast ein Drachenmal im Geist.« Sie klang neidisch.
    »Das können wir zu einem anderen Zeitpunkt sehr gern ausführlicher besprechen«, sagte Zal gelassen, obwohl er davon noch nichts gewusst hatte.
    Der Drachling warf den Kopf an dem langen Hals zurück und ließ das tierische Äquivalent zu einem mädchenhaften Lachen hören; ein geborener Jäger, der einen verwandten Geist erkannte. Er sprang mit solcher Wucht vom Dach ab, dass die Streben ächzten und knarrten. Ziegel zerbarsten auf der Straße weit unter ihnen, und sie stiegen mit atemberaubender Geschwindigkeit in Spiralen höher und höher in die dünner werdende Luft über der Stadt. Eine Menge kleiner schwebender Gefährte und die großen Zeppeline der Hauptrouten lagen auf ihrem Weg, aber der Drachling suchte sich mühelos einen Kurs zwischen ihnen hindurch. Dabei streifte er den Ballon Nummer 18, was bei einigen der nervöseren Passagiere dazu führte, dass sie schrien und vom Geländer der Aussichtsplattform zurückwichen. Der Ballonpilot grüßte den Drachling neidisch, obwohl sein Gefährt für ein oder zwei Sekunden schrecklich schwankte, bevor es sich wieder beruhigte.
    Unterdessen flüsterte der Kompass der Reiterin in seiner eigenen, ungewöhnlichen Melodie zu, und sie holte ihr verzaubertes Fernglas hervor, um seine perlmuttartigen Linsen mit einem weichen Tuch zu polieren.
    Sorcha, die sich an seiner Hüfte festklammerte, zischte Zal ins Ohr. »Wir haben an den Arrangements der Tracks gearbeitet. Sogar deine aufsässige DJane hat sich hierherbemüht. Sie spielt Schlagzeugtracks mit Mizjah ein. Apropos: Wo zur Hölle warst du?«
    Zal wandte sich zu ihr um, während seine Hände vorsichtig an dem Netzspeer arbeiteten, den er hielt. Er zeigte seinen Ärger. »Du hast Lila einen Breakbeat allein gelassen.«
    »Sie kommt schon zurecht«, antwortete Sorcha, aber Schuldgefühle dämpften die Wucht ihrer Aussage. »Außerdem nicht irgendwelche Beats … welche, die das Tor der Freude öffnen. Und davon abgesehen: Warum bist du hergekommen und dann ohne ein Wort wieder verschwunden? Wenn du bei dem verdammten Abendessen aufgetaucht wärst, wäre das alles nicht passiert.«
    Die Drachenreiterin verlangte Ruhe, damit sie dem Kompass zuhören konnte. Zal biss die Zähne zusammen und krümmte sich unter dem plötzlichen Schmerz des Verlustes von Adai im Versuch, sein Herz zu schützen. Hinter ihm streichelte Sorcha sein Andalun, um ihn zu trösten. Ihr kleiner Streit hatte den Effekt ausgelöst, den sie beide benötigten – sie enger aneinanderzubinden.
    Er konzentrierte sich darauf, das Gefühl durch sich fließen zu lassen, als der Drachling plötzlich den Kurs änderte und die Reiterin das Fernglas ans Auge hob, um damit durch alle Vorhänge in die stoffliche Dimension zu blicken, in die das Jagdwild geflohen war.
    »Alfheim«, verkündete sie überzeugt, die Stimme so tief, dass sie beinahe wie ein Schnurren klang.
    »Hier steigst du ab«, sagte Zal zu Sorcha und zwang sich, eine aufrechte Haltung einzunehmen.
    »Auf keinen Fall!«, zischte sie, und dem Buchstaben des Gesetzes nach hatte sie auch ein Recht auf diese Jagd.
    »Entschuldige«, sagte er, schob den Netzspeer unter seinen Oberschenkel und drehte sich um, um sie zu packen. Sie war lebendig und kräftig und gleichzeitig zerbrechlich wie ein Kolibri, ihre Energie ließ die seine kribbeln und aufschreien. Sie hatte seiner Kraft nichts entgegenzusetzen, und er nutzte diesen unfairen Vorteil dazu, ihre Gurte zu lösen. »Aber wenn ich nicht zurückkomme, sollst du nicht der Gnade

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