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Lilientraeume

Lilientraeume

Titel: Lilientraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nicht.«
    »In Ordnung. Dann wünsch ich dir einen schönen Weihnachtsabend«, sagte er und setzte ein Lächeln auf. »Hast du eine Minute Zeit?«
    »Aber wirklich nur eine Minute. Ich muss noch alles herrichten, bevor ich zu Clare fahre. Später will ich mit zu meinem Dad, und dort übernachte ich auch, damit …«
    »Du willst mit ihm frühstücken und dich ein bisschen mit ihm alleine unterhalten, bevor ihr zusammen zu meiner Mutter fahrt.« Er klopfte sich gegen die Stirn. »Ich hab die Weihnachtsplanung von euch allen hier oben gespeichert. Hope ist in Philadelphia bei ihrer Familie und kommt morgen Nachmittag zurück, Ry fährt wie du und ich heute bei Clare und Beckett vorbei, und am Abend sind wir dann bei meiner Mutter. Und morgen trifft sich dort die ganze erweiterte Familie.«
    »Damit sie euch nach Strich und Faden verwöhnen kann.«
    »Genau. Darauf freuen wir uns schließlich das ganze Jahr.«
    »Warum bist du eigentlich jetzt hier, obwohl wir uns doch bei Clare sehen?«
    »Ich wollte vorher kurz mit dir alleine sprechen. Darf ich reinkommen, oder bist du immer noch sauer auf mich?«
    »Nein, inzwischen hab ich mich abgeregt.« Sie trat einen Schritt zurück und ließ ihn vorbei.
    »Du hast angefangen, deine Sachen auszupacken«, meinte er anerkennend. »Die Zahl der Kisten dürfte sich etwa halbiert haben.«
    »So etwas mach ich oft, wenn ich wütend oder traurig bin. Meist fang ich an zu kochen, doch diesmal war der Kühlschrank meines Vaters so schnell voll, dass ich mir was anderes überlegen musste. Da hab ich eben weiter ausgepackt, um Dampf abzulassen.«
    »Dann warst du ja sozusagen ungewollt produktiv.«
    »Tja, auf diese Weise war meine Verärgerung wenigstens für etwas gut.«
    »Tut mir leid.«
    Sie winkte ab. »Schwamm drüber, aber ich muss mich jetzt wirklich fertig machen.« Sie ging in ihr Schlafzimmer, und Owen folgte ihr.
    Von dem schönen antiken Messingbett mit den gedrehten Stäben war momentan nicht viel zu sehen. Avery war offenbar hinsichtlich ihres Weihnachtsoutfits unschlüssig gewesen und hatte alle möglichen und unmöglichen Varianten auf dem Überwurf ausgebreitet.
    Sie zog die oberste Schublade ihrer Kommode auf, in der nicht etwa wie bei anderen Leuten Unterwäsche lag, sondern eine riesengroße Ohrringsammlung.
    »Meine Güte, Avery. Du hast doch nur zwei Ohren.«
    »Ich trag normalerweise keine Ringe, keine Armbänder und keine Uhr. Wegen der Küchenarbeit. Und das kompensiere ich durch jede Menge Schmuck für meine Ohren.« Nach kurzem Überlegen wählte sie zwei Silberreifen mit baumelnden Ringen in der Mitte. »Na, was meinst du?«
    »Äh … sehr nett.«
    »Hm.« Sie zog die Reifen wieder aus den Ohrlöchern und probierte es mit einem langen silbernen Perlengehänge mit kleinen blauen Steinen.
    »Ich bin gekommen, weil …«
    Sie sah ihn im Spiegel an. »Erst muss ich dir etwas sagen.«
    »Meinetwegen. Du zuerst.«
    Sie trat an ihr Bett, warf ein paar Sachen in eine bereitstehende Reisetasche und zog den Reißverschluss zur Hälfte zu. »Vielleicht hab ich ein bisschen überreagiert. Kann sein. Vermutlich weil du es warst und ich einfach davon ausgegangen bin, dass du an mich glaubst.«
    »Avery …«
    »Ich bin noch nicht fertig.« Sie eilte ins Bad und kam mit einem Kosmetikbeutel zurück, in dessen durchsichtiger Vordertasche Owen ihr Make-up und all die anderen Schminkutensilien sah, die Frauen benutzten. Dabei fand er sie eigentlich auch ohne das ganze Zeug im Gesicht ausnehmend hübsch.
    »Ich hätte damit rechnen müssen, dass du vor allem praktisch denkst«, fuhr sie fort, »aber genau das hab ich nicht getan. Sondern vorausgesetzt, du würdest so denken wie ich. Also erst mal die Idee toll finden. Ich bin immer noch nicht fertig«, meinte sie und verschloss sorgfältig den Kosmetikbeutel, bevor sie ihn in ihre Reisetasche schob. »Aber nachdem ich so viel gekocht hatte, dass ich ganz Boonsboro im Fall einer plötzlich einbrechenden Hungersnot versorgen könnte, und mich danach wie eine Verrückte mit Auspacken beschäftigte, kam ich langsam zur Besinnung. Natürlich wäre ich nach wie vor traurig, wenn aus der Geschichte nichts würde, doch eines möchte ich unter keinen Umständen: Ich will die Räume nicht nur deshalb, weil ihr mich schon ewig kennt und euch verpflichtet fühlt. Das wäre genauso schlimm wie das Gegenteil: dass ihr mir das Ganze nicht zutraut.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Ich will, dass ihr mich respektiert, aber ich will ganz

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