Lilien im Sommerwind
ein fröhliches Geräusch, das eigentlich nicht angebracht schien, und doch hierhin gehörte - die Vögel, das Summen der Bienen in den Rosen und der starke, lebendige Duft der Rosen selbst.
Tory hob die Kugel und ließ die silbernen Sterne glitzern.
»Aber ich bin zurückgekommen. Und ich werde alles tun, um das Geschehene wiedergutzumachen. Ich habe dir nie gesagt, was du mir bedeutet hast, wie du etwas in mir geöffnet hast, einfach weil du meine Freundin warst, und wie ich mich wieder zurückgezogen habe, als ich dich verlor. Viel zu lange. Ich werde versuchen, wieder so zu werden, wie ich war, als du noch lebtest.«
Tory blickte noch einmal zu den Bäumen und zu den Türmen von Beaux Reves, die dahinter emporstiegen. Stand jemand hinter den Fenstern und beobachtete sie?
Es fühlte sich zumindest so an, als ob jemand sie beobachtete. Und wartete.
Sollen sie mich doch beobachten, dachte sie. Lass sie warten. Sie blickte wieder auf den Engel und den Grabstein. »Sie haben ihn nie gefunden. Den Mann, der dir das angetan hat. Wenn ich kann, werde ich ihn finden.«
Sie schüttelte die Kugel und legte sie unter den Engel, damit das Pferd fliegen und die Sterne funkeln konnten. Dann ging sie.
Als Cade aus der Stadt nach Hause fuhr, begann es heftig zu regnen. Es war ein guter Regen, der den jungen Pflanzen zwar Feuchtigkeit bringen, sie aber nicht zu Boden drücken würde. Wenn er Glück hatte, würde es die ganze Nacht über regnen und die Felder würden am nächsten Tag satt und feucht sein.
Er musste Bodenproben von seinen Feldern nehmen und den Erfolg verschiedener Deckpflanzen vergleichen. Im Jahr zuvor hatte er Favabohnen gepflanzt, weil sie die Baumwolle mit Stickstoff versorgten.
Morgen, nach dem Regen, würde er die Proben entnehmen und sie mit denen der letzten vier Jahre vergleichen. Die Favabohnen hatten sich als recht ertragreich erwiesen, jedoch nicht die Steigerung gebracht, die Cade erwartet hatte. Wenn er sie jetzt noch einmal anpflanzen wollte, musste er das rechtfertigen können.
Und zwar ganz allein vor sich selbst, da sonst niemand seinen Aufzeichnungen Beachtung schenkte. Selbst Piney, der normalerweise zumindest so tat, als sei er interessiert, hatte sich zu Tode gelangweilt, als Cade ihm die Statistiken zeigte.
Das ist egal, dachte Cade. Es musste sie ja niemand außer ihm verstehen.
Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass selbst er im Moment nicht besonders daran interessiert war. Er kümmerte sich nur darum, weil das Ganze ihn von Tory und dem, was letzte Nacht passiert war, ablenkte.
Jetzt wollte er erst einmal alles mit ihr klären, bevor er nach Hause fuhr und sich duschte.
Stirnrunzelnd bemerkte Cade, dass das rote Mustang- Cabrio, hinter dem er hergefahren war, in Torys Feldweg einbog. Er hielt dahinter und zog die Brauen hoch, als J. R. ausstieg.
»Na, wie findest du es?« Grinsend klopfte J.R. auf die Kühlerhaube seines Autos. Cade trat auf ihn zu.
»Deiner?«
»Ich habe ihn erst heute Morgen abgeholt. Boots behauptet, ich steckte in einer Midlife-Krise, aber wenn du mich fragst, sehen die Frauen sich viel zu viele Talkshows an. Wenn das Auto mir doch gefällt und ich es mir leisten kann, was soll denn dann daran falsch sein?«
»Es ist wirklich ein schöner Wagen.« Beide Männer stellten sich im strömenden Regen vor die Motorhaube, die J. R. geöffnet hatte, und bestaunten den Motor.
»Starke Maschine«, bemerkte Cade. »Was bringt sie?«
»Unter uns, fünfundneunzig Meilen und du merkst es nicht. Liegt wie ein Brett in den Kurven. Ich war gestern bei Broderick, weil ich meine Limousine eintauschen wollte. Eigentlich hatte ich vor, mir wieder eine zu kaufen, aber dann habe ich dieses Schätzchen hier gesehen.« Grinsend rieb sich J. R. über seinen dicken, silbergrauen Schnurrbart. »Liebe auf den ersten Blick.«
Er tätschelte den Wagen liebevoll, dann blickte er zum Haus. »Wolltest du Tory besuchen?«
»Ja.«
»Gut. Ich habe Neuigkeiten für sie, die ihr nicht gefallen werden. Da ist es vielleicht gar nicht schlecht, wenn ein Freund dabei ist.«
»Was ist denn passiert?«
»Nichts Schlimmes, Cade, aber es wird sie bekümmern. Lass uns hineingehen, dann brauche ich es nicht zweimal zu erzählen.« Er trat auf die Veranda und klopfte. »Ein komisches Gefühl, bei der eigenen Familie anklopfen zu müssen, aber das habe ich mir bei meiner Schwester angewöhnt. Sie hat nie die Tür einladend offen stehenlassen. Da ist ja mein Mädchen!«, fügte er
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