Lilien im Sommerwind
Abbiegen den Abstand der Torpfosten falsch eingeschätzt und das Auto an der Seite aufgeschrammt hatte.
Also war es auch seine Schuld, dass sie jetzt hier an einem Sonntagmorgen elend am Tisch hing und Eiscreme in sich hineinstopfte.
Sie wollte ihn nie wieder sehen.
Sie würde die Männer überhaupt vollständig aufgeben. Die stahlen einer Frau nur Zeit und Energie. Faith würde sie einfach aus ihrem Leben verbannen und sich andere Hobbies suchen.
Gerade wollte sie wieder ihren Löffel in der Eiscreme versenken, als Cade hereinkam. Da er wusste, welche Stimmung dieses besondere Verhalten hervorrief, versuchte er, gleich wieder hinauszuschlüpfen. Aber er war nicht schnell genug.
»Oh, setz dich doch. Ich beiße dich schon nicht.« Sie zündete sich eine Zigarette an und versuchte, gleichzeitig zu rauchen und zu essen. »Alle sind in die Kirche gegangen, um ihre unsterblichen Seelen zu retten. Tante Rosie hat Lilah begleitet. Sie geht wohl lieber in Lilahs Kirche als in Mamas. Ich habe sie weggehen sehen. Ihr Hut war so groß wie eine Truthahnplatte, und sie trug giftgrüne Tennisschuhe, also kann sie nicht mit Mama gegangen sein.«
»Schade, dass ich das verpasst habe.« Cade holte sich einen Löffel, setzte sich und nahm sich ebenfalls von der Eiscreme. »Also, was ist los?«
»Was soll los sein? Ich bin so zufrieden wie eine Gans auf einem Nest mit goldenen Eiern.« Sie blies den Rauch aus und betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen.
Seine Haare waren noch ein wenig feucht. Anscheinend hatte er sich gerade erst geduscht.
Seine Augen wiesen einen zufriedenen Schimmer auf, und seine Mundwinkel waren zu einem amüsierten Lächeln verzogen.
Faith wusste genau, wann ein Mann so aussah.
»Du hast noch die gleichen Sachen an wie gestern. Du warst gar nicht zu Hause, oder? Wahrscheinlich hast du heute Nacht jemanden glücklich gemacht.«
Cade leckte seinen Löffel ab und musterte sie ebenfalls. »Du wohl eher nicht. Ich werde über diesem Eis bestimmt nicht mein Sexualleben mit dir erörtern.«
»Du und Tory Bodeen. Das ist ja mal wieder perfekt.«
»Mir gefällt es.« Cade nahm sich noch einen Löffel voll Eiscreme. »Komm mir nicht in die Quere, Faith.«
»Warum sollte ich? Mir ist das doch egal. Ich weiß bloß nicht, was du an ihr findest. Sie ist ja ganz hübsch - aber so kühl. Früher oder später wird sie dich einfrieren. Sie ist nicht so wie wir.«
»Du wirst deine Meinung ändern, wenn du sie erst einmal besser kennst. Sie könnte eine Freundin gebrauchen, Faith.«
»Mich brauchst du dabei nicht anzusehen. Ich bin eine lausige Freundin, das wird dir jeder bestätigen. Außerdem mag ich sie noch nicht mal so besonders. Wenn du sie ab und zu ficken willst, ist das deine Sache. Hey!« Überrascht und empört blickte sie auf. Cade hatte ihr Handgelenk ergriffen und drückte ihre Hand auf die Tischplatte. »Sex ist nicht für jeden eine beiläufige Angelegenheit.«
»Du tust mir weh.«
»Nein, du tust dir selber weh.« Er ließ sie los, stand auf und warf seinen Löffel in die Spüle.
Nachdenklich rieb sich Faith ihr Handgelenk. »Im Gegenteil, ich sorge dafür, dass man mir nicht wehtut. Wenn du unbedingt dein Herz freilegen willst, damit jemand darauf herumtrampeln kann, dann ist das deine Sache. Aber eins kann ich dir sagen: Du solltest dich besser nicht in Tory verlieben. Das wird nie funktionieren.«
»Wer weiß.« Cade drehte sich zu ihr um. »Aber du scheinst nicht zu wissen, dass du ihr sehr ähnlich bist. Ihr beide versteckt eure Gefühle, weil sie ja jemand verletzen könnte. Tory tut das, indem sie sich verschließt, und du, indem du dich wie eine Wilde gebärdest. Aber der Beweggrund ist der gleiche.«
»Ich bin überhaupt nicht wie sie!«, schrie Faith ihn an, während er aus dem Zimmer ging. »Ich bin ich ! «
Wütend warf sie ihren Löffel quer durch den Raum. Dann ließ sie die Eiscreme einfach auf dem Tisch stehen und rannte nach oben, um sich anzuziehen.
An irgendjemandem musste sie ihre Wut auslassen, und natürlich traf es Wade, auf den sich sowieso all ihre Gedanken konzentrierten. Sie zog sich auch für diesen Zweck sorgfältig an. Schließlich hatte sie ihren Stolz. Sie wollte großartig aussehen, wenn sie ihn in Stücke riss.
Faith wählte ein dunkelblaues, tailliertes Seidenkostüm, das ausgezeichnet zu ihren Augen passte. Gerade wollte sie die Tür zu Wades Wohnung aufschließen, als sie sich eines Besseren besann und anklopfte.
Als sie ein Fiepen und
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