Lila Black 03 - Elfentod
magst es nur nicht. Genauso wenig wie ich.
Er hatte recht. Einst war sie die himmlische Gnade in Person gewesen, Trägerin einer Seele, ein artiges Mädchen. Jetzt war sie Teil eines Teams. Es fühlte sich an, als sei ihr diese Entscheidung untergeschoben worden, und vielleicht war das auch die Wahrheit, denn sie hätte ihn zwingen können zu verschwinden. Sie hatte entschieden, es nicht zu tun. Und da war er nun, ihr ganz eigener Totensammler.
Ich verstehe nicht, wie du damit leben kannst. Aber das Gleiche hätte sie auch zu sich selbst sagen können.
»Hey!« Thingamajig zog an ihrem Ohr, als sie im Zickzack nach unten flog und dabei nach einer Gelegenheit Ausschau hielt, den Dämon unter sich anzugreifen. »Ich sagte, hast du das gesehen …«
»Halt die Klappe, ich versuche nachzudenken«, sagte sie. Das Leuchten in ihrer Brust war schwarz und lachte. Du Idiot, du sollst unbemerkt bleiben.
»… weil ich eigentlich dachte, du hättest gar keine ätherischen Fähigkeiten. Nada. Null. Sogar der französische Vogel hat nichts Anderweitiges verlauten lassen, und du weißt, dass die so was erkennen kann. Wenn du also nicht von einem Dämon besessen bist und keine Kräfte besitzt, dann …«
»Ich sagte, du sollst die Klappe halten«, wiederholte Lila leise, eisig, während sie sich durch die Wolke schob. Rauchende Stücke des toten Dämon regneten auf die Frachtkähne unter ihr hinab.
Die anderen beiden Dämonen waren auf dem Rückzug, weil ihr erster Angriff fehlgeschlagen war. Sie hatte das Recht, sie zu verfolgen und auszulöschen – keinem Duellanten war es erlaubt, sich vom Schlachtfeld zurückzuziehen, solange der Gegner noch lebte –, aber sie bewegten sich in unterschiedliche Richtungen. Sie konnte nicht wissen, ob sie sich wieder zusammenfinden würden oder flohen. Den MV könnten sie nicht mehr einsetzen, wenn sie nicht genau und ganz still zwischen ihnen stand. Ihr erster Impuls war, sie einfach gehen zu lassen.
»Nein, nein, nein, das kann nicht dein Ernst sein.« Der Kobold hopste aufgeregt auf ihrer Schulter, und seine Krallen rissen dabei Fäden aus ihrer Weste. »Willst du von allen Teufeln aller Zeitalter wie ein räudiger Hund gejagt werden? Ganz zu schweigen von den Dämonen der Jetztzeit … TÖTE irgendwas!«
»Aber …« Aber sie hatte Mitleid mit ihnen.
»Und warum?« Der Kobold zerrte heftig an ihrem Ohr und wollte sie dazu bringen fortzufahren. »Du hast Mitleid mit ihnen, weil …«
Lila hing in der Wolke, und die Waffe an ihrer Seite formte sich langsam, wie gelangweilt, zu einer langen, gebogenen Klinge um. »Weil sie keine Chance gegen mich haben.«
»Irgendwie verstehe ich dein Problem nicht so richtig.« Thingamajig seufzte. »Hast du eine Ahnung, wie viele Dämonen gerne an deiner Stelle wären?«
»Aber genau das ist es ja«, sagte sie, hielt die Ortung ihrer beiden Opfer dabei jedoch aufrecht.
»Wenn du jetzt sagst, dass es nicht fair sei, bin ich zum Äußersten gezwungen«, fauchte der Kobold. »Es ist nicht fair. Aber nach deiner Identitätskrise hast du ihnen eine Chance gegeben, wie eine echte Sportsfrau. Wenn du noch länger wartest, enttäuschst du dein Publikum.«
Ihr war nicht aufgefallen, dass ihr noch von anderer Seite Aufmerksamkeit gezollt wurde, aber tatsächlich wandten sich ihr nun Luftschiffe und Zeppeline zu, und die schnelleren Flugzeuge einzelner Dämonen kamen näher. Aus einigen funkelten ihr Kameralinsen entgegen.
»Ich töte nicht gern«, wandte sie ein und wählte den Dämon mit dem Gewehr aus, der ihr zuerst aufgefallen war.
»Lügnerin.«
Sie schoss in einem Bogen auf das Opfer zu, behielt seine Bewegungen im Auge und erkannte, dass sie nur der Ablenkung dienen sollten. Sie suchte nach einem möglichen Zielpunkt, der ihm nützlich sein könnte, aber ihr fiel nichts Besonderes auf. In der Zwischenzeit identifizierte sie ihn: Dämonischer Duellant 388, Vekankal. Seine persönliche Nachricht: Stirb, Schlampe!
Sehr wortgewandt, dachte sie und war verwundert, wie wütend sie diese beiden Worte machten. Sie kannte den Kerl nicht mal. Sie wurde schneller und ließ die Paparazzi-Gefährte damit hinter sich zurück.
Knapp und präzise, erwiderte Tath und streckte sich, bis sein ätherischer Körper knapp unter ihrer Haut lag. Er vermied es nach Möglichkeit, ihre Metallprothesen zu berühren, auch wenn er sie fast so leicht wie lebendes Fleisch durchdringen konnte. Metall beeinträchtigte die ätherischen Sinne der Elfen normalerweise, ihres
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