Lilienblut
würde. »Ist okay. Ihr seid erwachsen.«
»Wirklich?«
»Wirklich.«
Michael war nett. Seit es ihn gab, war Franziska anders. Sie kümmerte sich endlich mal wieder um sich selbst und das tat ihr sichtlich gut.
Michael schien sich aufrichtig über Sabrinas Reaktion zu freuen. »Und du machst es dir heute Abend gemütlich. Ich finde das sehr großzügig von euch, dass ihr Beate mit eingeladen habt.«
Wer hier wen eingeladen hatte, wollte Sabrina nicht unbedingt breittreten. Genau in diesem Moment klingelte es. Sie entschuldigte sich und ging zur Tür. Auf der Straße stand ein Lieferwagen, und Salinger persönlich kam, auf jeder Hand eine gewaltige Platte balancierend, gerade durch die Einfahrt.
»Lieferung!«, trompetete er. »Es kommt noch was nach! Ich stelle das einfach mal in der Küche ab.«
Mit offenem Mund ließ Sabrina ihn vorbei. Fassungslos beobachtete sie, wie Salinger dreimal zu seinem Wagen ging und jedes Mal schwer beladen zurückkam.
Mittlerweile hatte auch Franziska ihre Abendausstattung vervollständigt. Sie stand in der Küche und beobachtete mit gerunzelter Stirn die Bescherung. »Was ist das?«
Vier silberne Platten, belegt mit Lachs, Schinken, Salaten, Roastbeef, Schweinebraten, Würstchen, Gemüse und anderen Köstlichkeiten. Gerade ächzte Salinger mit einem gewaltigen Brotkorb herein, dazu brachte er ein Fass Butter und eine weitere Aufschnittplatte.
»Na, das wird ja eine Party heute!«
»Sabrina?« Franziskas Stimme klang schon wieder beängstigend schrill. »Was hat das zu bedeuteten?«
»Ich vermute, das ist Beates Beitrag zu unserem kleinen Fest.«
»Ihr seid doch nur drei. Oder habe ich da was falsch verstanden?«
»Nein. Absolut richtig.«
Salinger verabschiedete sich. Er hatte gar nicht richtig zugehört, denn an diesem Abend ging es auch in seinem Wirtshaus hoch her. Michael kam dazu und staunte nicht schlecht. Er wollte gerade eine Weintraube stehlen, als Franziska seine Hand wegzog.
»Das geht wieder zurück. Das muss ein Irrtum sein. Dieses Mädchen kann doch nicht einfach für zwanzig Leute ein kaltes Buffet bestellen!«
»Oh, doch.«
Alle fuhren herum.
Dieses Mädchen kam herein und strahlte sie an. »Die Tür war offen. Das sieht ja gut aus! Ich habe ihm gesagt, er soll mal zeigen, was er kann.«
»Beate!« Franziska lächelte hilflos. »Das ist ja lieb gemeint, aber wer soll das denn essen? – Und bezahlen?«, setzte sie, noch hilfloser, hinzu.
»Kein Problem. Die Rechnung geht an mich. Ich denke, wir werden satt heute Abend, und den Rest kann man einfrieren. Ist Lukas schon da?«
»Nein«, antwortete Sabrina. Und zu Franziska gewandt, sagte sie: »Mach dir keine Sorgen. So ist sie eben.«
»Ja, so bin ich.« Beate sah sehr zufrieden aus.
Doch Franziska ließ nicht locker. »Das ist sicher nett gemeint. Aber du bist nicht geschäftsfähig. Das können wir nicht annehmen. Und ich weiß auch nicht, was deine Eltern dazu sagen werden.«
»Och, sie haben mir viele Grüße an Sie aufgetragen und sich sehr gefreut, dass ich Silvester nicht alleine zu Hause rumsitze. Wir schaffen das schon. Ich habe jedenfalls einen Riesen-Hunger.«
»Sie ist so«, sagte Sabrina. »Ich erkläre dir das später.«
Michael sah auf die Uhr. »Wir sollten uns jetzt langsam auf den Weg machen. Ich weiß nicht, in welchem Zustand die Straßen heute Abend sind.«
Restlos überzeugt war Franziska nicht. Aber sie sah ein, dass der Zeitpunkt für weitere Diskussionen nicht sehr günstig gewählt war.
Als die beiden gegangen waren, schälte sich Beate aus ihrer Winterjacke und ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen. »Salinger macht auch das Catering für die Party bei uns zu Hause. Das hier ist quasi mein Doggy-Bag.«
»Ihr feiert bei euch?«
»Hundertzwanzig Gäste. Bürgermeister, Stadtrat, dazu das halbe Landgericht, alte Kollegen von meinem Großvater.«
»Aber … Warum hast du denn nichts gesagt? Musst du heute Abend nicht da sein?«
»Warum sollte ich? Ist doch langweilig, wo es so viele andere tolle Partys gibt. Vielleicht gehen wir ja nachher noch zu einer. Wann wollte Lukas denn kommen?«
»Um acht.« Sabrina betrachtete die Bescherung. »Was denn für andere Partys?«
»Im Hafen zum Beispiel.« Beate nahm sich ein Würstchen. »Nichts Offizielles, nur für Freunde und Mitarbeiter. Und die Ehemaligen. Ich fang schon mal an.« Sie biss ein Stück ab und kaute genüsslich. Dabei beobachtete sie Sabrina, um zu sehen, wie ihre Worte auf sie wirken würden.
»Ich
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