Lila Black 02 - Unter Strom
dumm genug, dass man dir alles erzählen könnte. Rede über deine Anstellung, dann kommst du vielleicht mit dem Leben davon und kannst wieder wie ein Tier nach Nahrung wühlen.«
Der Körper in dem Netz bewegte sich und versuchte die magischen Bewegungen des Schattentanzes durchzuführen, durch den der Zauber der Schattenwerdung gewirkt werden konnte, aber er war gefangen.
Zal setzte sich und wartete, drehte das Messer zwischen den Fingern. Die Klinge war kühl, und an der Spitze schimmerte eine Schicht von Sorchas Gift – ein Gift, das für ihn harmlos war, solange sie nicht wollte, dass es tödlich war. Für jeden seiner Feinde war es jedoch alles andere als harmlos. Für sie war es auf seine Befehle eingestimmt. Er konnte einen dünnen Faden fühlen, der ihn mit der bösartigen Substanz verknüpfte, sein Herz ätherisch an die Moleküle band. An Dämonen war vieles wirklich fantastisch. Er erlaubte seinem Geist, sich einen Moment damit zu beschäftigen, um sich die Zeit zu vertreiben, in der die Elfe im Netz mit sich rang.
Die Metallklinge schnitt durch sein Andalun, wo sie es berührte, aber die Schwächung machte ihm nichts aus – er hatte durch all die Angriffe mit Metall gelernt, sich schnell wieder zu heilen. Außerdem hatte er die Verletzungen wohl verdient – er hatte Adai im Stich gelassen, und für dieses Verbrechen war ein ätherisches Schneiden wohl kaum eine angemessene Bestrafung. Aber dann bemerkte er, was er tat, und hörte damit auf. Er war nicht ohne Grund Dämon geworden. Der Ehrencodex von Schuld und Erlösung war ein unnützer Weg. Sollten die Elfen sich daran festklammern und ihr Spiel weiterführen. Er war nicht so weit gekommen, um jetzt wieder darauf zu verfallen.
Er drehte sich ungeduldig um. »Muss ich hier noch lange warten?«
Die Sonne stand höher als in Alfheim und brannte mit wachsender Macht auf sie herab, vertrieb den nächtlichen Nebel von der Küste. Die gefangene Elfe wand sich wegen diverser Unannehmlichkeiten.
»Du wirst mich ohnehin töten«, antwortete sie schließlich düster.
»Verlass dich nicht darauf«, sagte Zal und klang plötzlich wie sein Vater. »Ich habe in dieser Gegend nicht den Ruf, gnädig zu sein. Sag mir jetzt, wer dich geschickt hat und was du tun solltest. Ich hege keinen Zweifel daran, dass Adai nicht dein Ziel war, denn ihr Tod wirkte beinahe wie ein Missgeschick. Sorcha sagte mir, du hättest versucht, Lila zu töten, doch nachdem du mit großem Aufwand in eine Dämonenversammlung gelangt bist, hast du deinen einzigen verfluchten Schuss verpatzt und einen armseligen Fluchtversuch übers Wasser versucht – was, wie jeder weiß, der schlechteste Weg ist.«
»Jeder, der dir nahesteht, weiß es«, spie die Elfe aus.
»Das glaube ich nicht«, sagte Zal ruhig. »Jeder in Alfheim kann dir das sagen. Aber ich vermute, dass du im Erfolgsfall genug Ruhm als Meuchelmörder geerntet hättest, damit eine der herrschenden Familien zu Hause auf dich aufmerksam geworden wäre. Immerhin gibt es für eine kleine Dreckwühlerin wie dich keinen einfachen Weg, sich einen Namen zu machen. Niemand in Alfheim würde eine Herausforderung von dir annehmen, da du eine Nächtliche bist, aus einer niederen Kaste, kein Zuhause hast und keine Familie. Man hätte dich nicht einmal als Wache für eine Handelskarawane angeheuert.« Er blieb bei dieser Stoßrichtung, denn er war sicher, dass dies zumindest teilweise ihre Geschichte war. »Zu dumm, dass du eine so miserable Bogenschützin bist.«
»Der weiße Dämon hat meinen Pfeil abgefangen«, zischte sie. »Ich hätte getroffen. Die Kreatur hätte dem Schuss nicht entgehen können. Mein Gift war perfekt. Nichts hätte sie retten können.«
»Dann war es achtlos zu schießen, wenn jemand wie er neben ihr stand. Das Lebenswerk für einen Moment der Unachtsamkeit geopfert«, flötete er.
»Woher sollte ich wissen, dass er sich opfern würde? Er war ein Mitglied der Familie …«
Zal sprang auf. »Ah, er war ein Mitglied der Familie, die dies eingefädelt hat, meinst du?«
»Sie hatte bereits den Sohn getötet. Sie musste sterben. Das war mein Auftrag, und er war ehrenhaft.«
»Aber die Familie hat den tödlichsten Killer im ganzen Land und binnen der letzten zehn Generationen hervorgebracht. Glaubst du wirklich, sie würden eine schmutzige kleine Elfe für eine solche Ehrentat anheuern? Was solltest du tun, wenn du versagst?«
Er konnte ihren Hass wie eine zweite Sonne brennen spüren und wusste, dass er auch damit
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