Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts

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für ein so kleines Ding wie Sie. Ich habe Sie gesehen, wie Sie mit ihm durch den Park gelaufen sind. Man konnte kaum erkennen, wer wen geführt hat.«
    Ein leises Unbehagen durchfuhr Sherry, aber es gelang ihr zu lachen. »Oh, er lässt mich im Glauben, dass ich der Boss bin.«
    »Ein guter Hund ist ein treuer Freund. Meistens treuer als Menschen. Tory, willst du mich deiner Freundin nicht vorstellen? Hannibal Bodeen«, fügte er hinzu, bevor Tory etwas sagen konnte, und streckte seine große Hand aus, mit der er sie so oft zum Schweigen gebracht hatte. »Ich bin Victorias Daddy.«
    »Nett, Sie kennen zu lernen.« Entspannt schüttelte Sherry ihm herzlich die Hand. »Sie müssen sehr stolz auf Ihre Tochter sein und darauf, was sie hier geleistet hat.«
    »Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht daran denke.« Er blickte zu Tory. »Und an sie.«
    Tory rang um Fassung. Wenn er hier war, musste sie sich mit ihm auseinander setzen. Und zwar allein. »Sherry, es war nett, dass Sie vorbeigekommen sind. Ich werde es mir überlegen und Sie bald anrufen.«
    »Danke. Ich versuche, Ihre Tochter zu überreden, mich einzustellen. Vielleicht können Sie ja ein gutes Wort für mich einlegen. Nett, Sie kennen gelernt zu haben, Mr. Bodeen. Ich warte dann auf Ihren Anruf, Tory.«
    Sherry ging hinaus und hockte sich vor Mango. Durch die geschlossene Tür hörte Tory hörte ihr entzücktes Lachen und das fröhliche Bellen des Hundes.
    »Nun.« Er stemmte die Hände in die Hüften und sah sich im Laden um. »Das ist ja ganz schön hier. Sieht so aus, als ob es dir gut ginge.«
    Er hatte sich nicht verändert. Warum sollte er auch? Sah er älter aus? Eigentlich nicht. Er war nicht dicker geworden, hatte keine Haare verloren, und in seinen Augen war immer noch dieses dunkle Funkeln. Die Zeit hatte ihn anscheinend verschont. Und als er sich zu ihr umdrehte, spürte Tory, wie sie schrumpfte, wie all die Jahre, in denen sie sich bemüht hatte, sich von ihm frei zu machen, in sich zusammenfielen.
    »Was willst du?«
    »Es scheint dir wirklich gut zu gehen.« Hannibal trat an die Theke. Und sie merkte, dass sie sich geirrt hatte. Das Alter war doch nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Um seinen Mund hatten sich tiefe Falten eingegraben. »Du bist zurückgekommen, um in deinem alten Heimatort zu protzen. Hochmut kommt vor dem Fall, Victoria.«
    »Woher wusstest du, dass ich hier bin? Hat Mama es dir gesagt?«
    »Ein Vater bleibt sein ganzes Leben lang ein Vater. Ich habe dich beobachtet. Bist du zurückgekommen, um dich zu brüsten und mich zu beschämen?«
    »Ich bin wegen mir hierher zurückgekommen. Es hat nichts mit dir zu tun.« Lügen, Lügen, Lügen.
    »Du hast damals die Leute zum Reden gebracht, und sie haben mit Fingern auf uns gezeigt. Hier hast du mich und den Herrn zum ersten Mal verleugnet. Die Schande, die du über mich gebracht hast, hat mich von hier vertrieben.«
    »Margaret Lavelles Geld hat das bewirkt.«
    In seiner Wange zuckte ein Muskel. Eine Warnung. »Also reden die Leute bereits. Das ist mir egal. Nur ein Lügner schenkt dem bösen Geschwätz Gehör.«
    »Sie werden noch mehr von dir reden, wenn du dich weiter hier aufhältst. Sie werden dich schon finden. Ich war bei Mama. Sie macht sich Sorgen um dich.«
    »Sie hat keinen Grund dazu. Ich bin der Herr in meinem Haus. Ein Mann kann kommen und gehen, wie es ihm gefällt.«
    »Wohl eher weglaufen. Du bist weggelaufen, nachdem sie dich verhaftet und wegen des Angriffs auf diese Frau verurteilt haben. Du bist einfach abgehauen und hast Mama allein gelassen. Und wenn sie dich dieses Mal fangen, bekommst du keine Bewährung mehr. Dann bringen sie dich hinter Gitter.«
    »Pass auf, was du sagst.« Seine Hände schössen vor. Sie war auf einen Schlag vorbereitet, aber er packte sie vorn an der Bluse und zerrte sie halb über die Theke. »Du hast mir Respekt zu erweisen. Du verdankst mir dein Leben. Mein Samen hat dich in diese Welt gebracht.«
    »Zu meinem ewigen Bedauern.« Tory fiel die Schere unter der Theke ein. Sie stellte sich vor, wie sie sie packte, doch als sie sein wütend verzerrtes Gesicht sah, fragte sie sich, ob sie wohl in der Lage war, sie tatsächlich zu benutzen. »Wenn du Hand an mich legst, gehe ich sofort zur Polizei, das schwöre ich dir. Ich sage es ihnen, wenn du mich schlägst, und ich werde ihnen auch sagen, dass du mich immer schon geschlagen und misshandelt hast. Wenn ich mit dir fertig bin ...«
    Als er ihren Kopf an den Haaren zurückzerrte