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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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großem Appetit über ihre Spaghetti Bolognese her. Zwischen zwei Bissen stand sie auf und machte Bestandsaufnahme. Ihre Kleider lagen immer noch feucht im Schrank. Hoffentlich dachte Franziska daran, ihr etwas zum Anziehen mitzubringen. Die
Stiefel sahen aus, als hätten sie drei Jahre im Wasser gelegen. Das Handy war genauso im Eimer wie die Uhr. Quittungen, Fahrscheine und ein alter Einkaufszettel hatten sich in eine Art graue Pampe verwandelt. Ihr Reispass sah aus, als könnte man Kresse darauf züchten. Eine Handtasche fand sie nicht. Hatte sie überhaupt eine dabeigehabt? Wenn schon. Nachts im Rhein hatte Lukas wohl an anderes gedacht als daran, ihre Tasche zu retten.
    Lukas … Etwas war geschehen, was dem Gedanken an ihn die Unbefangenheit nahm. Vielleicht hatten sie sich gestritten. Genau! Sie hörte wieder das klackende Geräusch der Zentralverriegelung. Er wollte sie nicht zu dem Fest gehen lassen und hatte einfach die Autotüren zugesperrt. Vollidiot.
    Und Lebensretter. Zwei ziemliche Extreme, mit denen sie da zu tun hatte. Sie wickelte eine neue Gabel Spaghetti auf und schob sie sich in den Mund. So blöd konnte auch nur sie sein, Silvester ins Wasser zu fallen. Hoffentlich stand sie morgen nicht auf Seite eins im Andernacher Tageblatt.
    Sie kletterte zurück ins Bett und vertilgte den Rest. Dann machte sie sich über den Nachtisch her. Als sie das Puddingschälchen bis auf den letzten Rest ausgekratzt hatte, fühlte sie sich besser. Sie lebte, war satt, langsam war ihr auch nicht mehr so kalt, und alles Weitere würde sich klären. Wenn Lukas sie aus dem Rhein gezogen hatte, würde er wohl auch wissen, wie sie hineingeraten war.
    Sie hätte gerne Beate angerufen, aber noch stand kein Telefon in ihrem Zimmer. Sie döste weg, bis es leise an ihre Tür klopfte und Franziskas Wuschelkopf auftauchte.
    »Mama!«
    »Oh mein Gott!
    Damit war es mit Franziskas Beherrschung vorbei. Sie stürzte auf Sabrina zu, küsste sie immer wieder und heulte Rotz und Wasser.
    »Ist ja gut«, sagte Sabrina in beruhigendem Ton. »Ist ja nichts passiert.«
    »Nichts passiert? Du hättest tot sein können! Um halb eins
rief mich Lukas an. Frag mich nicht, wie und wo wir von diesem Schiff heruntergekommen sind. Michael hat die Notbremse gezogen, falls es da so was gibt. Sabrina! Wie konnte das passieren?« Ihre Mutter holte ein Taschentuch hervor und presste es gegen ihre tränenfeuchten Augen.
    »Ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Wir waren auf der Hafenparty und da ist es irgendwie passiert. Was hat Lukas denn gesagt?«
    »Er war gar nicht bei dir, als du gefallen bist. Er hörte nur die Schreie der Leute und hat jemanden unten im Wasser zappeln sehen. Er hat nicht lange überlegt und ist reingesprungen. Gott sei dank war das Boot der Wasserschutzpolizei ganz in der Nähe.«
    »Er war mal bei den Rettungsschwimmern.«
    »Dein Glück. Ach Kind, ich mache mir solche Vorwürfe!«
    Darauf war Sabrina nun gar nicht gefasst gewesen. »Warum denn das?«
    »Ich hätte deinen Hausarrest nicht aufheben dürfen. Dann wärst du daheim geblieben und alles wäre nicht passiert.«
    Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Sabrina würde ihre Hand nicht dafür ins Feuer legen, ob sie der Versuchung abzuhauen widerstanden hätte. Im Moment aber war es zweifellos besser, verständnisvoll zu nicken. »Es war ein Unfall. So was kann passieren.«
    »Versprich mir, dass das aufhört. Diese komischen Sachen mit der Werth und deine Nachforschungen. Ich habe so ein schlechtes Gefühl dabei.«
    »Amelie war meine Freundin.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Franziska nickte. Mit hektischen Bewegungen steckte sie das Taschentuch weg. »Aber es passieren zu viele schreckliche Dinge in letzter Zeit. Ich will nicht, dass du dich in Gefahr bringst. Und glaube mir, Amelie hätte das auch nicht gewollt. Hör auf damit, Sabrina. Das bringt nichts. Die Polizei tut ihr Bestes. Und dieser Kilian …« Sie brach ab, weil sie bei der Erwähnung etwas in Sabrinas Augen entdeckt haben musste, dass nicht so schnell versteckt werden
konnte. Ihre Stimme wurde plötzlich sehr mitfühlend. »Bei manchen Männern ist es besser, wenn wir ihnen nur in unseren Träumen begegnen.«
    Sabrina wandte den Kopf ab und sah an die weiße Wand. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter diesen Namen erwähnte. Sie wollte ihn vergessen, und das so schnell wie möglich.
    »Weißt du, warum ich dich Sabrina genannt habe?«
    Sabrina versuchte ein schwaches Lächeln. »Damit ich nie meinen Chef heirate und

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