Lila Black 03 - Elfentod
versuchte verzweifelt, die Kontrolle über ihn zu behalten, murmelte vor sich hin und versuchte den Netzwerfer auf das leichte Ziel zu richten. Zal verkrampfte sich, als er einen weiteren Ton hervorbrachte, dann wurde die Pistole abgefeuert, und das Netz schoss heraus. Sie versuchte auszuweichen, aber es legte sich ihr über Kopf und Schulter und über Sorcha. Die dünnen, magischen Fäden, die an Haare erinnerten, zogen sich sofort um sie zusammen.
Zal löste den Griff von Lilas Panzerung, kletterte an ihr hinauf, bis er auf ihren Schultern stand. Er balancierte dort wie ein Zirkusreiter, und sie flog weiter, obwohl die Fäden nun hart wie Stahl wurden, ihre Arme an ihre Seite und Sorcha an sie fesselten. Es hielt zudem den Großteil von Sorchas Sirenengesang und damit dessen magische Wirkung ab.
Der Drachling kam mit einem Schnauben wieder zu sich und straffte sich. Er war nun nur noch drei Meter über ihnen. Er bewegte eine Flügelspitze, um abzudrehen, und da sprang Zal los. Der Reiter warf den nutzlosen Netzwerfer nach ihm. Er war recht groß und schwer, beinahe so groß wie ein Raketenwerfer, und Zal war so nah, dass nur ein Idiot ihn hätte verfehlen können. Zal fing die Waffe seitlich und machte in einer so geschickten Bewegung, dass nur ein Elf sie wagen konnte, einen Salto darüber hinweg, als wäre es der Querbalken eines Tores, das fest in der Erde verankert war. Er nutzte die geringe Trägheit der Waffe, um sich noch höher zu katapultieren. Er traf den Reiter mit den Füßen in die Seite und blieb dort sofort mit der Eleganz eines Affen hängen, der in einen Baum springt. Er nutzte den Schwung, um dem Dämon einen kräftigen Kopfstoß zu verpassen. Dann versperrten die gezackten Flügel des Drachlings ihr die Sicht, als er über sie hinwegflog.
Sorcha wand sich und kicherte dabei. Lila hörte leise, sirrende Geräusche, und das Netz begann zu zerreißen. Die Hand der Dämonin bewegte sich, und dann rissen weitere Fäden. Sorcha schaffte es so, ihre Arme und ihren Kopf zu befreien, und wackelte dann mit ihren Fingern vor Lilas Nase. »So eine scharfe Maniküre lohnt sich eben immer«, sagte sie. »Und jetzt mach voran!«
Ein Schuss zischte an ihnen vorbei. Sie waren in Reichweite der Bodentruppen gelangt.
»Flieg, Mädchen! Flieg, flieg, flieg!«, kreischte Sorcha.
Lila fürchtete um Zals Leben und jagte hinter dem Drachling her. Er hielt mit gleichmäßigen Flügelschlägen auf die Berge zu und wurde zunehmend schneller. Sie war so darauf konzentriert, ihn einzuholen, dass sie kaum bemerkte, wie Sorcha verstummte und ihre Flammen zu einem Flackern in ihrem Haar erstarben. Es war fast unmöglich, mit der magisch verstärkten Geschwindigkeit des Drachlings mitzuhalten. Der Fahrtwind riss an Lila und Sorcha, sodass die Dämonin nach einiger Zeit sogar ihre Augen schließen musste. Lilas Augen, die nicht aus Fleisch und Blut bestanden, hatten hingegen keine Schwierigkeiten, den Kampf im Blick zu behalten, der mittlerweile nur durch Willenskraft und Ausdauer entschieden werden würde. Sie zoomte heran, und ihr Magen verkrampfte sich, als Zal genug von der ganzen Sache hatte: Ein Bein unter dem Geschirr des Drachlings, öffnete er mit einer Bewegung des Handgelenks die Halterung des Reiters. Mit der anderen Hand packte er den Kopf des Dämons, stach ihm den Daumen ins Auge und schlang zwei Finger um den langen, knochigen Kiefer. Dann zog er mit einem heftigen, plötzlichen Ruck. Der Dämon schrie, als er aus dem Sattel gerissen wurde, schlug mit seinen langen, knochigen Armen um sich und glitt mit den Krallen am Körper des Elfen entlang, aber es war zu spät. Er fiel sich überschlagend hinab und war bald vor dem dunkler und felsiger werdenden Boden nicht mehr zu sehen.
Lilas Herz schlug wie wild, und ihre Haut fühlte sich wund an. Die kalte Genugtuung, die Tath in ihrer Brust ausstrahlte, machte sie fuchsteufelswild.
Ihr beide habt viel voneinander gelernt, flüsterte Tath. Sie spürte seine Bewunderung für Zal, Heldenverehrung, Selbsthass, Liebe und Hass, als wären es Geschmacksrichtungen wie Zartbitterschokolade.
Sie wollte etwas erwidern, aber nicht mit Sorcha neben sich; und überhaupt wusste sie nicht so recht, was sie davon hielt. Was konnte sie sagen? Sie alle waren Mörder, wenn es die Situation erforderte. Solche Situationen ergaben sich häufig, und sie versuchten gar nicht erst, sie zu vermeiden. Sie, die in Dämonenblut gehüllt war, wollte nicht, dass es so war, und dieses
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