Lilien im Sommerwind
Jaulen hinter der Tür hörte, verdrehte sie die Augen. Er hatte eins von seinen kranken Tieren mit nach oben genommen. Wie hatte sie sich nur mit einem Mann einlassen können, der mehr an streunende Hunde dachte als an eine Frau?
Gott sei Dank war sie wieder zu Verstand gekommen.
Dann öffnete er die Tür, zerknittert, schläfrig und in Jeans, die zuzuknöpfen er sich nicht die Mühe gemacht hatte. Und plötzlich fiel ihr wieder ein, warum sie sich mit diesem Mann eingelassen hatte.
Lust stieg in ihr auf, aber sie verdrängte sie entschlossen, packte seine Hand und drückte ihm den Schlüssel hinein.
»Was?«
»Das ist nur der Anfang. Ich habe dir etwas zu sagen, und dann werde ich gehen.« Sie schob ihn beiseite und trat ein.
»Wie spät ist es?«
Sie biss die Zähne zusammen. Er zerstörte ihr Timing. »Es ist fast zwölf.«
»Ach du meine Güte, das darf doch nicht wahr sein! Ich muss in einer Stunde bei meiner Mutter sein.« Wade sank auf einen Stuhl und vergrub den Kopf in den Händen. »Wahrscheinlich bin ich in einer Stunde tot.«
»Wenn es nach mir geht, bestimmt.« Schnüffelnd beugte sie sich über ihn. »Du riechst wie eine billige Flasche Bourbon.«
»Es war eine teure Flasche Bourbon.« Übelkeit stieg in ihm auf.
»So.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Du hast dich also die halbe Nacht herumgetrieben und betrunken! Hoffentlich hat es wenigstens Spaß gemacht.«
»Ich bin nicht ganz sicher. Am Anfang schon.«
»Gut, dann kannst du das jetzt meinetwegen jeden Samstagabend machen«, fuhr sie wütend fort und fügte eifersüchtig hinzu: »Wer, zum Teufel, war es?«
»Wer?« Er ließ seinen Kopf los. »Wer war was?«
»Wer war die kleine Schlampe, die du dir angelacht hast?« Faith ergriff den am nächsten stehenden Gegenstand - eine kleine Lampe -, zerrte die Schnur aus der Steckdose und warf sie durchs Zimmer. Ein Jaulen ertönte aus dem Schlafzimmer und Wade stand schwankend auf. »Du Bastard! Ist sie immer noch hier?«
»Wer? Was, zum Teufel, ist eigentlich mit dir los? Du hast meine Lampe zerbrochen!«
»Ich werde dir gleich den Hals brechen!« Sie rannte ins Schlafzimmer, um der Frau, die ihren Platz eingenommen hatte, die Augen auszukratzen.
Auf dem Bett stand ein kleiner schwarzer Welpe, der sich Schutz suchend an die Kissen drängte und wie wild bellte.
»Wo ist sie?«
»Wer?« Wade hob die Hände. »Wo ist wer? Wovon redest du eigentlich, Faith?«
»Von der Schlampe, mit der du schläfst.«
»Die einzige Schlampe, mit der ich in der letzten Zeit außer dir geschlafen habe, ist die da.« Er wies auf das Bett. »Und sie ist erst seit zwei Stunden da. Wirklich, sie bedeutet mir nichts.«
»Du denkst, du kannst auch noch Witze darüber machen? Wo warst du gestern Abend?«
»Ich war aus, verdammt noch mal.« Er marschierte ins Badezimmer und suchte in seinem Medikamentenschrank nach einem Aspirin.
»Du warst aus, na gut. Ich bin um neun gekommen und habe bis ein Uhr ...« Verdammt, sie hatte ihm gar nicht sagen wollen, dass sie so lange auf ihn gewartet hatte. »Du bist nicht nach Hause gekommen.«
Er nahm sich vier Tabletten und spülte sie mit Leitungswasser hinunter. »Ich kann mich nicht erinnern, dass wir gestern Abend verabredet waren. Du triffst ja nicht gern Verabredungen. Das engt dich ein, ist nicht so aufregend.« Wade lehnte sich gegen das Becken und blickte sie rachsüchtig an. »Na, das ist doch jetzt mal aufregend.«
»Es war Samstagabend. Du musstest doch wissen, dass ich vorbeikomme.«
»Nein, Faith, ich muss gar nichts wissen. Du willst ja nicht, dass ich etwas weiß.«
Sie senkte den Kopf. Sie kamen vom Thema ab. »Ich will wissen, wo du warst und mit wem.«
»Das sind eine Menge Fragen von jemandem, der keine Bindung will.« Hinter seinen Augen pochte es zwar heftig, aber es gelang ihm trotzdem, sie böse anzusehen. »Sex, Spaß und Spielchen. Das sind doch die Grundregeln, oder?«
»Ich gehe nicht fremd«, erwiderte sie würdevoll. »Wenn ich mit einem Mann zusammen bin, gehe ich nicht mit jemand anderem aus. Und ich erwarte das Gleiche von dir.«
»Ich war nicht mit einer anderen Frau aus. Ich war mit Dwight zusammen.«
»Das ist eine verdammte Lüge. Dwight Frazier ist ein verheirateter Mann, und er hat sich bestimmt nicht die halbe Nacht lang mit dir herumgetrieben und getrunken.«
»Ich weiß nicht, wo er nach zehn Uhr war. Wahrscheinlich zu Hause bei Lissy. Wir waren zu dritt im Kino.« Seine Stimme klang gepresst und er blickte sie
Weitere Kostenlose Bücher