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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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darf nicht. Ich habe versprochen, nicht mehr herumzuschnüffeln.«
    »Hat irgendjemand dieses böse Wort erwähnt? Es ist Silvester. Und die Party am Hafen ist die angesagteste von allen.«
    »Wir sind doch gar nicht eingeladen.«
    »Das bin ich nie. Aber ich komme trotzdem überall rein.«
    Sabrina schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Lukas würde mich umbringen.«
    Beate schwieg. Es war, als ob die Worte unsichtbar über ihren Köpfen schwebten.

    Bevor die Stille unangenehm werden konnte, holte Sabrina tief Luft. »Ich meine, er hätte da bestimmt was dagegen.«
    »Natürlich. Und du tust, was Lukas dir sagt.«
    »Nein!«, brauste Sabrina auf. »Aber er hat in diesem Fall einfach recht.«
    »Okay.« Beate stand auf. »Wo ist der Fernseher? Ich dachte, hier gibt’s eine Party?«
     
    Lukas kam pünktlich um acht. Er hatte zwei Filme aus der Videothek dabei, eine Liebesromanze und eine Vampir-Romanze, und der Abend verging wie im Flug. Dennoch hing eine Menge Unausgesprochenes im Raum. Sabrina spürte, dass Lukas etwas von ihr erwartete, und Beate hatte schon viel mehr von ihrer Unsicherheit mitbekommen, als ihr lieb war.
    Es war kurz vor elf, und Sabrina brachte gerade die Silbertabletts in die Küche, als es klingelte. Mit einem unguten Gefühl ging sie zur Tür. Das letzte Mal um diese Uhrzeit hatte sie Frau Fassbinder überrascht. Später Besuch ohne Voranmeldung war nie gut. Nicht so richtig, jedenfalls, dachte sie, als sie öffnete und in das Gesicht von Kreutzfelder senior starrte.
    »Hallo, kleine Sonne!«
    Seine Wangen waren gerötet, doch der verräterische Glanz in seinen Augen ließ darauf schließen, dass das nicht nur von der Kälte kam.
    »Ich hab von meinem Sohn gehört, dass hier die große Party läuft. Und da wollte ich doch mit Franziska gleich mal anstoßen! Wo isse denn?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stolperte er an Sabrina vorbei ins Haus. Da es zu kalt war, um die Tür sperrangelweit aufstehen zu lassen, machte Sabrina sie zähneknirschend zu und folgte dem ungebetenen Gast. Der blieb im Wohnzimmer stehen und schaute sich überrascht um.
    »Is aber überschaubar.«
    Lukas stand auf. Die Bestürzung in seinem Gesicht war absolut echt. »Was machst du denn hier?«

    »Ich wollte zu Franziska. Unseren Deal feiern. – Franziska?«
    »Sie ist nicht da. Wollen Sie vielleicht einen Kaffee?«
    Betrübt sichtete Kreutzfelder senior die Wasser- und Limonadeflaschen. Sogar das Bier war alkoholfrei. »Also für’n Winzerhaus is’ das aber’ne traurige Veranstaltung.«
    »Erst seit Sie da sind.« Sabrinas Stimme klang eisig. Es tat ihr unendlich leid für Lukas, der doch sonst so stolz auf seinen Vater war.
    Beate blieb auf dem Sofa sitzen. Das war ein Auftritt nach ihrem Geschmack. Sie deutete auf die letzte Aufschnittplatte. »Wir hätten noch ein paar Häppchen, wenn Sie mögen. Setzen Sie sich doch!«
    Sabrina warf ihr einen bösen Blick zu.
    Der Winzer zuckte unschlüssig mit den Schultern. Offenbar ging ihm gerade auf, dass er auf der falschen Veranstaltung gelandet war. »Och nö. Ich will nicht stören. Ich mach mich mal weiter.«
    »Du bist hoffentlich mit dem Taxi hier?«
    Der Vater musterte seinen Sohn, als hätte der ihm gerade lebenslang Traubensaft verordnet. »Im Gegensatz zu dir vertrag ich was. Meine Damen?« Er machte einen formvollendeten Diener und schwankte hinaus.
    Lukas folgte ihm. »Tut mir leid. Aber ich kann ihn so nicht mehr ans Steuer lassen.«
    Beate sprang auf. »Das ist unsere Chance!«, flüsterte sie Sabrina zu. »Wir fahren mit. Und dann ab zum Hafen. Los! Zieh dir was an!«
    Sabrina überlegte. Mit Lukas zusammen war das etwas ganz anderes. Niemand konnte ihr unterstellen, mit einem Kreutzfelder an der Seite etwas Unrechtes zu tun. Mit etwas Glück und einem Taxi wäre sie in zwei Stunden wieder zu Hause – für Silvester ein geradezu phänomenal braves Ausgehverhalten.
    »Ich zieh mir was an.«
    Lukas war hocherfreut, als er hörte, dass sie ihn jetzt keinesfalls alleine lassen wollten. Er verfrachtete seinen Vater
auf den Beifahrersitz und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Kreutzfelder senior genehmigte sich zur Erleichterung aller ein Nickerchen, Lukas schaltete das Autoradio ein.
    Als sie in Neuwied die Rheinbrücke überquert hatten und das Gewerbegebiet von Andernach in Sicht kam, stupste Beate Sabrina an. »Wollen wir nicht hier schon aussteigen?«
    »Gute Idee.«
    Sabrina tippte Lukas auf die Schulter. »Du kannst uns da vorne an der Ecke

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