Lilientraeume
Justine nickte zustimmend. »Hört sich alles interessant an, aber natürlich müssen wir das alles gründlich diskutieren und kalkulieren.«
»Ist doch selbstverständlich. Dann lass ich euch erst mal alleine, damit ihr in Ruhe reden könnt.« Sie stand auf. »Danke, dass ich das Zimmer testen durfte. Es war eine wahrhaft denkwürdige Nacht.«
»Wir sprechen uns«, versprach Justine und führte nachdenklich den Becher mit dem inzwischen kalt gewordenen Kaffee an den Mund.
Nachdem Avery den Raum verlassen hatte, sah sie ihre Söhne fragend an. »Und, was haltet ihr davon?«
»Ich weiß nicht, ob Avery sich nicht überschätzt.« Owen ergriff als Erster das Wort. »Wie will sie zwei Service- und zwei Küchenteams leiten, dazu die Bar, und sich um den Einkauf sowie den Bürokram kümmern?«
»Sie ist ein richtiges Energiebündel«, meinte Ryder, bevor er seiner Mutter einen frischen Kaffee holte. »Wenn jemand das schafft, dann sie.«
»Alles ist machbar.« Justine blickte Beckett lächelnd an. »Für uns wäre es vorteilhaft, jemanden zu haben, dem wir blind vertrauen können und der eine grundsolide und innovative Geschäftsidee entwickelt hat. Ihr Konzept scheint mir rundherum perfekt.«
»Die Idee ist gut«, stimmte Owen zögernd zu. »Trotzdem befürchte ich, dass sie sich damit übernimmt.«
»Du hast einfach Angst, dass sie sich zu viel zumutet. Und du fragst dich, wann ihr euch dann noch sehen sollt, zumal ihr gerade über gemeinsame Pläne nachdenkt …«
Als Owen Ryder mit einem kalten Blick bedachte, warf der abwehrend die Hände in die Luft. »Ich hab Mom kein Wort verraten.«
»Also bitte«, beschied Justine ihn. »Glaubst du etwa, das müsste mir jemand erzählen? Manchmal bist du wirklich dämlich. Hast du noch immer nicht begriffen, dass ich alles weiß? Zu jeder Zeit?« Sie sah ihren Sohn mit einem selbstzufriedenen Lächeln an. »Trotzdem kann ich deine Sorgen gut verstehen und teile sie sogar. Trotzdem denke ich in dieser Hinsicht eher wie Ry: dass sie es schaffen kann und dass das ganze Vorhaben nur vorteilhaft für uns wäre.«
Sie lehnte sich erneut auf ihrem Stuhl zurück und nickte. »Okay, lasst uns einen Ortstermin machen, und anschließend reden wir weiter. Einverstanden?«
Als Owen Avery ein paar Stunden später in der Lounge aufspürte, hockte sie inmitten eines Berges von DVD s auf dem gefliesten Fußboden und schlitzte die Verpackungen mit einem kleinen messerartigen Werkzeug auf.
»Was machst du da?«
»Ich liege in Saint Tropez am Strand und lass mich von der Sonne bescheinen.«
»War eine blöde Frage, ich weiß.« Er setzte sich auf die braune Ledercouch. »Ist heute nicht dein freier Tag?«
»Ja, und den nutze ich, indem ich ein bisschen mit DVD s spiele. Hope hat mir diesen Spezialöffner für Plastikhüllen gegeben. Ich wusste gar nicht, dass es so was gibt. Ich darf gar nicht daran denken, wie viele Stunden meines Lebens ich damit vergeudet habe, gegen diese dämlichen Verpackungen anzukämpfen, während es mit dieser Wunderwaffe wirklich kinderleicht ist.« Sie hielt ihm eine DVD vor die Nase. »Hast du den je gesehen?«
Er las den Titel. » Tatsächlich Liebe ? Nein.«
Sie legte ihren Kopf ein wenig schräg und bedachte ihn mit einem weisen Blick. »Weil du denkst, alles, was nach wahrer Liebe klingt, muss ein Mädchenfilm sein.«
»Es ist ein Mädchenfilm.«
»Da irrst du dich gewaltig.«
»Wird darin etwas in die Luft gesprengt?«
»Nein, es ist eine romantische Komödie mit jeder Menge sehr, sehr erwachsener Szenen und Dialoge. Weshalb es ein wirklich toller Film nicht nur für Mädchen ist. Ich hab ihn selbst auf DVD . Und wie sieht’s hiermit aus?« Sie hielt ihm den Terminator hin.
»Das ist ein anständiger Film. Warum bist du so nervös?«
»Ich bin nicht nervös. Ich öffne DVD s und unterhalte mich über Filme.«
»Avery.«
Einander so gut zu kennen konnte ebenso von Vorteil wie von Nachteil sein, dachte sie. Doch auf jeden Fall ersparte es viel Zeit.
»Ich überlege gerade, ob deine Familie dich geschickt hat, um mir die Hiobsbotschaft zu überbringen. Mir zu sagen, dass meine Idee aus eurer Sicht totaler Schwachsinn ist.«
»Nein, noch ist nichts entschieden. Zunächst haben wir uns die Räumlichkeiten angesehen, und Beckett muss jetzt Möglichkeiten und Kosten eines Umbaus prüfen beziehungsweise durchrechnen.«
»Aber ihr habt grundsätzliche Bedenken, die mich betreffen. Richtig?«
»So würde ich das nicht sagen. Allerdings frag ich
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