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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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glaube, dass es anders war.«
    »Ganz ganz anders«, raunte Beate und stocherte dabei mit wissendem Gesichtsausdruck genauso im Nebel wie Sabrina. »Ich finde das ja cool. Schiffe verstecken. Klingt wie ein neues Gesellschaftsspiel.«
    »Ihr seid ja völlig verrückt! Das geht doch gar nicht. Die Wasserschutzpolizei würde sofort dahinterkommen. Hier wird alles gemeldet.«
    »Aber der Hafen ist doch so groß.« Sabrina erinnerte sich an die Fotos an der Wand. Vor allem an die neueren Datums, die den Hafen nach seinem Neubau aus der Vogelperspektive zeigten. »Da kann es doch mal passieren, dass ein kleiner Kahn nicht entdeckt wird.«
    Der Mann drückte auf die Tastatur seines Computers. Sofort teilte sich der Bildschirm in mehrere Fenster. Jedes einzelne zeigte live via Webcam einen anderen Teil des Hafens. Die einzelnen Becken, das Containerterminal, die Kräne, die Schienen.
    »Hier wird alles überwacht. Niemand kann sich hier verstecken.«
    »Und am toten Fluss?«, fragte Sabrina. »Wer hält da die Augen offen?«
    Der Mann rückte mit seinem Stuhl vom Tisch ab und stand auf. Er ging zu einer Kaffeemaschine, die auf einem kleinen
Kühlschrank in der Ecke stand. »Ich würde euch raten, mit diesem Detektivspiel aufzuhören. Der Hafen ist sauber. Und mit der Werth haben wir nichts zu tun. Das sind ganz alte Geschichten, lange vorbei, und sie haben damals ja auch einige Köpfe rollen lassen. So sehr eure Fantasie auch Purzelbäume schlägt, ihr seid hier auf dem falschen Dampfer. Warum interessiert euch das überhaupt?« Er schenkte sich einen Becher Kaffee ein.
    »Amelie Bogner war meine beste Freundin.«
    Der Hafendisponent nickte. Mit langsamen Schritten, als ob er Angst hätte, auf dem glatten Boden auszurutschen, kam er zu ihr und legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie war warm und irgendwie tröstlich. »Das tut mir sehr leid. Ich würde dir gerne helfen.« Er nahm ächzend Platz. Den Becher stellte er auf die Zeitung. »Die Polizei war auch schon hier. Mit denselben Fragen übrigens. Keiner von meinen Jungens hat damit was zu tun. Für die lege ich die Hand ins Feuer.«
    Sabrina schluckte. »Okay«, sagte sie. »Vielen Dank. Es war wenigstens einen Versuch wert.«
    »Geht runter und feiert ein bisschen. Ihr seid doch noch jung.«
    »Gut, dass mich jemand ab und zu daran erinnert.« Beate sah zur Tür, und ihre Miene verzog sich. »Für dich war es das wohl. Ende der Schonzeit, scheues Reh.«
    Lukas kam mit grimmigem Gesicht auf sie zu. Vom Senior war weit und breit nichts zu sehen. Von Silvesterstimmung bei ihm auch nichts.
    »Hier seid ihr also! Ich habe euch überall gesucht.« Er nickte dem Hafendisponenten kurz zu.
    Beate hatte eine scharfe Antwort auf der Zunge, behielt sie dann aber für sich. Unruhe kam auf, außer ihnen machten sich auch noch viele andere auf den Weg nach unten.
    »Es ist gleich zwölf!«
    Beate rannte voraus und war verschwunden. Sabrina stieg ohne sie neben einem muffeligen Lukas die Treppen hinunter. Schöne Freundin, dachte sie.

    »Du kannst nicht einfach so abhauen«, fing er an. Aber er kam nicht weit.
    »Ach so. Und warum nicht? Weil du andere Pläne hast? Weil jeder tun muss, was du sagst? Vielleicht liegt es ja an dir, wenn alle vor dir weglaufen.«
    »Ich denke doch nur an dein Bestes.«
    »Tut er, der Junge, tut er.« Wie aus dem Nichts tauchte das Gesicht von Kreutzfelder senior in der Menge auf. Es war ihm gelungen, einen Becher Wein zu organisieren. Mit dem stand er etwas hilflos jedem im Weg. »Wollte doch noch mit dir anstoßen, Sabrina.«
    Lukas nahm ihm den Becher sanft aus der Hand. »Nicht jetzt, bitte.«
    »Hast sie überzeugt, nicht? Gut gemacht, mein Sohn.« Er wollte wieder nach dem Becher greifen.
    Auf Lukas’ Stirn bildete sich eine ärgerliche Falte. »Du hast genug. Wir sollten nach Hause. Da können wir das alles nachholen. Kommst du mit?« Die letzte Frage war an Sabrina gerichtet und eher eine Aufforderung.
    »Nein. Wovon redet dein Vater eigentlich die ganze Zeit? Was will er mit meiner Mutter feiern? Und wozu hast du mich rumgekriegt?«
    »Später. Jetzt würde ich gerne erst mal -«
    »Anstoßen!« Kreutzfelder senior schaute sehnsüchtig den Leuten hinterher, die hinaus zum Hafenbecken liefen. »Gleich ist Mitternacht! Das muss gefeiert werden!« Er schnappte sich den Becher aus Lukas’ Hand. Zwar verschüttete er dabei fast den ganzen Inhalt, aber der Rest reichte noch, um ihn zumindest symbolisch zu erheben. »Auf Dobersteins Jüngsten. Jaja,

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