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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Bogner gestorben ist, soll ein Schiff in der Werth gewesen sein.«
    »Ich weiß nichts von einem Schiff. Und jetzt nehmen Sie Ihren Fuß aus der Tür, wenn Sie später noch drauf laufen wollen.«

    »Schon gut«, sagte Sabrina schnell. »Wir wollten Sie nicht stören. Und Sie haben wirklich keine Ahnung, wo Berti sein könnte?«
    »Nein. Geh in die ›Sonne‹. Da sitzt er immer. Ich war schon seit dem Sommer nicht mehr da.«
    »Danke.« Sabrina zog Lukas von der Tür weg. »Und entschuldigen Sie bitte die Störung.«
    Lukas sah nicht so aus, als ob er sich entschuldigen wollte. Mit finsterem Gesicht stieg er die Treppen hinunter. Günni ging zurück in die Wohnung, wartete aber im Türrahmen, ob die ungebetenen Besucher auch wirklich das Haus verließen.
    Auf dem ersten Absatz drehte sich Sabrina noch einmal um. »Warum ist die Sehnsucht ein Fluch?«
    Günni schlug die Tür mit einem Knall zu.
     
    »Der lügt doch.«
    Sie standen auf der Straße und sahen hoch zu dem Fenster, an dem sich die Gardinen sacht bewegten. Günni musste dahinterstehen und sie beobachten.
    »Natürlich lügt er. Aber mehr als das können wir eben im Moment nicht herausfinden.«
    Sie liefen zurück zum Wagen. Wieder hielt Lukas ihr die Tür auf. Er wartete, bis Sabrina sich gesetzt hatte, dann erst schlug er die Tür zu und ging auf seine Seite.
    »Ich fahr dich nach Hause«, sagte er, als er sich angeschnallt hatte.
    Sabrina wollte protestieren, aber dann ließ sie es bleiben. Es war angenehm, einmal nicht im eisigen Wind auf den Bus warten zu müssen. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass sie so auch nicht zu spät zum Abendessen zurückkommen würde. Die Lese war vorüber. Franziska hatte sich gemeinsam mit Andres und Kjell ans Pressen gemacht. Eine Arbeit, bei der sie nicht unbedingt mithelfen musste.
    »Danke«, antwortete sie. »Das ist nett von dir.«
    Die Fahrt über schwiegen sie. Sabrina hing ihren Gedanken nach, die erst unterbrochen wurden, als Lukas »nett« sagte.

    »Wie bitte?«
    »Nett. So hat Amelie mich auch genannt.«
    Sabrina vermutete, dass man als Mann dieses Wort nur beschränkt sympathisch fand. Als verliebte Frau würde es ihr auch nicht anders gehen. Wie peinlich, wenn Kilian sie nett finden würde! Aber wahrscheinlich hatte er genau das getan. Wir beiden netten Verlassenen, dachte sie. Da sitzen wir nun nebeneinander und vermissen beide jemanden, der uns gar nicht richtig wahrgenommen hat. Eine Zeile aus einem von Franziskas Lieblingsliedern fiel ihr ein. Was ich haben will, das krieg ich nicht, und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht … Fehlfarben. So hieß die Band. Sie betrachtete Lukas’ Profil und stellte fest, dass er eigentlich ganz gut aussah.
    »Sie fand dich klasse«, sagte sie. »Sie hatte nur Angst, noch einmal enttäuscht zu werden.«
    »Ich hätte sie nicht enttäuscht. Ich bin nicht so.«
    Sabrina nickte und schwieg. Der Lukas, den sie kennengelernt hatte, schien ein anderer zu sein als der, über den Amelie gelacht hatte. Lukas war jemand, an dem man sich festhalten konnte. Er kam ihr vor wie ein Baum, in dessen Schatten man geschützt und geborgen war. Plötzlich legte er seine Hand auf ihr Knie. Sie erschrak.
    »Sorry«. Er zog die Hand weg. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
    Sie bereute ihre Reaktion. Was war denn schon dabei? Es wäre schön gewesen, noch einmal seine Arme zu spüren, wie vorhin, als er sie festgehalten hatte. Es war ein gutes Gefühl, ihn zu spüren. Sie berührte sanft seine Schulter.
    »Ich hab nicht so viel Erfahrung mit Männern.«
    Lukas grinste. »Ich auch nicht.«
     
    Als sie am Dobersteiner Hof ankamen, stand ein Wagen mit Koblenzer Kennzeichen davor. Unwillkürlich seufzte Sabrina auf.
    »Ihr habt Besuch?«
    »Nicht ich. Meine Mutter.« Lukas hielt ihr wieder die Tür
auf. Da kam ihr ein Gedanke. »Willst du nicht einen Moment mit reinkommen? Dann bleibt die ganze ›gesittete Konversation‹ nicht allein an mir hängen.«
    Lukas dachte einen Moment nach und nickte dann. Erleichtert ging Sabrina ins Haus. Michael Gerbers Stimme kam aus der Küche. Sie konnte nicht verstehen, was er gesagt hatte, aber es hatte nicht gerade freundlich geklungen. Franziska saß ihm gegenüber auf der Eckbank und wirkte auch nicht fröhlich. Sie trug immer noch ihre Arbeitsklamotten und ihre Haare sahen keineswegs besser aus. Ihr Gesicht verzog sich zu einem gezwungenen Lächeln, als sie ihre Tochter sah und hinter der Lukas Kreutzfelder auftauchte.
    Lukas

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