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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Nichts davon hatte ich vorausgesehen. Ich hatte die Eltern zu etwas überredet, das den Tod ihres Kindes zur Folge hatte.«
    »Nein, die Entführung war die Ursache für den Tod des Kindes. Die Umstände. Gier. Angst.«
    »Ich hätte ihn nicht retten können. Ich habe gelernt, damit zu leben. Genauso wie ich damit zu leben gelernt habe, dass ich Hope nicht retten konnte. Aber etwas in mir zerbrach. Ich lag wochenlang im Krankenhaus, war Jahre in Therapie, aber ich bin nie wieder wirklich heil geworden. Ein Teil der Schuld lastet auf mir, Cade, weil ich mich von Jack so habe ablenken lassen, dass ich mich nicht konzentrieren konnte. Ich habe nicht genug aufgepasst. Mein Leben zerfiel, und ich wollte doch, dass er ein Teil davon blieb. Ein Teil von mir. Selbst als er mich denunzierte und mich von der Presse zerreißen ließ machte ich ihm keinen Vorwurf. Ich machte ihm lange Zeit keinen Vorwurf, und teilweise tue ich das auch heute noch nicht.«
    »Ihm ging es mehr um sein Ego als um dich. Mehr um sein Ego als um das Kind.«
    »Das weiß ich nicht. Es war eine schwierige Zeit. Er war unglücklich in unserer Beziehung und misstraute mir.«
    »Also hat er dich an einem Strick baumeln lassen, den er selbst gedreht hatte. Hast du gedacht, ich würde dasselbe tun, Tory?«
    »Ich habe es erwartet«, erwiderte sie leise. »Aber jetzt weiß ich nicht mehr, was ich von dir erwarte. Du solltest nur wissen, dass ich verstehe, wie es für dich ist.«
    »Nein, ich glaube nicht, dass du das verstehst. Er hat dich nicht geliebt. Aber ich liebe dich.«
    Sie gab einen Laut von sich, halb Keuchen, halb Schluchzen, blieb aber, wo sie war.
    »Also.« Er stand auf. »Was willst du nun damit anfangen?«
    »Ich ...« Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Doch als sie ihn ansah stellte sie fest, dass nicht Angst sie erfüllte, sondern Hoffnung. Und von Hoffnung getragen stürzte sie sich in seine Arme.

23
     
    So schrecklich ein Mord auch war, er war doch immer auch interessant. Am Tag darauf wirkte er eher wie ein Film als wie das reale Leben. Faith hatte auf jeden Fall keine Lust, sich in Beaux Reves zu vergraben, wenn sie sich in der Stadt im Mittelpunkt des Geschehens aufhalten konnte.
    Lilah hatte sie natürlich durchschaut, ihr eine lange Einkaufsliste mitgegeben und gemeint, wenn sie schon klatschen wolle, dann sollte sie wenigstens produktiv dabei sein. Und natürlich auf keinen Fall vergessen, ihr alle Details zu erzählen, wenn sie wieder zu Hause war.
    Es gab zahlreiche Möglichkeiten zum Klatschen.
    In der Drogerie war man der Meinung, ein alter Freund von Sherry habe sie besucht und überreden wollen, mit ihm zu kommen. Als sie ihn zurückgewiesen habe, sei er durchgedreht. Schließlich war sie erst seit ein paar Wochen in der Stadt gewesen, und ein so junges, hübsches Mädchen hatte bestimmt ein oder zwei Freunde zu Hause zurückgelassen.
    Auf der Post gab es nur wenig Zweifel daran, dass Sherrys geheimer Liebhaber der Mörder gewesen war, weil sie sich gestritten hatten. Niemand nannte einen möglichen Kandidaten für die Position des Liebhabers, aber alle waren sich einig, dass sie einen gehabt haben musste. Und er war ganz bestimmt verheiratet gewesen, denn sonst hätte man ja von ihm gewusst, oder?
    Dies führte zu der Theorie, dass Sherry gedroht hatte, seiner Frau alles zu erzählen. Der darauf folgende Streit habe zu Gewalttätigkeit geführt.
    In der Bank griff man diese Theorie auf und setzte jeden verheirateten Mann in der Gegend zwischen zwanzig und sechzig auf die Liste der Verdächtigen, wobei allerdings Lehrer von der Progress High School bevorzugt wurden.
    Aber Faith dachte daran, was Tory gesagt hatte, als sie vor Sherrys Wohnung auf dem Rasen gesessen hatten. Und sie dachte an Hope.
    Es konnte nicht schaden, bei Southern Comfort vorbeizugehen und zu hören, was Tory heute zu sagen hatte.
    Doch zuerst blieb sie vor dem Supermarkt stehen und betrachtete unschlüssig die Bananen. Ein paar Meter weiter packte Maxine schniefend Äpfel in eine Einkaufstasche. Faith rückte ein wenig näher und griff wahllos nach einem Bündel Bananen.
    »Ach, hallo, Maxine. Geht's dir gut, Schätzchen?«
    Maxine schüttelte den Kopf und drängte die Tränen zurück, die in ihren Augen standen. »Ich bin ganz durcheinander. Wade hat mir freigegeben, weil ich den ganzen Tag über schon so traurig war, aber ich konnte einfach nicht zu Hause bleiben.«
    »Du Arme.«
    Faith fluchte unterdrückt, als Boots Mooney zu ihnen trat. Sie war nicht

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