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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Mitte und kritzelte einen Geburtstagsgruß darauf. »Großartig. Ich werde monatelang ganz oben auf ihrer Beliebtheitsskala stehen.«
    Sie sah zu, wie Tory die Schachtel mit einem glänzenden weißen Band umwickelte, die Karte daran hängte und eine elegante Schleife band.
    »Ich hoffe, es gefällt ihr.« Gerade als sie die Schachtel über den Tresen reichte, klingelte das Telefon. »Wenn du mich entschuldigen würdest...«
    »Klar.« Etwas in Torys Blick ließ Faith zögern. »Ich muss nur noch schnell die Summe in mein Scheckheft eintragen. Das vergesse ich immer.« Das Telefon läutete wieder. »Geh nur schon dran. Ich bin gleich weg.«
    Notgedrungen nahm Tory den Hörer ab. »Guten Tag. Southern Comfort.«
    »Tory, es tut mir Leid, dass ich erst jetzt zurückrufe.«
    »Nein, ist schon gut. Schön, dass Sie anrufen. Haben Sie irgendwelche Informationen bekommen?«
    »Ja, ich glaube, ich habe das, wonach Sie suchen.«
    »Bleiben Sie bitte einen Moment dran? - Ich mache dir die Tür auf, Faith.«
    Achselzuckend ergriff Faith die Schachtel. Während sie hinausging, fragte sie sich, wer wohl am Telefon sein mochte und warum Torys flinke, geschickte Hände auf einmal zitterten.
    »Es tut mir Leid, es war jemand im Laden.«
    »Kein Problem. Der Name des Opfers war Alice Barbara Powell, weiß, weiblich. Sechzehn. Ihre Leiche ist erst fünf Tage nach dem Mord entdeckt worden. Drei Tage lang galt sie gar nicht als vermisst, weil ihre Eltern dachten, sie sei mit Freundinnen am Strand. Die Überreste ... nun, Tory, sie war schon von Tieren angefressen.«
    »Hat man den Täter gefasst?« Tory kannte die Antwort zwar schon, musste sie aber trotzdem noch einmal hören.
    »Nein. Der Fall ist immer noch ungelöst, aber die Polizei arbeitet nicht mehr daran. Es ist zehn Jahre her.«
    »Wie war das Datum? Das genaue Datum des Mordes?«
    »Das habe ich hier. Eine Minute. Es war am dreiundzwanzigsten August 1990.«
    »Gott.« Tory erschauerte bis ins Mark.
    »Tory? Was ist los? Kann ich etwas tun?«
    »Ich kann es Ihnen jetzt nicht erklären. Darf ich Sie bitten, Ihren Kontakt noch einmal zu nutzen, Abigail? Können Sie versuchen herauszufinden, ob es in den sechs Jahren vorher und den zehn Jahren danach irgendein ähnliches Verbrechen gegeben hat? Ob es an diesem Datum oder um dieses Datum herum in anderen Jahren andere Verbrechen dieser Art gegeben hat?«
    »Gut, Tory. Ich versuche es. Aber wenn ich etwas herausfinde, müssen Sie mir sagen, warum Sie es wissen wollen.«
    »Ich brauche zuerst die Antwort. Es tut mir Leid, Abigail. Ich muss jetzt auflegen. Tut mir Leid.«
    Tory legte rasch auf und setzte sich dann auf den Fußboden.
    Am dreiundzwanzigsten August 1990 war Hope genau acht Jahre tot gewesen. In jenem Sommer wäre sie sechzehn Jahre alt geworden.

13
     
    Die Lebenden brachten den Toten Blumen, elegante Lilien oder einfache Gänseblümchen. Aber Blumen starben rasch, wenn man sie einfach nur aufs Grab legte. Tory hatte diesen Symbolismus nie verstanden. Wie konnte man etwas auf das Grab eines geliebten Menschen legen, das verwelkte und verfaulte?
    Wahrscheinlich brachte es den Hinterbliebenen Trost.
    Sie nahm Hope keine Blumen mit. Stattdessen brachte sie ihr eins der wenigen Andenken, die sie behalten hatte. Es war eine kleine Kugel, in die ein geflügeltes Pferd eingegossen war, und wenn man sie schüttelte, wirbelten silberne Sternchen herum.
    Es war ein Geschenk gewesen, das letzte Geburtstagsgeschenk einer verlorenen Freundin.
    Tory trug es über den weiten Hang, an dem Generationen von Lavelles, Generationen von Bewohnern von Pro- gress zur letzten Ruhe gebettet waren. Es gab einfache Grabsteine, manche waren aber auch so auffallend wie zum Beispiel ein steigendes Bronzepferd, auf dem ein Soldat saß.
    Hope hatte den Reiter Onkel Clyde genannt, und tatsächlich stellte er einen ihrer Vorfahren dar, einen Kavallerieoffizier, der im Krieg zwischen den Nord- und Südstaaten gefallen war.
    Einmal hatte Hope es gewagt, sich hinter Onkel Clyde aufs Pferd zu setzen. Tory erinnerte sich daran, wie sie selbst auch auf die rutschige, heiße Metallfläche geklettert war, die ihre Haut rötete, und dass sie sich gefragt hatte, ob sie jetzt wohl wegen Gotteslästerung vom Blitz erschlagen würde.
    Es war jedoch nichts passiert, und einen Moment lang, als sie vom Pferderücken auf die Welt um sie herum blickte und die Sonne auf sie herunter brannte, hatte sie sich unbesiegbar gefühlt. Die Türme von Beaux Reves waren zum

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