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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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jener Augustnacht noch zwei Dollar und sechsundachtzig Cents - nachdem ich die Sachen bei Hanson gekauft hatte -, und hatte mein restliches Vermögen, das nur noch aus Pennies, Nickels und einigen hart verdienten Vierteldollarmünzen bestand, in einem Einmachglas versteckt.
    Zum Abendessen gab es Hühnchen und Reis. Im Haus war es, obwohl der Ventilator auf Hochtouren lief, so heiß, dass das Essen eine Qual war. Aber wenn man auch nur ein Reiskorn auf dem Teller hatte, erwartete mein Vater, dass man es aß und dankbar dafür war. Vor dem Abendessen wurde gebetet. Je nach Daddys Stimmung dauerte das zwischen fünf und zwanzig Minuten, und in der Zwischenzeit wurde das Essen kalt, und der Magen knurrte und der Schweiß rann einem in Bächen den Rücken hinunter.
    Meine Großmama pflegte immer zu sagen: »Als Hannibal Bodeen zu Gott fand, versuchte der, ein anderes Versteck zu finden.«
    Er war ein großer Mann, mein Vater, mit einer breiten Brust und kräftigen Armen. Ich habe gehört, dass er früher einmal als gut aussehend galt. Die Jahre prägen einen Mann auf unterschiedliche Art, und meinen Vater hatten die Jahre bitter gemacht. Bitter und streng, mit einer unterschwelligen Gemeinheit. Er trug sein dunkles Haar zurückgekämmt, und unter dieser Haube wirkte sein Gesicht wie ein scharfkantiger Fels im Gebirge. Ein Fels, der dir die Haut von den Knochen reißen konnte, wenn du einmal nicht aufgepasst hattest. Auch seine Augen waren dunkel, ein flammendes Dunkel, das ich heute in den Augen einiger Fernsehprediger oder Obdachloser wiedererkenne.
    Meine Mutter hatte Angst vor ihm. Ich versuche, ihr zu verzeihen, dass sie so viel Angst vor ihm hatte, dass sie mir nie beistand, wenn er mir mit seinem Gürtel seinen rachsüchtigen Gott einbläute.
    An jenem Abend war ich still beim Abendessen. Wenn ich still war und meinen Teller leer aß, bestand vielleicht die Chance, dass er keine Notiz von mir nahm. Die Vorfreude auf die Nacht bebte in mir wie etwas Lebendiges. Ich hielt meine Augen gesenkt und versuchte, so zu essen, dass er mir weder vorwerfen konnte zu trödeln noch mein Essen herunterzuschlingen. Alles war bei Daddy immer ein schmaler Grat.
    Ich erinnere mich noch genau an das Surren der Ventilatoren und an das Kratzen der Gabeln auf den Tellern. Ich erinnere mich an das Schweigen, an das Schweigen der Seelen, die sich furchtsam versteckten.
    Als meine Mutter meinem Vater noch etwas Hühnchen anbot, dankte er ihr höflich und nahm sich ein zweites Mal. Alle im Zimmer atmeten erleichtert auf. Das war ein gutes Zeichen. Ermutigt machte meine Mutter eine Bemerkung darüber, wie gut die Tomaten und der Mais wuchsen und dass sie in den nächsten zwei Wochen einmachen würde. Drüben in Beaux Reves würden sie auch einmachen, und ob er es nicht auch für eine gute Idee hielte, wenn sie dabei helfen würde, weil man sie darum gebeten hatte.
    Sie erwähnte nicht, dass sie dafür auch Geld bekommen würde. Selbst wenn Daddy gute Laune hatte, war es nicht gut, von dem Geld zu reden, das die Lavelles für einen Dienst bezahlten. Er war der Ernährer in diesem Haus, und diesen überaus wichtigen Punkt durften w ir keinesfalls vergessen.
    Alle im Zimmer hielten erneut den Atem an. Manchmal brachte allein schon die Erwähnung des Namens Lavelle Daddy in Rage. An jenem Abend jedoch erlaubte er es. Es sei eine ganz vernünftige Angelegenheit. Jedenfalls, solange sie darüber nicht ihre Pflichten vernachlässigte, die sie unter seinem Dach hatte.
    Diese relativ freundliche Antwort brachte Mutter zum Lächeln. Ich erinnere mich noch, wie ihr Gesicht ganz weich wurde und wie sie fast wieder hübsch aussah. Ab und zu, wenn ich es ganz angestrengt versuche, kann ich mich erinnern, dass Mama einmal hübsch war.
    Han, sagte sie lächelnd zu ihm, Tory und ich kümmern uns um alles hier, mach dir keine Sorgen. Ich gehe morgen zu Miss Lilah und rede mit ihr und sehe zu, dass wir alles schaffen. Von den Beeren mache ich auch Gelee. Ich weiß, dass ich hier irgendwo noch Paraffin habe, aber ich kann mich nicht entsinnen, wo es hingekommen ist.
    Und das, diese rein zufällige Bemerkung über Gelee und Wachs und Vergesslichkeit, änderte alles. Vermutlich waren meine Gedanken während ihres Gesprächs abgeschweift, und ich war im Geiste bereits bei den Abenteuern, die wir erleben wollten. Und ohne nachzudenken, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, sagte ich die Worte, die mich verdammten.
    Die Schachtel mit dem Paraffin steht auf dem

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