Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)
höllischer Muskelkater war Beweis genug, dass sie das Ganze nicht nur geträumt hatte.
Da klopfte es und Jesahja steckte den Kopf zur Tür herein. »Morgen. Schon wach?«, fragte er.
Lilli rieb sich die Augen und gähnte. »Was ist los?«
»Wir treffen uns in zehn Minuten mit Feline hinter der Garage.« Schon war er wieder fort.
Lilli biss die Zähne zusammen und quälte sich mit schmerzenden Gliedern aus dem Bett. Als sie wenig später um die Garage herumging und zwischen die beiden Kirschbäume trat, waren Feline und Jesahja bereits dort. Frau von Schmidt lag auf Felines Schoß, ließ sich von ihr hinter den Ohren kraulen und schnurrte zufrieden.
»Ich habe Feline gerade dafür gedankt, dass sie ihrer Mutter nichts von deinem Geheimnis verraten hat«, erklärte Jesahja.
»Ja, danke, Feline«, pflichtete Lilli ihm aus ganzem Herzen bei. Es war knifflig gewesen, den Erwachsenen am vorangegangenen Abend die Geschichte mit den Delphinen zu erzählen, ohne Genoveva ihr Geheimnis preiszugeben. Zum Glück hatte Jesahja die meiste Zeit über geredet, und ihm fiel es nicht schwer, die richtigen Formulierungen zu finden. Feline hätte sie allerdings jederzeit verraten können, doch das hatte sie nicht getan.
Das Mädchen im Rollstuhl lächelte nun. Es schien Lilli sogar, als habe Feline seit dem gestrigen Abend überhaupt nicht mehr aufgehört zu lächeln. »Meine Mutter war vollauf damit beschäftigt, sich mit mir darüber zu freuen, dass ich wieder schwimmen kann«, sagte sie augenzwinkernd.
Lilli grinste. Als Genoveva am Abend zuvor erfahren hatte, dass Feline den Delphinjungen gerettet hatte, indem sie ins Wasser gesprungen und geschwommen war, hatte sie ihre Tochter unter Freudentränen aus dem Rollstuhl gehoben, sie lachend an sich gedrückt und sie überschwänglich umhergewirbelt.
»Die Delphine müssen wieder nach Hause«, riss Jesahja Lilli aus ihren fröhlichen Erinnerungen.
»Warum?«, fragte Feline. »Es geht ihnen hier doch gut.«
»Einen Winter in der Nordsee würden sie auf keinen Fall überleben«, entgegnete Jesahja. »Das wäre zu kalt für sie. Außerdem haben sie Heimweh.«
Lilli nickte. Sie mussten unbedingt eine Möglichkeit finden, Tsiff und ihre Familie wieder nach Hause zu bringen.
Jesahja lehnte sich mit grüblerischer Miene gegen einen der Kirschbäume. Feline legte die Stirn in Denkfalten, und Lilli suchte ebenfalls angestrengt nach einer Lösung. Doch ihr fiel nichts ein. Bis zum Atlantik war es ein weiter Weg …
»Wir haben noch ein anderes Problem«, sagte Jesahja nach einer Weile. »Wir müssen unbedingt etwas gegen diese verdammten Jet-Skis und Motorboote unternehmen! Nicht nur die Delphine leiden unter dem Lärm. Auch Schweinswale und andere Meeresbewohner werden von dem Krach extrem gestört. Manchen Tieren platzt durch den Lärm sogar Gewebe im Innenohr, und sie verbluten innerlich.«
Lilli lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. »Aber was können wir denn tun?«
»Wenn wir die Menschen nur davon überzeugen könnten, nicht mehr mit diesen Dingern zu fahren …«, überlegte Feline laut.
Jesahja schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ich hab’s!«, rief er, und Lilli und Feline sahen ihn fragend an. »Wir veranstalten eine Demo!«
»Eine was?«, fragte Lilli mit großen Augen.
»Eine Demonstration!« Jesahja strahlte. »Bei einer Demonstration versammeln sich Menschen, um gegen etwas zu protestieren. Wir protestieren gegen den Lärm im Meer! Vielleicht schaffen wir es, dass die Jet-Skis und Motorboote verboten werden!«
Lilli brauchte einen Moment, um Jesahja zu folgen. »Aber wie willst du genügend Leute zusammenkriegen?«
»Wir sprechen vorher andere Urlauber und Einheimische an und bitten sie, an der Demo teilzunehmen. Wir müssen so viele Leute wie möglich davon überzeugen, mitzumachen!«
Lilli wurde klar, dass eine Demonstration eine großartige Möglichkeit war, wirklich etwas zu verändern.
»Wie wäre es, wenn wir Flugblätter machen?«, schlug Feline aufgeregt vor.
»Ja! Und wir rufen beim Radio an!«, sprudelte es aus Jesahja heraus.
Felines Augen funkelten begeistert. »Ja, dadurch erfahren noch viel mehr Leute von der Demo!« Da schien ihr etwas einzufallen. »Aber nehmen uns die Leute denn überhaupt ernst? Wir sind doch nur Kinder.«
Jesahja schnaufte. »Wir könnten tatsächlich Hilfe von Erwachsenen gebrauchen«, gab er zu. Im nächsten Moment hellte sein Gesicht sich schlagartig auf. »Lilli! Deine Mutter!«
»Was ist
Weitere Kostenlose Bücher