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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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dachte, mit uns beiden wäre alles klar. Dass du und ich … Dass aus uns was werden könnte. Ich verstehe ja, dass es eine schwierige Situation ist. Vielleicht hast du auch ein schlechtes Gewissen wegen Amelie, aber das Leben muss doch weitergehen.«
    Endlich einmal tauchte Franziska genau im richtigen Moment auf. Aus der Küche drang der Geruch von frisch gebackenem Hefeteig, geschmolzenem Käse und Salami.
    »Es gibt Pizza!«, verkündete sie fröhlich. »Willst du zum Essen bleiben, Lukas?«
    »Nein. Danke.«
    Er war sauer. Mindestens genauso gekränkt wie neulich nachts, als sie von ihren Ausflügen an die Werth erzählt hatte. Er machte sich Gedanken um sie, passte auf sie auf, und sie konnte sich einfach nicht entscheiden. Natürlich war das für jemanden wie Lukas Kreutzfelder schwer zu akzeptieren.

    Um es nicht noch komplizierter zu machen, lächelte Sabrina ihn an. »Aber wir würden uns sehr freuen. Bleib doch noch.«
    Der ärgerliche Ausdruck in seinem Gesicht verschwand. Er schaute auf seine Armbanduhr. »Sehr nett, wirklich. Aber ich muss jetzt los. Wir sehen uns Silvester. Ich such dann mal ein paar nette Komödien raus.«
    Mit einem bemühten Lächeln verabschiedete er sich. Wenigstens blieb Franziskas gute Laune. Sie war so vergnügt, dass Sabrina fast um eine Amnestie gebeten hätte.
    Sie wollte gerade den Mund aufmachen, da kam ihre Mutter ihr zuvor. »Also wenn du Silvester gerne ausgehen möchtest, ich habe nichts dagegen.« Sie biss in ein Stück Pizza und bekleckerte sich natürlich prompt mit Tomatensoße.
    »Zu spät. Ich mache es mir hier gemütlich.«
    »Mit Lukas.« Ihre Mutter lächelte.
    »Und Beate.«
    »Ah ja.« Franziska zupfte eine Serviette aus dem Ständer und versuchte zu retten, was zu retten war. Aber viel konnte sie auf dem weißen Sweatshirt nicht ausrichten. »Beate war auch mit auf der Werth. Was sagen denn ihre Eltern dazu?«
    Sabrina glaubte nicht, dass irgendjemand im Hause Gramann wusste, was Beate den ganzen Tag über so trieb. »Das sieht man da nicht so eng.«
    »Du denkst, ich bin eine Glucke?«
    Sabrina schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich denke, dass ich kein kleines Kind mehr bin.«
    »Natürlich nicht. Deshalb ist dein Hausarrest mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Ich will nur nicht, dass du dich in Gefahr begibst. Versprich mir, nie wieder an den toten Fluss zu gehen.«
    »Versprochen«, sagte Sabrina.
    Kilian war weg. Es gab keinen Grund, da jemals wieder aufzutauchen. Sie würde nie wieder einen Fuß auf die Werth setzen, weil sie sonst bis an ihr Lebensende daran denken
müsste, wie Kilian sie geküsst hatte. Und dass er nicht sie, sondern eine andere damit gemeint hatte.
    Sabrina schob das Stück Pizza, das sie in der Hand hatte, wieder auf ihren Teller. Der Appetit war ihr vergangen.

SECHSUNDZWANZIG
    Es blieb bitterkalt. Jedes Mal, wenn man vor die Tür wollte, musste man sich ausstaffieren wie zu einer Nordpol-Expedition. Franziska traf es besonders hart. Michael hatte Karten für eine Silvestergala auf einem Rheinschiff besorgt. Der Dresscode war eindeutig Abendkleid. Mit einem besorgten Blick auf das immer tiefer fallende Thermometer entschloss sie sich, das Abendkleid samt Schuhen in eine Tasche zu packen und lieber im Skianzug die Reise anzutreten. Umziehen konnte sie sich hoffentlich an Bord, aber wie die Frisur bis dahin zu retten war, bereitete ihr einiges Kopfzerbrechen.
    Sabrina beobachtete die Vorbereitungen mit Humor. Sie hatte sich in ihre bequemsten Klamotten geworfen und betont, für eine DVD-Party wäre das genau das Richtige. Als Michael wenig später klingelte und über eine halbe Stunde gemeinsam mit ihr auf den Auftritt der Diva im Wohnzimmer wartete, war es schon kurz vor sieben.
    »Na endlich!«
    Franziska kam aus dem Bad. Sie sah umwerfend aus. So kannte Sabrina ihre Mutter gar nicht. Sie hatte sich für einen schlichten Nackenknoten entschieden und endlich einmal Make-up aufgelegt.
    »Wow!«, entfuhr es Sabrina.
    Auch Michael war hingerissen. Als Franziska noch einmal ins Schlafzimmer ging, um sich doch noch für eine andere Abendtasche zu entscheiden, zog er Sabrina kurz zur Seite. »Sag mal, wäre das schlimm, wenn wir erst morgen wiederkämen?«
    Sabrina hob die Augenbrauen. »Das wird mit Hausarrest nicht unter zwei Wochen bestraft.«

    »Komm, ich hab dir beigestanden. Aber gegen den Sturkopf deiner Mutter kommt keiner an.«
    »Wem sagst du das.« Sie legte den Kopf zur Seite und tat so, als ob sie intensiv nachdenken

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