Lilien im Sommerwind
kalt an. »Dann sind sie nach Hause gegangen, ich habe mir eine Flasche Bourbon gekauft und bin durch die Gegend gefahren. Danach war ich betrunken und bin nach Hause gekommen. Aber wenn da irgendetwas anderes, irgendjemand anderer gewesen wäre, hätte mir das auch freigestanden. Genauso wie dir. So hast du es doch gewollt.«
»Das habe ich nie gesagt.«
»Du hast nie etwas anderes gesagt.«
»Ich sage jetzt etwas anderes.«
»Es kann nicht immer nur nach deiner Nase gehen, Faith. Wenn du etwas ändern willst, wenn du wirklich mit mir zusammen sein willst, dann müssen wir auch ein paar meiner Regeln hinzunehmen.«
»Von Regeln habe ich nichts gesagt.« Er drehte ihr das Wort im Munde um. Eben wie ein Mann. »Ich rede von ganz normaler Höflichkeit.«
»Und die bedeutet, ich sitze hier und warte, bis du in der Stimmung bist, um zu mir zu kommen? Das glaube ich nicht. Wir können entweder beide kommen und gehen, wie wir wollen, oder wir haben eine feste Beziehung. Dann brauchen wir uns nicht mehr heimlich hier zu treffen oder uns in irgendein Motel zu schleichen. Dann brauchen wir nicht mehr so zu tun, als hätten wir nichts miteinander. Entweder sind wir ein Paar oder nicht.«
»Willst du mir etwa ein Ultimatum stellen?« Ihr versagte jetzt die Stimme. »Nachdem ich hier die halbe Nacht auf dich gewartet habe?«
»Frustrierend, nicht wahr? Diese Warterei. Das stinkt dir.« Wade trat auf sie zu. »Man kommt sich so missbraucht und verletzt vor. Ich kenne das.«
Verlegen fuhr sie sich mit der Hand durch die Haare. »Davon hast du nie etwas gesagt.«
»Du wärest doch hochgegangen wie eine Rakete. Das ist eben dein Stil, Faith. Als ich letzte Nacht mit der Flasche am Fluss gesessen habe, ist mir eingefallen, dass ich genau das an dir nicht mag und dass ich mich bald auch nicht mehr mag, wenn ich dir erlaube, so mit mir umzuspringen. Deshalb sage ich es dir jetzt: Entweder wir versuchen uns wie vernünftige Menschen zu benehmen, die sich lieben, oder wir trennen uns.«
»Du weißt doch, dass ich dich liebe, Wade. Was denkst du von mir?«
Es geht eigentlich eher um das, was sie von sich selber hält, dachte er. »Es gab eine Zeit, da hätte ich dich unter jeder Bedingung genommen. Diese Zeit ist vorbei. Jetzt will ich mehr, Faith. Wenn du es mir nicht geben kannst oder willst, dann werde ich damit leben. Aber ich jage nicht mehr irgendwelchen Brosamen nach.«
»Ich verstehe das nicht.« Erschüttert setzte sie sich auf die Bettkante. Der Welpe kroch auf ihren Schoß und schnüffelte an ihr. »Ich verstehe nicht, wie du das alles gegen mich wenden kannst.«
»Nicht gegen dich. Ich will einfach, dass es ein Uns gibt, Faith. Ich liebe dich.«
»Was? Bist du verrückt?« Entsetzt sprang sie auf. »Sag doch nicht so etwas!«
»Ich habe es schon öfter gesagt, aber du hast ja nie zugehört. Es war dir nicht wichtig. Dieses Mal jedoch ist es wichtig. Ich liebe dich.« Er ergriff sie an den Schultern. »So ist es nun mal, und du kannst nichts dagegen tun.«
»Was soll ich denn dagegen tun?« Panik breitete sich in ihr aus. »Oh, ist das alles ein Chaos!«
»Normalerweise rennst du immer weg und heiratest einen anderen, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe.« Er zog spöttisch eine Augenbraue hoch, als sie ihn mit offenem Mund anstarrte.
»Das ist nicht... Ich ...« O Gott, er hatte Recht.
»Dieses Mal könnten wir ja mal etwas Neues ausprobieren. Wir könnten versuchen, wie normale Menschen damit umzugehen und einfach abwarten, was daraus wird. Wir könnten Zeit miteinander verbringen und mehr miteinander unternehmen als nur ins Bett zu springen. Zwischen uns ist doch mehr als nur Sex.«
Sie schniefte. »Woher willst du das denn wissen?«
Lachend wuschelte er ihr durch die Haare. »Na gut, dann sage ich es so: Ich möchte herausfinden, ob zwischen uns mehr ist als Sex.«
»Und wenn nicht?«
»Und wenn doch?«
»Und wenn nicht?«
Er seufzte. »Dann werden wir wohl die meiste Zeit miteinander im Bett verbringen. Wenn bis dahin noch etwas davon übrig ist«, fügte er hinzu und zog das Kissen weg, das der Welpe gerade mit seinen spitzen Zähnchen bearbeitete.
Wade war so solide, so klug und nett und gut aussehend. Und er liebte sie. Aber niemand liebte sie lange. »Ich habe keine Ahnung, wie eine Beziehung zu einem Mann aussehen soll, der mit kleinen Mischlingshunden in einem Bett schläft.«
»Miss Dottie hat sie heute früh auf dem Weg in die Kirche hier abgegeben. Ich war so hinüber, dass ich sie
Weitere Kostenlose Bücher