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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Frau, die so gefasst und ruhig blieb? Wo war das spindeldürre Kind geblieben, das sich davongeschlichen oder sie von weitem angestarrt hatte?
    »Das ist problematisch, da er sowohl der Vermieter meines Ladenlokals als auch meines Hauses ist und diese Verantwortung sehr ernst zu nehmen scheint.«
    »Ich kann Sie für die Zeit und die Mühe, die ein Umzug kosten würde, entschädigen. Vielleicht gehen Sie zurück nach Charleston oder nach Florence, wo sie noch Familie haben.«
    »Mich entschädigen? Ich verstehe.« Ruhig ergriff Tory ihre Kaffeetasse. »Wäre es ungehörig zu fragen, an welche Art von Entschädigung Sie gedacht haben?« Sie lächelte ein wenig, als sie sah, wie Margaret die Lippen zusammenpresste. »Schließlich bin ich eine Geschäftsfrau.«
    »Das ganze Thema ist ungehörig und in meinen Augen beklagenswert. Ich sehe keine andere Wahl, als mich auf Ihre Ebene zu begeben, um meine Familie und ihren Ruf zu retten.« Margaret öffnete die Tasche, die auf ihrem Schoß lag. »Ich bin bereit, Ihnen einen Scheck über fünfzigtausend Dollar auszustellen, wenn Sie Ihre Beziehung zu Cade abbrechen und aus Progress wegziehen. Die Hälfte dieser Summe kann ich Ihnen gleich geben, und der Rest wird Ihnen nach Ihrem Umzug zugeschickt. Ich gebe Ihnen zwei Wochen Zeit.«
    Tory erwiderte nichts. Auch sie kannte die Waffe des Schweigens.
    »Dieser Betrag«, fuhr Margaret in schärferem Tonfall fort, »wird Ihnen erlauben, in der Übergangszeit recht komfortabel zu leben.«
    »Oh, zweifellos.« Tory trank einen Schluck Kaffee, dann stellte sie die Tasse sorgfältig wieder auf die Untertasse. »Ich habe eine Frage, Mrs. Lavelle. Was veranlasst Sie zu der Annahme, dass ich durch eine Bestechung zu beleidigen bin?«
    »Geben Sie keine Würde vor, die Sie nicht besitzen. Ich kenne Sie«, sagte Margaret und beugte sich vor. »Ich weiß, woher Sie kommen. Sie mögen ja glauben, Ihre Herkunft durch ruhiges Betragen und gespielte Respektabilität verstecken zu können. Aber ich kenne Sie.«
    »Sie glauben, mich zu kennen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich mich im Moment weder ruhig noch respektabel fühle.«
    Margarets Haltung fiel in sich zusammen, und sie rang um Fassung. »Ihre Eltern waren asozial und haben Sie wie eine wilde Katze herumstreunen lassen! Sie haben mein Kind von seiner Familie weg und schließlich in den Tod gelockt! Sie haben mich bereits ein Kind gekostet, und Sie werden mir kein weiteres nehmen. Sie werden mein Geld annehmen, Viktoria! Genau wie Ihr Vater!«
    Tory schlug das Herz bis zum Hals, aber sie erwiderte ruhig: »Was meinen Sie damit, wie mein Vater?«
    »Für ihre Eltern waren fünftausend genug. Fünftausend, damit sie mir Sie aus den Augen schafften. Mein Mann wollte ihre Eltern nicht davonjagen, obwohl ich ihn darum gebeten habe.«
    Margarets Lippen zitterten, und sie presste sie wieder aufeinander. Das war das erste und letzte Mal gewesen, dass sie ihn um etwas gebeten hatte. Überhaupt jemanden um etwas gebeten hatte. »Schließlich musste ich mich selbst darum kümmern. Genau wie jetzt. Sie werden gehen, und Sie werden Ihr Leben, das eigentlich Sie in jener Nacht hätten verlieren sollen, woanders führen. Und Sie werden sich von meinem Sohn fern halten.«
    »Sie haben meinem Vater fünftausend gezahlt, damit er geht«, sagte Tory nachdenklich. »Das wäre viel Geld für uns gewesen. Ich frage mich, warum wir niemals etwas davon gesehen haben. Was mag er wohl damit gemacht haben? Nun, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Es tut mir Leid, Sie enttäuschen zu müssen, Mrs. Lavelle, aber ich bin nicht mein Vater. Nichts, was er mir jemals angetan hat, konnte mich zu dem machen, was er war, und Ihr Geld wird daran auch nichts ändern. Ich bleibe, weil ich bleiben muss. Es wäre leichter für mich, wenn ich es nicht müsste. Sie werden das zwar nicht verstehen, aber es wäre tatsächlich leichter. Und was Cade angeht...«
    Tory fiel ein, wie distanziert und zurückhaltend er sich nach ihrer Geschichte in der letzten Nacht verhalten hatte. »Es ist nicht so viel zwischen uns, wie Sie anscheinend denken. Er ist einfach nett zu mir gewesen, weil er ein freundlicher Mann ist. Ich beabsichtige nicht, seine Freundlichkeit dadurch zu vergelten, indem ich unsere Freundschaft abbreche oder ihm von diesem Gespräch erzähle.«
    »Wenn Sie gegen meine Wünsche handeln, werde ich Sie ruinieren. Sie werden alles verlieren, wie es schon einmal geschehen ist. Wie damals, als Sie in New York das Kind

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