Lilienblut
Dinner for one gucken. Meine Mutter ist in Koblenz, bei ihrem neuen Lover.« Und würde wahrscheinlich vorher Haus und Hof verrammeln und die Schlüssel in den Dorfbrunnen werfen. »Und du?«
»Keine Ahnung«, sagte Beate. »Mich lädt keiner ein. Deshalb habe ich mir überlegt -«
»Sabrina? Kommst du mal runter? Besuch für dich.«
Beate sprang auf. »Ich wollte sowieso gerade gehen. Krieg ich die Marzipankartoffeln?«
Gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter. Unten stand Lukas, das Gesicht von der Kälte gerötet und sichtlich überrascht, hinter Sabrina eine zweite Gestalt auftauchen zu sehen.
Beate grinste. »Ah! Der Retter in der Not. Weißt du, dass Sabrina dich immer so nennt?«
Sabrina wurde knallrot. Nie hatte sie Lukas so genannt. Dem schien das Kompliment aber nichts auszumachen, im Gegenteil.
»Halb so wild. Bis jetzt konnte ich sie ja immer noch überall raushauen.«
»Jaja.« Beate zog sich ihren Wintermantel an. »Sie ist schon ein Wildfang, unser scheues kleines Reh.«
Den ironischen Unterton konnten nur Eingeweihte wahrnehmen. Lukas jedenfalls nickte zustimmend und half Beate, die sich heillos in den Ärmeln verheddert hatte.
»Aber ein Glück, dass du immer zur Stelle bist, wenn es ernst wird.«
Hinter Lukas’ Rücken warf Sabrina ihrer Freundin einen fragenden Blick zu. Ihr war nicht klar, ob Beate sich über ihn lustig machte oder ob das einfach nur ihre Art war, mit Männern umzugehen. Wenn ja, dürfte sie es beim anderen Geschlecht wohl noch nicht sehr weit gebracht haben. Sie wandte sich an Lukas. »Willst du nicht reinkommen?«
»Nein, keine Zeit. Ich bin nur kurz vorbeigekommen, um dich was zu fragen. Oder besser gesagt deine Mutter. Wo steckt sie denn?«
»In der Küche.«
Lukas nickte den beiden zu und ging.
Sabrina wandte sich an Beate. »Was sind das denn für Andeutungen?«, zischte sie.
Beate legte sich gerade den Schal um den Hals. »Ach, ich finde ihn sehr sehr nett. Aber auch ein bisschen … naja.«
»Was soll das denn heißen?«
»Hast du dir noch nie Gedanken darüber gemacht, dass immer -«
Sabrina sollte nicht erfahren, was Beate gemeint hatte, denn Lukas kam schon wieder zurück. »Alles gebongt!« Er grinste. »Silvester ist gerettet.«
»Ach ja?«
Sabrina hatte keine Ahnung, was er damit meinte.
»Ich komme zu dir, falls du nichts dagegen hast. Ich bringe ein paar DVDs mit und wir machen es uns so richtig gemütlich.«
Sabrina wusste nicht, was sie sagen sollte. Es sich mit Lukas richtig gemütlich machen, konnte viel heißen. Vielleicht hatte er sogar vor, dort weiterzumachen, wo sie vor Weihnachten aufgehört hatten. Ihr wäre lieber gewesen, ihre Mutter würde die Grenzen des Hausarrests nicht ganz nach Belieben ziehen. Lukas hatte sie wohl eben ohne Probleme um den Finger gewickelt.
»Cool«, sagte Beate. »Hört sich gut an. Ich stifte das Buffet. Wie ist Salinger? Liefert der auch ins Haus?«
Erwartungsvoll schaute sie von einem zum anderen. Lukas runzelte die Stirn. Beate passte sichtlich nicht in sein Silvester-Konzept.
»Null Ahnung«, antwortete Sabrina. Sie lächelte ihrer Freundin dankbar zu. Mit keinem Wort hatte sie erwähnt, dass ihr die Geschichte mit Lukas zu schnell ging. Beate musste es geahnt haben, anders konnte sie sich dieses Angebot nicht erklären.
»Dann teste ich ihn mal auf dem Nachhauseweg. Für die Ferien habe ich eine Wildcard.« Sie zwinkerte Lukas zu, der immer noch damit zu tun hatte, dass ihm gerade jemand klassisch
in die Parade gefahren war. »Das heißt, ich kann essen, wo ich will. Hat jemand Lust mitzukommen? Ach so, geht ja nicht. Du musst ja noch deine Reststrafe absitzen. Ganz zu Recht übrigens.« Sie hob mahnend den Zeigefinger, brach dann aber in Lachen aus. »Also dann – ich freue mich!«
»Ich mich auch!«, rief Sabrina.
Lukas schwieg. Er wartete, bis Beate gegangen war.
»Das meint sie doch nicht ernst, oder?«
Sabrina grinste. »O doch. Sie meint alles ernst, was sie sagt.«
»Du willst wirklich mit dieser Verrückten Silvester feiern?« »Sie ist meine Freundin. Wir haben das eben gerade abgemacht.«
»Okay, von mir aus. Dann muss ich mir aber mit den Filmen was anderes überlegen. Ich hatte da an was Romantisches gedacht für uns beide.«
Er nahm sie in die Arme und wollte sie küssen, doch Sabrina schielte zur Küchentür und flüsterte: »Nicht, meine Mutter.«
Seufzend ließ er sie los. »Ist irgendwas?«
»Was soll denn sein?«
»Du bist so komisch, seit du am Fluss warst. Ich
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