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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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du in Andernach?«
    »Noch mal zum Hafen. Vielleicht können die mir sagen, wo die Désirée die letzten acht Jahre gelegen hat.«
    Beate stieß einen leisen Pfiff aus. »Gute Idee. Und dann?«
    »Dann fahre ich hin.«
    »Das tust du nicht.«
    Sabrina stieß einen verächtlichen Laut aus. Wenn Beate ihr das verbieten wollte, hatte sie wirklich schlechte Karten.
    »Das tust du nicht«, wiederholte Beate. »Wenigstens nicht allein.«

    Es war gut, Beate aufs Neue an der Seite zu haben. Auch wenn tief in Sabrina immer noch Zweifel nagten, so glaubte sie doch, was Beate ihr erzählt hatte. Die Enkelin eines Richters hatte nie gelernt zu lügen. Sie hätte das schon sehr geschickt und überzeugend machen müssen, und das traute Sabrina Beate nicht zu. Sie war zwar noch immer nicht ganz mit ihr versöhnt, aber als sie das Hafengelände zum ersten Mal wieder betrat, war sie froh, das in Begleitung tun zu können. Hier wäre sie vor ein paar Wochen fast ums Leben gekommen, wenn Lukas sie nicht gerettet hätte. Ein kleiner Stich bohrte sich in ihr Herz. Sie vermisste ihn, aber sie war auch verletzt, dass er sie einfach so im Stich gelassen hatte.
    »Wo warst du, als es passiert ist?«, fragte sie.
    Beate deutete in Richtung zweites Hafenbecken und schlenderte ein paar Schritte in diese Richtung. »Da drüben. Man konnte das Feuerwerk dort am besten sehen. Und du?«
    »Ich habe hier irgendwo ziemlich nahe am Kai gestanden.«
    »Mit wem hast du zuletzt gesprochen?«
    »Mit Lukas, Michi und einem Typen von der Wasserschutzpolizei.«
    Beide gingen nebeneinander auf das Hafengebäude zu.
    »Meinst du, sie kennen die Beamten alle?«, fragte Sabrina.
    Beate wollte gerade antworten, da preschten zwei Autos durch das große Tor und schnitten ihnen den Weg ab. Ein grüner Polizeiwagen und eine dunkle Limousine. Frau Fassbinder und Herr Tuch stiegen aus, ohne nach links und rechts zu sehen, und eilten die Stufen hoch. Sabrina und Beate sahen sich an.
    »Scheint, als ob uns jemand zuvorgekommen ist«, meinte Beate trocken.
    Die Polizisten gingen an der breiten Treppe in Hab-Acht-Stellung.
    »Mist.« Sabrina zog Beate hinter einen großen Abfallcontainer. »Ich würde zu gerne wissen, was die Fassbinder da oben zu suchen hat.«
    Beate lugte um die Ecke, doch ihre resignierte Miene ließ darauf schließen, dass es an den beiden kein Vorbeikommen
gab. Plötzlich hellte sich ihr Blick auf. »Ich muss mal für kleine Mädchen.«
    »Jetzt?« Hilflos sah Sabrina sich um.
    »Unbedingt. Sonst gibt’s ein Unglück.« Beate lief los, direkt auf das Hauptgebäude zu.
    Wohl oder übel musste Sabrina ihr folgen. Der Polizeibeamte rechts behielt sie scharf im Auge, bis ihm klar war, wohin die beiden Mädchen wollten.
    »Einen Moment bitte.«
    »Ich muss mal«, piepste Beate. »Unsere Toilette ist kaputt.«
    Sie sah hinüber zu einem Containerschiff, das weiter hinten im neuen Teil des Hafens entladen wurde.
    »Ihr könnt da jetzt nicht hinein.«
    »Und warum nicht?« Beate presste die Beine zusammen und sah den Mann flehend an. »Es ist wirklich wirklich dringend.«
    »Wirklich!«, fiel auch Sabrina ein. Sie konnte Beate jetzt nicht allein lassen.
    Der Polizist überlegte. Sein Kollege kam dazu, erkannte die offensichtlich verzweifelte Lage und nickte. »Ihr könnt durch. Aber beeilt euch.«
    »Danke!«
    Schon liefen sie die Treppen hoch. Im ersten Stock wandte sich Beate erwartungsgemäß nicht nach links, sondern schlich rechts den Gang hinunter zum Büro. Sabrina folgte ihr. Die Tür war selbstverständlich verschlossen. Ganz vorsichtig drückte Beate die Klinke herunter und öffnete sie einen winzigen Spalt. Sabrina lugte ihr über die Schulter und erkannte den Hafendisponenten an seinem Schreibtisch. Ihm gegenüber saß Herr Tuch. Wie immer wirkte er sehr gelassen, während die flatterige Kommissarin auf und ab ging.
    »Herr Ebeling, wenn Sie nicht wissen, wo er ist, müssen wir eine Fahndung herausgeben.«
    Der Disponent mit dem Namen Ebeling seufzte. »Ich habe Schraudt vor zwei Tagen zum letzten Mal gesehen. Er kam wie immer vom Geysir zurück und ist dann auf seine Parzelle.«

    »Und wo ist die?«
    »Kann ich nicht sagen. Ich habe nicht so einen Draht zur Kleingärtnerei.«
    Frau Fassbinder trat an eine große Wandkarte. Sie betrachtete sie genau und deutete dann mit dem Finger auf eine Stelle. »Kann es das hier sein? Kolonie Sonnenschein?«
    »Möglich.« Der Hafendisponent reckte den Hals. »Ich glaube, er hat mal so was

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