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Lilienrupfer

Lilienrupfer

Titel: Lilienrupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Velden
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mit ____s Hilfe! Gut vorstellbar, dass Du ihn auch noch becirct hast. Allein der Titel des Buches spricht doch Bände, und inzwischen weiß ich auch, wie ____ an die Geschichte kam.
    Was willst Du eigentlich verhindern, Undine? Dass ich die Geschichte lese? Das könnte ich auch, wenn das Buch erscheint. Dass ich in irgendeiner Form daran beteiligt bin? Oder spuckst Du mir aus Rache in die Suppe? Wenn ja, wofür? Für das Private zwischen uns? Unnötig – meinen Dämpfer hatte ich schon.
     
    Es geht hier um meinen Job, um meinen Namen als Übersetzer, den ich mir sicherlich nicht nehmen lassen werde.
    Der Tauschhandel kommt für mich also nicht in Frage.
    Ich übersetze seit Jahren, und dabei bleibt es. Komme was oder wer da wolle, selbst wenn es Undine heißt.
     
    Gruß
    Christian
    ***
    Ich saß über den Fotos des neuen Ensembles und suchte nach den besten für das Programmheft, als die E-Mail kam. Im Büro nebenan hörte ich Friedmann mit den Mägeleins reden. Die Stimmung schien enthusiastisch, ich hörte häufig Gelächter.
    Gerade, als ich E-Mail und Absender entdeckte, hörte ich Karin Mägelein zwitschern und gleich darauf das zarte Klingen von Gläsern. Benommen hob ich die Hand und klickte auf »Öffnen«.
    Dann las ich und fühlte mich mit jedem Satz geohrfeigt. Wie konnte er es wagen, mich auf diese Weise anzugreifen? Die Worte vor mir auf dem Bildschirm verschwammen. Jetzt war Schluß mit meiner Schicksalsergebenheit. Ich war von Natur aus temperamentvoll, ich wollte nur noch schreien, kratzen, beißen und um mich schlagen. Ich klickte auf »Beantworten«.
     
    Datum: 20.   Februar 2008 14.23   Uhr
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Übersetzung ›Lily Picker‹
     
     
    Liebster Christian,
     
    es ist erstaunlich, mit welcher Präzision Du immer wieder in der Lage bist, auszuholen und durchaus auch zu treffen.
    Etwas besser als noch vor ein paar Monaten bin ich inzwischen allerdings gewappnet. Denn Schaden macht ja klug. Aus Deinen Worten spricht – genau wie damals – nichts anderes als purer Egoismus. Wieder einmal dreht es sich nur um Dich. Christian, der Übertölpelte, der vom Schicksal Gestrafte und schließlich auch Christian von Orléans, Bruder der Jeanne d’Arc, reinen Herzens für seineRechte und Prinzipien kämpfend. Beeindruckend. Wirklich.
    Existiert für Dich auch irgendjemand anderes?
    Gibt es zumindest für winzige Momente auch einmal einen Blick fürs Gegenüber?
    Ich bete darum, denn dann bestünde vielleicht die Möglichkeit, dass Du begreifst, wie unmöglich, oder besser gesagt, unerträglich es für mich wäre, ausgerechnet mit Dir zusammenzuarbeiten.
    Wofür hältst Du mich? Für ein totes Stück Holz, dem man in die Rinde ritzen kann, ohne dass es wehtut?
    Ist es wirklich so unverständlich, dass ich Dich nicht in dieser Geschichte haben möchte, wo sie schon, wie Du richtig erkannt hast, verdammt noch mal von Dir handelt? Wie soll ich mich dabei fühlen, wenn Du meine Gedanken und Empfindungen nicht nur sehen und lesen kannst, sondern auch in ihnen herumstochern darfst?
    Wie, wenn nicht ausgeliefert?
     
    Und soll ich darüber erstaunt sein, dass Du in meinem Handeln nicht mehr als eine billige Rache siehst? Nein, sollte ich nicht. Denn das ist ja Deine Methode – sich zu rächen. Das kennst Du gut. Die Geschichte um Susanne und Isolde ist mir durchaus im Gedächtnis geblieben, und gerade jetzt sehe ich sie äußerst farbig vor mir   …
    Nein, Christian, vergiss es: Ich will mich ganz bestimmt nicht rächen. Ich will mich nur vor Dir schützen.
     
    Undine
     
    P.S.   Was soll diese völlig unsachliche Äußerung, ich hätte wahrscheinlich auch noch ____ becirct? Merkst Dueigentlich nicht, wie erbärmlich dieser Gedanke ist und wie klein er Dich macht?
    ***
    Bevor ich die E-Mail abschickte, strich ich das P.S.   Die Häme in Christians Äußerung verdiente keine Antwort. Danach saß ich vor meinem Bildschirm und rührte mich nicht. Mein erster Gedanke war, Julia anzurufen, aber ich ließ es sein, weil ich plötzlich merkte, dass ich nicht reden wollte. Am liebsten wäre mir gewesen, jemand hätte mich verstanden, ohne dass ich sprechen musste. Erfolglos versuchte ich, mich wieder auf die Fotos zu konzentrieren. Ich schob die Bilder über meinen Schreibtisch, ordnete die Reihenfolge immer wieder neu an und betrachtete die Gesichter, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Mitten in diesem sinnlosen Tun rief ____ an. Ich erkannte seine raue Stimme

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