Lilientraeume
sah zu ihrem Werk hinüber.
Den hochlehnigen Stuhl, in dem Clare sitzen würde, krönte eine riesige weiße Tüllschleife, deren Stoff bis zum Boden reichte. Passend dazu hatte Avery die Sprossen der Rückenlehne sowie Armlehnen und Stuhlbeine mit zart rosafarbenem und weißem Satin umhüllt. »Ich hatte ganz vergessen, wie schön ich so mädchenhafte Sachen finde«, meinte sie.
Die Absätze von Hopes knallroten High Heels klapperten auf dem Parkett, als sie vor einen der Tische trat, um eine Kerze zurechtzurücken. »Ich stell noch ein paar Karaffen mit Wein und Knabbersachen in die Lounge, damit die Gäste sich dort am Anfang schon ein bisschen einstimmen können.«
Bist du darauf vorbereitet, dass einige das Hotel gezeigt bekommen möchten?«
»Klar, ich werde sie überall herumführen, sofern die Zimmer nicht vermietet sind. Schade nur, dass wir nicht wenigstens den Begrüßungsdrink auf der Terrasse einnehmen können – dazu ist es heute einfach zu kalt. Wie dem auch sei, hier drinnen ist es super geworden, und wir beide …«, sie packte Avery bei den Schultern und drehte sie mit sich zu dem großen, goldgerahmten Spiegel an der Wand um, »wir beide sehen einfach fantastisch aus.«
»Darauf sollten wir vielleicht mit einem Gläschen anstoßen, bevor die anderen eintrudeln.«
Sie gingen in die Küche, und Hope füllte zwei Gläser mit Sekt. »Auf die beiden Brautjungfern und zukünftigen Patentanten.«
»Ein doppelter Grund zum Feiern.«
»Ja, und in ungefähr acht Monaten richten wir die Babyparty aus.«
»Vier Kinder. Wow.« Avery stieß noch einmal mit der Freundin an. »Ich wünsche Clare und Beckett jede Menge Kraft, denn die können sie bestimmt gebrauchen.«
»Sie schaffen das bestimmt spielend – es liegt ihnen einfach. Und vergiss nicht: Wenn Liebe der Motor des Lebens ist, läuft alles viel einfacher.«
»Glaubst du?«
»O ja.« Hope glitt auf einen Barhocker. »Wie lange, denkst du, können sie die Sache mit dem Baby noch geheim halten? Es fällt ihnen sicher inzwischen selbst schwer, es nicht zu verraten. Sie strahlen ja um die Wette.«
»Die meisten Leute werden denken, dass es wegen der Hochzeit ist, was ja auch stimmt. Und allein mit Rücksicht auf die Jungs ist es sicher nicht schlecht, bis nach der Hochzeitsreise mit dieser Ankündigung zu warten.«
»Aber dass du es mir fast vierundzwanzig Stunden lang verschwiegen hast, das nehm ich dir beinahe übel.«
»Ich hatte Clare versprochen, nichts zu sagen, bevor Beckett es nicht wusste.« Avery schwang sich ebenfalls auf einen Hocker und zupfte den engen Rock von ihrem frühlingsgrünen Kleid zurecht. »Und dann kam noch diese Geschichte mit Owen dazwischen.«
Hope lehnte sich amüsiert zurück und brach in Lachen aus. »Also wirklich, das war ja wohl der Hammer, dass er ausgerechnet in dem Moment im Drugstore auftauchte, als du einen Schwangerschaftstest in deinen Einkaufswagen schmeißt.« Sie konnte sich gar nicht mehr beruhigen. »Der arme Kerl. Stell dir nur mal vor, was ihm in dem Moment so alles durch den Kopf geschossen ist.«
»Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Normalerweise ist Owen gut zu schlüsseln, nur diesmal nicht. Und er war ungewöhnlich ernst, ohne dass ich sagen könnte, ob wütend, erschrocken oder sonst was.«
»Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.«
»Merkwürdig ist bloß, dass es anhielt, als er bereits Bescheid wusste. Wieso das? Das beschäftigt mich irgendwie. Wir sind dann nicht mehr näher auf das Thema eingegangen, und ich weiß einfach nicht, was in ihm vorging. Wo genau sein Problem bei der Geschichte lag und warum er das Ganze derart hochspielte. Vielleicht weil er unterstellte, ich hätte ihm etwas verheimlichen wollen?«
»Ja, das könnte es gewesen sein. Zudem musste er vermutlich erst mal verarbeiten, dass es zwar um Clare ging, aber durchaus um dich hätte gehen können. Hast du darüber nicht nachgedacht?«
»Doch, ein bisschen zumindest. Weil ich mir angesichts seiner Reaktion selbst die Frage gestellt habe, was wäre gewesen wenn. Owen ist ein Mensch, der immer alles plant. Für den immer alles seine Ordnung haben muss. Jemand, der tatsächlich nach dem Haltbarkeitsdatum auf Milchpackungen schaut, bevor er sie kauft.«
»Das tu ich genauso.«
»Deshalb kannst du dich so gut in ihn hineinversetzen. Und eine ungeplante Schwangerschaft?« Avery verdrehte die Augen. »Dadurch würde ja seine gesamte Lebensplanung auf den Kopf gestellt.«
»Wie sieht die denn aus?«
»Keine
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