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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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anderen Fahrgäste trottete Beate durch die Reihen nach vorne, dicht gefolgt von den beiden Kontrolleuren. Sie stiegen aus, der Fahrer setzte den Blinker, und in diesem Moment sprang Sabrina auf.
    »Halt! Ich will auch noch raus!«
    Mit einem zischenden Laut ging die Tür wieder auf. Beate stand am Bushäuschen und diktierte den beiden gerade ihre Personalien.
    »Das wird teuer«, drohte der eine. Er wusste nicht, dass das das Letzte war, womit er Beate beeindrucken konnte. »Wenn Sie keinen Ausweis dabei haben, müssen wir die Polizei rufen.«
    Beate starrte an ihnen vorbei. »Wenn es der Wahrheitsfindung dient?«
    Die beiden Kontrolleure warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Solche Früchtchen hatten sie offensichtlich gerne.
    »Beate Seiters. Sie wohnt in Andernach und ist die Enkelin von Richter Gramann.« Sabrina stellte sich dazu und zeigte den Männern ihren Ausweis. »Ich verbürge mich für sie.«
    Beide notierten eifrig und waren wohl froh, die Sache ohne größeren Zeitverlust hinter sich zu bringen. Zum Schluss ermahnten sie Beate in eindringlichem Ton und gingen ein paar Meter weiter, um auf den nächsten Bus zu warten.
    »Schwarzfahrerin«, sagte Sabrina.
    »Verräterin«, antwortete Beate.
    »Lügnerin!« schrie Sabrina.
    »Wieso nennst du mich Lügnerin?«, fauchte Beate.
    »Weil ich deine Brille oben am Berg gefunden habe. Wolltest du mich umbringen?«

    »Zu diesem Zeitpunkt nicht, nein.« Beate schürzte die Lippen und warf einen misstrauischen Blick auf die wartenden Männer, die aber weit genug entfernt standen, um nichts mitzubekommen. »Das ist es also.«
    »Ja.« Sabrina schaute auf ihre Armbanduhr. Der nächste Bus kam erst in einer halben Stunde. So lange war sie hier noch mit Beate zusammengeschmiedet. »Was hattest du da oben zu suchen?«
    »Ich wollte mir ein eigenes Bild von den Schäden machen. Aber ich habe ehrlich gesagt keine gefunden. Für mich ist Kreutzfelders Coup eine riesige Luftblase.«
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
    »Weil du mich nicht -«
    »… gefragt hast. Danke. Die Ausrede kenne ich schon.« Sabrina verschränkte die Arme. Es war verdammt schwer, mit jemandem wie Beate eine normale Freundschaft zu führen. Eigentlich unmöglich. »Ich habe euch gesehen.«
    Beate drehte sich um. Weit und breit war außer den Kontrolleuren niemand in Sicht.
    »Dich und Lukas. In Andernach. Arm in Arm.«
    Beate presste die Lippen zusammen. Für Sabrina sah das nach einem eindeutigen Schuldbekenntnis aus.
    »Direkt nachdem wir uns getrennt hatten. Bist du zu ihm gerannt und hast ihm brühwarm erzählt, was ich herausgefunden habe?«
    »Wir«, korrigierte Beate.
    Aber Sabrina hatte für diese Entgegnung nur ein wütendes Schnauben übrig. »Weiß ich, warum du dich wieder an mich gedockt hast? Hat Lukas das gewollt?«
    »Du hast sie ja nicht mehr alle.«
    »Hat er sich an dich rangemacht?«
    Beate riss die Augen auf. »Sag mal, dir hat man wohl ins Hirn … Also wenn ich dich nicht besser kennen würde, würde ich sagen, du bist eifersüchtig.«
    »Eifersüchtig?«, wiederholte Sabrina. »Nicht die Bohne.«
    »Dazu gibt es auch keinen Grund. Er ist nicht mein Typ.«

    Beate sah nun auch auf ihre Armbanduhr. »Wir sind uns zufällig über den Weg gelaufen.«
    »Wer’s glaubt.«
    »Ich wollte ein Eis essen und da ist er aufgetaucht und hat mich nach dir ausgefragt. Ich finde seine Art sowieso grenzwertig. Dieses ganze Packen und Anfassen und Tätscheln und so. Er wollte dauernd wissen, was du machst und ob du immer noch … besessen wärst.«
    »Besessen?« Das wurde ja immer schöner. Irgendwann würden Kinder bei ihrem Anblick schreiend die Straßenseite wechseln und »Hexe, Hexe!« rufen.
    »Ja«, bestätigte Beate. »Ich meine, du hast eine ziemlich schräge Art, wie du mit dem Tod von Amelie umgehst. Aber ich würde dich nie in die Pfanne hauen. Schon gar nicht bei einem Typ, der mit dir Schluss gemacht hat, weil er offenbar ein Problem mit der Trauer hat.« Beate drehte sich zu Sabrina um und sah ihr direkt ins Gesicht. »Hör mal, es gibt da was, das du wissen musst.«
    »Nein!« Sabrina sprang auf. »Ich will nichts hören!«
    »He! Ist ja gut. Ist doch alles okay.« Beate griff nach Sabrinas Arm und wollte sie wieder zu sich herunterziehen. »Du magst ihn? Immer noch?«
    Sabrina schüttelte den Kopf, aber Beate hielt jetzt wenigstens den Mund. Eine Weile ließen sie den Nachmittagsverkehr der vierspurigen Straße an sich vorüberziehen.
    Dann fragte Beate: »Was willst

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