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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Gefolge sehr wohl gefühlt.

    »Ich hab sie eine Weile eingeladen.« Beate stellte eine Zuckerdose auf den Tisch und setzte sich aufs Bett. Sabrina nahm auf einem riesigen, himmelblauen Sitzsack Platz. »Janine und ihre Clique. Ich dachte, ein bisschen Gesellschaft wäre mal ganz gut zur Abwechslung. Mit Geld kriegt man sie immer. Das funktioniert aber nur bei dummen Menschen. Und auf die Dauer gehen die mir auf den Geist.«
    Sabrina nahm einen Löffel Zucker und verrührte ihn in ihrem Tee. In eine tolle Familie war sie da geraten. Der eine würde am liebsten schon auf das Wegwerfen von Kaugummipapier Jugendarrest verhängen, die andere bezahlte dafür, nicht immer allein zu sein.
    »Und wie machst du das bei Leuten mit Grips?«
    »Die kriegen Tee.«
    Beate lächelte. Sie war keine Schönheit, trug schlichte Klamotten, die nicht weiter auffielen, und sah, wenn sie nicht gerade den Mund aufmachte, ziemlich langweilig aus. Einen Moment überlegte Sabrina, was Amelie wohl aus diesem Mädchen gemacht hätte. Dann schob sie den Gedanken zur Seite. Amelie hätte jemanden wie Beate wohl gar nicht beachtet.
    »Tut mir leid, dass ich dich neulich in der Schule so habe abblitzen lassen.«
    »Schon gut.« Beate pustete in ihr Glas. »Ich kann es ja verstehen. Du und Amelie, ihr wart schon das absolute Glamour-Paar von Andernach.«
    »Was?«
    Glamour war so ziemlich das Letzte, mit dem sich Sabrina identifizieren konnte. Amelie – ja, die schon! Bei ihr hätte sie die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass sie eines Tages von den Titelseiten sämtlicher Hochglanzillustrierten herunterlächeln würde. Aber sie, Sabrina?
    Beate streifte sich die Hausschuhe ab – zwei Plüschhasen zum Hineinschlüpfen, wie Sabrina erst jetzt bemerkte – und winkelte die Beine an. »Alle haben über euch geredet. Die Doberstein und die Bogner. Wo ihr wart, hat die Luft vibriert. Wirklich.«

    Sabrina starrte Beate an. Das war das erste Mal, dass sie etwas über sich aus dem Mund eines anderen, unbeteiligten Beobachters hörte.
    »Amelie, die schöne Wilde. Und Sabrina, die Weinkönigin mit Wurzeln so alt wie die Ritterrüstung unten in der Halle. Da ist es doch kein Wunder, wenn so eine Dumpfbacke wie Janine neidisch ist.«
    »Auf … Amelie.«
    »Nee, auch auf dich. Dass du mit Amelie befreundet warst. Was würde so jemand wie Janine darum geben, von einer Frau wie Amelie überhaupt angesehen zu werden! Auch wenn du mir nicht glaubst, aber ich habe mich da im Eiscafé wirklich geschämt dafür, wie diese Hühner sich aufgeführt haben. Ich fand euch klasse. Das mit dem Eisbecher war großes Kino.«
    »Danke«, flüsterte Sabrina. »Es ist verdammt selten, dass ich was Nettes über Amelie höre.«
    »Das ist mir klar. Für das Außergewöhnliche kennen die Menschen nur zwei Möglichkeiten des Umgangs: Sie lieben oder sie hassen es.« Sie musterte Sabrina über den Rand ihres Teeglases hinweg. »Ich habe nie eine beste Freundin gehabt. Ich weiß also nicht, wie das ist, sie zu verlieren. Aber wenn es nur annähernd an den Verlust herankommt, den ich mir vorstelle, dann machst du gerade harte Zeiten durch.«
    »Kann schon sein.« Viel mehr fiel Sabrina nicht ein. Beate verwirrte sie. Sie wirkte so cool, wenn sie davon sprach, eine Außenseiterin zu sein. Aber auch das konnte ja nicht einfach sein. Offenbar hatte sie sich im Lauf der Zeit ein ziemlich dickes Fell zugelegt.
    »Das war es eigentlich, was ich dir sagen wollte. Übrigens nicht, damit es dir besser geht, sondern mir. Du kannst gerne gehen, wenn du keine Zeit mehr hast.«
    Sabrina sah auf ihre Armbanduhr. Ihre Mutter würde sie töten. Schon wieder hatte sie den Weinberg geschwänzt. »Also wenn du mir noch eine halbe Stunde Asyl gibst …«
    »Aber gerne.« Beate lächelte sie an. »Noch Tee?«

    Interessiert sah Sabrina sich um. Beate hatte alles an Weltliteratur im Schrank, was man sich nur vorstellen konnte. Und sie schien alles gelesen zu haben, das verblüffte Sabrina noch viel mehr. Die Zeit verging erstaunlich schnell. Und es stimmte gar nicht, dass Beate so völlig über allen Dingen stand. Wenn sie über ihre Bücher redete, tat sie das so, als hätte sie tatsächlich eine ganz persönliche Bindung an sie.
    »Eigentlich mag ich Bulgakow lieber als Dostojewski. Natürlich darf man sie gar nicht miteinander vergleichen. Das ist ja so, als ob man Fontane mit Mann in einen Topf wirft. Was liest du gerne?«
    »Bukowski«, antwortete Sabrina, ohne nachzudenken.
    »Die Gedichte oder die

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