Lilientraeume
verraten. Jetzt hab ich mein Versprechen gebrochen, nur weil du ausgerastet bist – und das macht mich ziemlich sauer.«
»Um Himmels willen, von mir erfährt niemand etwas.« Unsicher und verlegen fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haar, sodass es noch wirrer aussah als vorher. »Mein Gott, was hätte ich denn sonst denken sollen? Konnte ich ahnen, dass du den Test für eine Freundin kaufst?«
»Keine Ahnung. Warum hast du mich nicht einfach gefragt? So ganz locker: Netter Zufall, dich zu treffen. Was ist denn das da in deinem Korb?«
»Ich muss mich erst mal setzen«, meinte er und sank ermattet auf die Couch. »Gott sei Dank hab ich bei dir einen groben Schnitzer gut. Damit wären wir dann quitt.« Er atmete tief durch. »Ich konnte einfach nicht mehr denken. Und bis ich einigermaßen zur Besinnung kam, warst du schon wieder weg.«
Sie sah ihn schweigend an. Normalerweise verlor Owen nie dermaßen die Kontrolle. »Es hat dir einen Schock versetzt?«
»Ja, vielleicht.«
»Und du hast voreilige Schlüsse gezogen?«
»Es war eben das erste Mal, dass ich dich beim Kauf eines Schwangerschaftstests beobachtet habe.«
Sie überlegte kurz und nickte: »Irgendwie verständlich, dass du ein bisschen panisch warst.« Sie grinste. »Du hast dir vor Angst in die Hosen gemacht, stimmt’s?«
»Nur fast«, schränkte er ein. »Vor allem war ich sauer und … fühlte mich verletzt. Weil du mich ausschließen wolltest, dachte ich. Schließlich wäre es ja auch mein Kind gewesen. Wir haben noch nie über das Thema gesprochen.«
Sie atmete langsam aus. »Ich finde, das ist nichts, worüber man sich einfach so en passant unterhält. Außerdem ist es nicht allzu dringend, weil Clare ein Kind erwartet und nicht ich. Sie ist übrigens total glücklich, und Beckett wird es bestimmt ebenfalls sein.«
»Ganz sicher.«
»Also sollten wir uns einfach mit ihnen freuen, und ich darf ein bisschen feixen, weil du dich wie ein Idiot benommen hast. Ich muss übrigens heute Clares Söhne von der Schule abholen, damit sie es Beckett sagen kann. Die Kinder sollen es erst nach der Hochzeit erfahren Vorerst werden nur wir, Ryder und Hope sowie die Großeltern in spe davon wissen.«
»Also gut.« Owen erhob sich. »Trotzdem denken wir beide gelegentlich über dieses Thema nach, denn schließlich weiß man nie …«
»Meinetwegen, obwohl ich mir darüber nicht halb so sehr den Kopf zerbreche, wie du es anscheinend plötzlich tust. Auf jeden Fall ist dies ein wunderbarer Tag. Trotz deines Ärgers.«
»Da hast du recht.« Er atmete erleichtert auf, als sie ihm sanft über die Haare strich. »Es ist wirklich ein wunderbarer Tag.«
»Deshalb freuen wir uns heute mit Clare und Beckett. Sie werden heiraten, eine Familie mit den Kindern gründen, die sie bereits haben, bald ein viertes bekommen – es ist das Leben, wie sie es sich wünschen.«
Er streckte seine Arme nach ihr aus und zog sie eng an sich. »Ja, wir sollten uns wirklich für die beiden freuen. Tut mir leid, dass ich grundlos sauer auf dich war.«
»Für mich war es ein Erlebnis der besonderen Art, dass du dich auch mal wie ein Narr benommen hast. Kommt ja nicht gerade häufig bei dir vor.« Lachend legte sie den Kopf zurück und küsste ihn. »Und jetzt lass uns endlich rübergehen, damit ich sehe, was ihr in meinem neuen Laden inzwischen angestellt habt und ob überhaupt noch eine Wand steht. Kann ich vielleicht noch irgendwas kaputt schlagen?«
»Ich werde was für dich finden. Denn zum Ausgleich für mein peinliches Benehmen hast du ein paar Schläge mit dem Vorschlaghammer gut. Macht echt Spaß, du wirst sehen.«
19
Hope rückte die Vase mit den weißen Rosen ein Stückchen nach links. »So?«
Obwohl Avery keinen Unterschied erkennen konnte, nickte sie zustimmend. Auf dem langen Tisch, den sie sich aus Clares Buchladen geborgt hatten, war eine weiße Leinendecke ausgebreitet, darauf verteilt standen viereckige Glasvasen mit frisch aufgeblühten weißen Rosen und zahlreiche weiße Teelichter in kleinen Silberhaltern. Es sah ausgesprochen hübsch aus und dem Anlass entsprechend.
Allerdings ging es noch nicht um die Hochzeit, sondern um den Junggesellinnenabend, den Clare im Kreis ihrer Freundinnen verbringen würde.
Hope stand in dem üppig dekorierten Speisesaal, stemmte die Hände in die Hüften und begutachtete ihr Arrangement. Sie nickte zufrieden. »Den Stuhl hast du echt super hingekriegt.«
»Ich hab mich vermutlich selbst übertroffen«, meinte Avery und
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