Lilien im Sommerwind
nur noch mit ins Bett nehmen konnte.«
»Was fehlt ihr?«
»Wem? Oh, dem Welpen? Nichts.« Er beugte sich vor und streichelte den kleinen Hund. »Kerngesund. Hat alle ihre Impfungen hinter sich und sie hingenommen wie ein Weltmeister.«
»Was machst du denn dann mit ihr?«
»Sie ist für dich.«
»Für mich?« Faith wich einen Schritt zurück. »Ich will aber keinen Hund.«
»Klar willst du einen.« Er hob den Hund vom Bett und drückte ihn ihr in die Arme. »Siehst du, sie mag dich.«
»Welpen mögen jeden«, protestierte Faith und drehte den Kopf weg, um der Zunge des jungen Hundes auszuweichen.
»Genau.« Wades Grübchen vertieften sich, und er legte Faith den Arm um die Taille. »Und jeder mag Welpen. Sie wird sich auf dich verlassen, dich unterhalten, dir Gesellschaft leisten und dich immer lieben.«
»Sie wird auf den Teppich pinkeln und meine Schuhe zerkauen.«
»Bloß ein paar. Sie braucht Disziplin, Training und Geduld. Sie braucht dich.«
Sie kannten sich fast ihr ganzes Leben lang. Und dass sie die meiste Zeit im Bett verbrachten, hieß noch lange nicht, dass Faith nicht wusste, wie Wades Verstand funktionierte.
»Schenkst du mir hier einen Hund oder eher eine Lektion fürs Leben?«
»Beides.« Er küsste Faith auf die Wange. »Versuch es doch einfach mal. Wenn es nicht funktioniert, nehme ich sie zurück.«
Der Welpe war warm und versuchte verzweifelt, sich bei Faith anzukuscheln. Was ging hier vor? Anscheinend versuchten alle ständig, auf sie einzuhämmern. Erst Boots, dann Cade und jetzt Wade.
»Mir dreht sich der Kopf. Ich kann heute nicht mit dir Schritt halten, und das ist der einzige Grund, warum ich ja sage.«
»Zu uns oder zu dem Hund?«
»Ein bisschen zu beidem.«
»Das reicht mir für den Anfang. In der Küche ist Welpenfutter. Geh ihn doch einfach füttern, und ich dusche inzwischen. Ich komme wahrscheinlich zu spät zum Mittagessen bei meinen Leuten. Willst du nicht mitkommen?«
»Danke, aber ich bin noch nicht ganz bereit für Familienessen.« Faith erinnerte sich nur zu gut an das kühle, klare Funkeln in den Augen seiner Mutter. »Geh duschen. Du stinkst schlimmer als ein ganzer Haufen Welpen.« Stirnrunzelnd trug sie den Welpen in die Küche. Sie war sich nicht sicher, ob sie überhaupt zu alldem bereit war. Zu irgendetwas davon.
18
Tory hatte am Montagmorgen kaum den Laden aufgesperrt, als die Türglocke ging.
»Guten Morgen, ich bin Sherry Bellows. Ich habe meinen Hund draußen an ihrer Bank festgebunden. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«
Tory blickte hinaus und sah einen Berg von Haaren brav auf dem Bürgersteig sitzen. »Ist in Ordnung. Er ist ganz schön groß. Und wunderschön.«
»Er ist ein Zuckerpüppchen. Wir kommen gerade von unserem Morgenspaziergang im Park, und ich dachte, ich schaue mal herein. Ich war auch am Samstag kurz hier. Es war ganz schön was los.«
»Ja, ich war den ganzen Tag auf Trab. Kann ich Ihnen etwas zeigen oder möchten Sie sich nur umsehen?«
»Eigentlich habe ich mich gefragt, ob Sie nicht eine Aushilfe einstellen möchten.« Sherry warf ihren Pferdeschwanz zurück und hob die Arme. »Ich bin zwar für die Jobsuche nicht korrekt angezogen«, sagte sie lächelnd und zog ihr verschwitztes T-Shirt über ihre Laufhose, »aber ich bin einfach einem Impuls gefolgt. Ich unterrichte an der High School. Ich meine, ich werde unterrichten. Die Sommerkurse beginnen Mitte Juni, und ab Herbst arbeite ich dann voll.«
»Das klingt nicht so, als ob Sie einen Job bräuchten.«
»Ich habe die nächsten zwei Wochen frei, außerdem die Samstage, und den ganzen September hindurch arbeite ich nur halbtags. Ich würde schrecklich gern in einem Laden wie Ihrem arbeiten und das zusätzliche Geld wäre auch nicht zu verachten. Ich habe während meines Studiums als Verkäuferin gearbeitet, also kenne ich mich aus. Ich kann Ihnen auch Referenzen geben, und es macht mir nichts aus, wenn Sie mir nur wenig bezahlen können.«
»Ehrlich gesagt habe ich eigentlich noch nicht daran gedacht, jemanden einzustellen - zumindest nicht, bis ich weiß, wie das Geschäft anläuft.«
»Es ist bestimmt nicht einfach, den Laden allein zu führen.« Wenn Sherry während ihres Studiums eines gelernt hatte, dann war es Hartnäckigkeit. »Keine Pausen, keine Zeit, den Papierkram zu erledigen, das Lager zu überprüfen und die Bestellungen aufzugeben. Und da Sie sechs Tage in der Woche geöffnet haben, können Sie auch nicht viel Zeit haben, um Besorgungen zu machen. Zur
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