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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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stand schon in der Tür. »Er kommt ja nie mehr wieder.«
     
    Die Feiertage über blieb Sabrina meistens in ihrem Zimmer. Nur zu den Mahlzeiten ließ sie sich kurz blicken. Sie sagte nicht viel und ließ eher ihr Schweigen sprechen. Am dritten Tag spürte sie, dass Franziska der Hausarrest schon Leid tat. Aber sie ignorierte die kleinen Annäherungen ihrer Mutter geflissentlich. Als die Zeitungen wieder erschienen, verschlang Sabrina alles, was über den rätselhaften Tod von Berti Wennigstedt berichtet wurde.
    Berti war Opfer eines rätselhaften Unfalls geworden. Wer und was ihn an den Alten Krahnen getrieben hatte – keiner
wusste es. Wo er gesteckt hatte, dass es eine Vermisstenanzeige gegeben hatte, das wurde mit keinem Wort erwähnt. Die Polizei tappte im Dunkeln. Parallelen zu Amelies Tod wurden nicht gezogen. Ihr Portemonnaie wurde nirgendwo erwähnt. Als der Dr. Dr. sich meldete und ihnen die gute Nachricht mitteilte, dass jeder Verdacht gegen Sabrina ausgeräumt war, schien sich die düstere Stimmung wenigstens etwas zu lösen.
    Da Franziska Besuch genehmigte, kam zwei Tage vor Silvester Beate vorbei. Sie hatte ebenfalls alle Zeitungen dabei und ließ sich Sabrinas Vernehmung bis ins Detail schildern.
    »Das raff ich nicht«, sagte sie und deutete auf die Schlagzeile im Andernacher Tageblatt. Rätselhafter Tod am Alten Krahnen . »Wie du auch immer in so was reinrutschst. Ich muss Opa mal fragen. Vielleicht hatte er am Wochenende eine Führung und es ist ihm was aufgefallen.«
    »Ich glaube nicht so richtig an einen Unfall. Berti stromerte immer wieder auf der Werth herum. Er kannte jeden Quadratmeter Ufer zwischen Hafen und Geysir. Vielleicht hat er damals was gesehen, als das mit Amelie passiert ist? Und wollte den Mörder erpressen? Zwischendurch findet er mein Portemonnaie und …«
    Sie brach ab. Nichts fügte sich. Kein Wunder, dass Frau Fassbinder so gereizt gewesen war.
    Beate setzte sich auf ihr Bett und kreuzte die Beine.
    »Könnte sein. Das wäre dann Version eins. Version zwei ist: Bertis Mörder hat es gefunden und absichtlich in die Jacke seines Opfers gesteckt. Niemand wird im Ernst annehmen, dass du nach Andernach stiefelst, um Berti Wennigstedt umzulegen.«
    »Es ist eine Nachricht«, flüsterte Sabrina. In diesem Moment war ihr der Gedanke gekommen, und er war nicht sehr angenehm.
    Beate riss die Augen auf. »Ja natürlich. Wie konnten wir nur so doof sein? Es ist eine klare, deutliche Message an deine Adresse. Schau mal, was ich alles kann. Ich mach dir die Hölle
heiß, ich bring dich in Teufels Küche. Ich dreh dich durch den Fleischwolf, wenn’s sein muss. Sie ist klar und eindeutig: Halt dich da raus. Sonst geht es dir wie Berti.«
    Sabrina schluckte. Vor ein paar Tagen war das alles noch ein Abenteuer gewesen. Natürlich deshalb, weil Kilian darin eine Rolle gespielt hatte. Die Sorge ihrer Mutter hatte sie leichtfertig mit einer Handbewegung vom Tisch gewischt und war sogar ziemlich sauer gewesen, für ihre Alleingänge mit Hausarrest bestraft zu werden. Ein Halt dich da raus von einem Mörder klang schon etwas anders.
    Beate nahm sich einen Dominostein von der Schale neben Sabrinas Bett und stopfte ihn sich in den Mund.
    »Der Hafen«, nuschelte sie. »Vielleicht sollte man da noch mal ansetzen. Wer hat Berti versteckt? Und vor wem oder was hatte er Angst?«
    »Ich weiß nicht.« Sabrina betrachtete nachdenklich, wie unbekümmert Beate sich über den Rest der Süßigkeiten hermachte. »Halt dich da raus. Das klingt ziemlich ernst.«
    »Für mich wäre das eher eine Aufforderung, weiterzumachen – aber deutlich mehr aufzupassen. Du bist jemandem ganz schön auf die Füße getreten. Ich wüsste gerne, wem.«
    »Denkst du, ich nicht? Aber was hat das alles gebracht? Nichts. Ich bin keinen Schritt weitergekommen. Im Gegenteil: Das alles hat mir auch noch eine Runde Hausarrest eingebracht. Ich dachte, so was hätte ich hinter mir.«
    »So was hab ich nie gehabt.« Beate pulte einen Schokoweihnachtsmann aus seiner Stanniolverpackung. »Und ich wäre sogar froh darüber gewesen. Hausarrest ist der Beweis, dass jemand Notiz davon nimmt, was du eigentlich machst. Wenn es danach geht, was jemand verdient, dürfte ich gar nicht mehr vor die Tür.«
    »Dann kann ich dir gerne ein bisschen von meinen erzieherischen Maßnahmen abgeben. Geteiltes Leid soll halbes Leid sein.«
    »Schönen Dank. Lieber nicht. Ich hab nämlich noch was vor. Was machst du Silvester?«

    »Was wohl. Bleigießen und

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