Lilientraeume
Highlands?«
»Ja.« Es war der Sommer, nachdem ihre Mutter sie verlassen hatte – ein Datum, das sie nie vergessen würde.
»Du hast dich manchmal mitten in der Nacht an den See geschlichen, um nackt schwimmen zu gehen.«
»Stimmt. Sag bloß, dass du mir nachspioniert hast.«
»Es war ja kaum meine Schuld, wenn ich zufällig am Fenster gesessen und durch mein kleines Fernrohr beobachtet habe, was sich unten am See so alles tat. Auf eine kleine Meerjungfrau war ich allerdings nicht gefasst. Zumindest anfangs nicht.«
»Du hattest ein Fernrohr?«
»Ja, und irgendwann wollten Ry und Beck auch mal durchschauen. Ich hab ihnen pro Minute einen Dollar abgeknöpft.« Daran erinnerte er sich noch immer mit Genugtuung. »Hat mir, falls ich mich recht entsinne, achtundzwanzig Mäuse eingebracht.«
»Du hast sie dafür zahlen lassen, dass sie ihren Voyeurismus befriedigen konnten?«
Owen lachte. »Welcher Halbwüchsige würde nicht gerne einem Mädchen beim Nacktbaden zusehen? Ein Kind warst du ja nicht gerade mehr . «
»Und du machst ein Geschäft daraus. Sehr clever.«
»Scheint mir schon damals gelegen zu haben. Und ich muss gestehen, dass es zudem ein echt hübscher Anblick war – du nackt im Mondschein mit deinem langen Haar.« Er fuhr mit einer Hand über ihren inzwischen kurzen Schopf. »Was für eine Farbe ist das?«
»Granatrot, aber lenk bitte nicht vom Thema ab.«
»Es war durch und durch romantisch, auch wenn mir das damals nicht wirklich bewusst war – dazu dürfte ich zu unreif gewesen sein. Ich dachte bloß wie vermutlich jeder pubertierende Junge: ein nacktes Mädchen. Wow.«
Seine Worte brachten bei ihr Erinnerungen an den Sommer zurück. »Du hast mir während dieses Urlaubs Eis spendiert. Sogar zweimal.«
»Es waren vielleicht leichte Schuldgefühle, weil ich mit dir Geld verdient habe.«
»Und ich glaubte, du lädst mich ein, weil du eine Schwäche für mich hast.«
»Das natürlich auch, vor allem seit ich dich nackt gesehen hatte. Eigentlich wollte ich dich noch ins Kino einladen.«
»Und warum hast du das nicht getan?«
»Weil du plötzlich ständig von Jason Wexel zu reden anfingst – erinnerst du dich an ihn? Und davon, dass ihr beide, wenn du wieder daheim wärst, Pizza essen gehen würdet. Da traute ich mich nicht mehr. Hat lange angehalten, wie du siehst.«
Sie schwärmte damals tatsächlich ein wenig für Jason, obwohl sie sich an sein Gesicht nur noch verschwommen erinnerte. »Ach, Jason. Das war doch nichts. Ich hab nur so getan, weil alle Mädchen in meiner Klasse für irgendeinen Jungen schwärmten und mit ihren echten oder vorgeblichen Dates angaben.«
»Also haben wir eine Riesenchance vertan.«
»Wer weiß, wozu es gut war. Außerdem sind wir auf dem besten Weg, das Versäumte gründlich nachzuholen.«
»Ja, und deshalb sollten wir langsam mit dem Reden aufhören.« Er legte ihr die Hände ans Gesicht und presste seine Lippen vorsichtig auf ihren Mund. Nicht verlangend und ungestüm, sondern zärtlich und sanft. Und doch lag darin eine Gewissheit, die keinen Raum mehr für irgendwelche Zweifel ließ.
Auch als seine Hände von ihren Schultern über ihren Körper glitten und er sie mit ruhigen Bewegungen ins Schlafzimmer und zum Bett schob, war keine Ungeduld zu spüren. Wohl aber erwartungsvolle, sehnsüchtige Freude, endlich das zu tun, was sie beide sich im Grunde ihres Herzens schon lange wünschten. Ohne es zu wissen.
»Ich will dich unbedingt wieder nackt sehen«, flüsterte er an ihrem Mund und spürte, dass sie lächelte.
»Auch wenn dich das achtundzwanzig Dollar kostet?«
Er grinste, während seine Hände sich an ihrem Reißverschluss zu schaffen machten. »Das wärst du mir mit Sicherheit wert.«
»Das will ich auch hoffen«, meinte sie und schlängelte sich aus dem Kleid, hob es vom Boden auf und warf es achtlos über einen Stuhl.
»Ich fürchte, mein Herz bleibt gleich stehen. Was für ein Anblick«, stieß er hervor, als er sie in einem Hauch von gelber Unterwäsche vor sich sah. Er zog sie an sich, fuhr mit seinen warmen Händen über ihre Haut, und während ihre Münder verschmolzen, schälte sie ihn vorsichtig aus seinem Hemd.
Sie spürte, wie sein Herz unter der Berührung ihrer Finger schneller zu schlagen begann, und ein überwältigendes Gefühl von Glück und Dankbarkeit überkam sie. Ihr Owen, denn auf irgendeine Art hatte er ihr immer schon gehört.
Nur die Art ihres Zusammenseins war neu.
Auch Owen erschien diese Fügung des
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