Lilienblut
erwähnt.«
Kriminalkommissar Tuch stand auf. »Sollte sich der Ranger melden, dann sagen Sie ihm, dass wir ihn suchen. Er soll sich sofort mit uns in Verbindung setzen.«
Beide verabschiedeten sich.
Beate zog hastig die Tür zu. Dann eilten Sabrina und Beate den Gang zurück und bogen in letzter Sekunde ab nach rechts. Beate lief auf die Toilette zu, zog Sabrina hinein und blieb abwartend stehen. Schritte kamen näher und verschwanden dann Richtung Treppe.
Sabrina atmete auf. »Was wollen die denn vom Ranger?«, flüsterte sie.
»Keine Ahnung.« Beate drehte sich zu ihr um.
»Aber in der Kolonie Sonnenglück werden sie ihn auf keinen Fall finden. Komm.«
Sie wollten gerade die Tür öffnen, da hörten sie die Stimme des Disponenten. Er musste das Büro mit seinem Handy verlassen haben, denn er kam den Flur hinunter und blieb genau zwischen der Treppe und den Toiletten stehen.
»Sie sind weg«, sagte er. »Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie dich haben. Und den Jungen auch.«
Sabrina stieß die Tür auf. Zu Tode erschrocken drehte der Mann sich um. Als er die beiden Mädchen erkannte, steckte er mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck das Handy weg.
»Ich kenne euch doch. Ihr wart Silvester hier. Was wollt ihr denn schon wieder?«
Sabrina ging auf ihn zu. »Mit wem haben Sie gerade telefoniert?«
»Was geht dich denn das an? Was soll das?« Er wollte zurück in sein Büro.
»Das war der Ranger«, sagte sie.
Ebeling blieb stehen.
»Wo ist er? Und warum wird er von der Polizei gesucht?«
»Wendet euch an die Kommissare.«
Beate drängte sich an ihr vorbei. »Aber gerne doch«, sagte sie. »Falschaussage ist zwar nur ein Kavaliersdelikt, kann aber auch mitschuldig an einem Verbrechen machen. Eben haben Sie den Ordnungsorganen gegenüber noch behauptet, nicht zu wissen, wo der Ranger steckt, und ihn zudem noch zu Verschleierung angestiftet. Das ist nach Paragraph 153 und Paragraph 159 der Strafgesetzordnung ein Tatbestand, der mit Freiheitsentzug …«
»Verdammt noch mal! Schon gut!« Der Disponent sah sich um, ob auch niemand mitbekam, was sich gerade auf diesem Flur abspielte. »Was soll das werden? Wer bist du eigentlich?«
»Sie ist die Enkelin von Richter Gramann«, sagte Sabrina nicht ohne Stolz. Sie zwinkerte Beate zu. Sechzehn Jahre am Frühstückstisch mit einem verbiesterten Juristen zahlten sich gerade aus.
Beate nickte. »Und deshalb weiß ich nicht nur, wovon ich rede. Ich würde Ihnen auch dringend zur Kooperation raten.«
»Mit der Polizei?«
»Mit uns.«
Der Disponent riss verwundert die Augen auf. »Ihr seid ja noch nicht mal trocken hinter den Ohren. Was soll das hier werden? Ein Verhör? Geht nach Hause und spielt mit euren Barbies.« Er trat zur Seite und machte den Weg zur Treppe frei.
Beate zuckte lakonisch mit den Schultern. »Ich denke mal, achtzehn Monate bis zweieinhalb Jahre. Es geht hier schließlich um Mord und Schiffeverstecken und Täter decken. Das gilt dann leider als Vorstrafe. – Komm, Sabrina. Vielleicht erwischen wir die Kommissare noch. Und falls der Ranger etwas mit Amelies Tod zu tun hat, hängt er auch mit drin. Aber er hat es ja so gewollt …« Sie ging an Ebeling vorbei.
»Hat er nicht«, knurrte der. »Der Ranger, meine ich. Er hat nichts mit den Morden zu tun. Er war es, der das Schiff von dem Jungen versteckt hat. Mehr nicht.«
Sabrinas Puls schnellte im Bruchteil einer Sekunde ins Stakkato. »Wo?«
»Tut mir leid. Ich habe versprochen, nichts zu sagen.«
Ein Blick in seine eisgrauen Augen genügte: Aus ihm würden sie nichts herausbekommen. Trotzdem war er ein Mann, mit dem man reden konnte. Sabrina spürte das.
»Warum hat er es versteckt?«, fragte Sabrina. »Was hat Rainer Schraudt mit der Désirée zu tun?«
Der Mann kaute auf seiner Unterlippe.
»Vielleicht auch drei Jahre«, säuselte Beate.
Sabrina warf ihr einen scharfen Blick zu. Mit Drohungen konnte man ihm jetzt nicht kommen.
»Bitte, sagen Sie mir, warum. Es ist wichtig. Hat Kilian etwas mit dem Mord zu tun?«
Der Mann nickte. »Ist ja kein Geheimnis. Er hat sie umgebracht.«
Es war, als ob Sabrinas Herz in Eiswasser gefallen wäre. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie den Disponenten an, als ob ihr Entsetzen noch etwas ändern könnte an dem, was er eben gesagt hatte.
»Er hat gestanden?«, flüsterte sie.
»Ja. Und es hat ihm leid getan, dass er seinen Sohn da mit reingezogen hat. War völlig versoffen,
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