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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Ölgemälde, auf denen Lorelei ihr blondes Haar kämmte.
    Aber Amelie gab es nicht mehr. Und Lukas war jemand, der ziemlich breite Schultern hatte. Was also zählten da Äußerlichkeiten?
    »Hi«, sagte er. »Was gibt’s? Das klang ziemlich dringend.«
    »Berti ist verschwunden.«
    »Berti. Klärst du mich auf, wer das ist?«
    Sabrina sah sich um. Die Gaststube war leer, der Kellner
werkelte in der Küche, durch die Schwingtür klang leises Geschirrklappern. »Berti, also Herbert Wennigstedt hat vor acht Jahren die Leiche von Liliane am toten Fluss gefunden. Er hat am Hafen gearbeitet und sich was schwarz dazuverdient, indem er ein Auge zugedrückt hat, wenn dort ein Schiff lag.«
    Lukas fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Und wie kommst du auf ihn? Was hat er mit Amelie zu tun?«
    »Das hier.« Sie legte das Foto vor Lukas auf den Tisch und wartete auf seine Reaktion.
    Lukas sah es lange an, als ob er sich jedes Detail einprägen wollte. Dann strich mit seiner Hand über das Papier. Es sah so aus, als ob er Amelie ein letztes Mal berühren würde. »Woher hast du das?«
    »Aus Bertis Wohnung. Ich wollte mit ihm reden und habe von Amelies Mutter die Schlüssel bekommen. Es sieht schrecklich aus da drinnen. Und er ist verschwunden. Schon seit ein paar Tagen. Es sieht nicht danach aus, als ob er verreist wäre.«
    Lukas hatte scharf die Luft eingezogen. Sie konnte ihm ansehen, was er von ihren Nachforschungen hielt. »Sabrina, was tust du? Bist du wahnsinnig geworden? Willst du dich absichtlich in Gefahr bringen?«
    Die Schwingtür ging auf. Der Kellner bemerkte die neuen Gäste und kam zu ihnen. Lukas und Sabrina bestellten einen Tee.
    »Ich bin nicht in Gefahr«, sagte sie und senkte die Stimme. »Ich glaube, Berti ist was passiert. Er ist jemand, der viel trinkt und viel redet. Vielleicht war das sein Verhängnis. Er hat schon direkt nach Amelies Tod so merkwürdige Andeutungen gemacht. Ich habe sie damals nicht ernst genommen, weil das auf alles und jeden hätte passen können. Aber jetzt …«
    Lukas gab ihr das Foto zurück. Sabrina steckte es ein.
    »Okay. Was sollen wir tun?«
    Überrascht sah sie ihn an. Was soll ich tun, was soll ich machen? Das waren bisher ihre Gedanken gewesen. Plötzlich
aber kam jemand an und ersetzte das ich durch ein wir . Das war neu. Daran musste sie sich erst einmal gewöhnen.
    »Zur Polizei?«, fragte sie.
    Lukas runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Wie willst du denen erklären, warum Berti nicht da ist? Hat er sonst keine Angehörigen?«
    »Ich glaube nicht. Aber es gibt da noch einen Norbert. Der ist jetzt Hafenmeister. Und einen Günther. Gemeinsam mit Willy Bogner haben sie damals dieses Ding mit den schwarzen Liegeplätzen gedreht. Als Berti die Leiche von Liliane S. entdeckt hat, hat er alles der Polizei gestanden. Willy, Günni und Berti haben deshalb ihre Jobs verloren. Ich muss mit ihnen reden. Vielleicht weiß einer von denen, wo Berti abgeblieben ist.«
    Der Kellner brachte zwei dampfende Gläser und ließ sie wieder allein.
    Nachdenklich ließ Lukas seinen Teebeutel ins Wasser fallen und zog ihn an der Schnur auf und ab. »Und was soll das bringen?«
    »Vielleicht weiß einer von denen, wohin die Désirée wollte.«
    Lukas sah hoch. »Vorbestrafte Alkoholiker. Keine guten Zeugen.«
    »Es gibt noch jemand, der Kilians Schiff gesehen hat.« Sie wartete einen Moment, bis Lukas seinen Teebeutel auf der Untertasse abgelegt hatte. »Der Richter.«
    »Tatsächlich?«
    »Er hatte eine Führung und ist auf den Wehrturm geklettert. Von da aus hat man einen guten Blick auf das ganze Naturschutzgebiet. Das war es, was Beate mir neulich sagen wollte.«
    »Das ändert natürlich einiges. Wenn so eine Respektsperson aussagt …«
    »Das wird er leider nicht tun. Er ist fast blind.«
    Mit einem Seufzer lehnte Lukas sich an die Lehne seines Stuhls.
    »Glaubst du mir jetzt?«, fragte Sabrina.

    Plötzlich war Kilian wieder da. Aus dem Nebel des Vergessens war er wieder aufgetaucht mit seinem Schiff. Auch wenn die Polizei ihr nach wie vor kein Gehör schenken würde – sie hatte mindestens einen Zeugen, der den Kahn außer ihr noch gesehen hatte.
    »Ich habe dir immer geglaubt«, antwortete Lukas. »Aber wie sollte jemand wie dieser Berti uns weiterhelfen können?«
    Uns . Da war es wieder, dieses Versprechen von Gemeinsamkeit.
    »Erst mal müssen wir wissen, wo wir ihn finden können. Ich dachte, vielleicht kommst du mit zum Hafen?«
    Lukas sah auf seine Uhr. »Da ist doch

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