Lilienzucht (German Edition)

betörend blauen Augen. „Oder glaubst du ernsthaft, du kannst heute Nacht auch nur ansatzweise schlafen, ohne dass ich dich so richtig durchgenommen habe? Nachdem du schon den ganzen Tag so aufgegeilt rumläufst?! Und nach dieser Vorstellung heute?!“ Spielerisch schlägt er ihr auf den Hintern.
    Mary stöhnt unwillkürlich auf ... und es hat etwas eindeutig Frivoles...
    „Na gut.“, gibt sie widerwillig nach. „Aber dafür darf ich die offizielle Verlobungsfeier organisieren.“
    „Wie du willst, Liebling.“, meint Jeffrey nachsichtig und küsst seine Geliebte zärtlich auf die Stirn. „Aber jetzt lass uns servieren gehen, Lady Josephine muss furchtbar hungrig sein.“

32 Treulich geführt
 
    Der Mai geht bereits dem Ende entgegen und mit ihm ein wunderschöner, milder Frühling ... genau wie ein weiterer, ganz besonderer Tag in Josies und Victors Leben. Der Tag ihrer Vermählung. – Hochoffiziell und mit jeder Menge adeliger und hochgestellter Gäste, die schon den ganzen Tag schmeichelnd um das glückliche Brautpaar herum scharwenzeln.
    Als Josie das erste Mal die Gästeliste zu sehen bekommen hat, glaubte sie kaum, ihren Augen zu trauen, wer da alles zugesagt hat. Es war der Zeitpunkt, an dem sie zum allerersten Mal wirklich begriffen hat, warum Victor ein so begehrter Junggeselle ist. – ... war!
    Am merkwürdigsten findet Josie jedoch, wie sich das Verhalten der eigenen Verwandtschaft ihr gegenüber verändert hat, seit sie offenkundig eine so gute Partie gemacht hat. Eigentlich ist es amüsant, dass plötzlich auch die versnobtesten alten Tanten ihr plötzlich ständig Einladungen zum Tee oder irgendwelchen Gesellschaften schicken. Josie hat natürlich keine davon zugesagt, sondern legt sie nur jedes Mal schulterzuckend oder lachend in den Papierkorb, wenn wieder einmal welche auf ihrem Schreibtisch landen. Sie ist ohnehin schon seit Monaten mehr als genug mit ihrem heute frisch angetrauen Ehemann beschäftigt.
     
    Wenn es nach Victor gegangen wäre, hätten sie noch vor Weihnachten des letzten Jahres geheiratet, aber er hat schließlich eine Menge gesellschaftlicher Verpflichtungen und kann sich nicht vor allen drücken, wenn er seine Geschäftspartner nicht beleidigen will. Darum musste es schon eine große Hochzeit sein, ein gesellschaftliches Großereignis sozusagen. – Darüber hinaus aber hatte Mary ihn darauf hingewiesen, dass eine Hochzeit, die Josie wirklich gerecht werden soll, nun mal eine gewisse Zeit für die Planung und Organisation braucht und so war er letztlich sogar glücklich mit einem Termin im Mai gewesen. Immerhin hatte er so mehr als genug Zeit, sich noch etliche liebevolle, kleine und große Überraschungen für seine Braut auszudenken, wie zum Beispiel das zauberhafte Kollier mit Smaragden und Diamanten, das er ihr nach dem Frühstück morgen um den Hals legen wird. Am besten noch im Bett... Er freut sich schon wie ein kleiner Junge auf ihr Gesicht. Natürlich hat er auch passende Ohrringe und ein Armband anfertigen lassen...
    Oder das dreireihige Perlenkollier, das vorn einen Ring aus Platin trägt, der mit kleinen Diamanten besetzt ist und an dem eine platingefasste Kamee mit seinem Familienwappen hängt. Er hat es ihr bereits vor zwei Monaten geschenkt und beglückwünscht sich noch heute jeden Tag selbst dafür, dass er es so hat verarbeiten lassen, dass es jederzeit als Halsband „missbraucht“ werden kann, ohne dass es Fremden auffällt. Josie trägt es heute zum ersten Mal in der Öffentlichkeit ... und sie tut es mit spürbarem Stolz.
    Überhaupt sieht sie heute zum Dahinschmelzen entzückend aus in ihrem schneeweißen Brautkleid...
    Victor lächelt weich, während er am Rand der Tanzfläche zuschaut, wie sie mit ihrem Vater einen Walzer aufs Parkett legt. Zu dem weißen Korsett, dass mit Strass und winzigen Perlen besetzt ist, trägt sie einen üppig gebauschten Rock aus Seidenchiffon, der beim Tanzen ein fantastisch duftiges Bild abgibt, wie er gerade mit einer gewissen Bewunderung bemerkt. Eigentlich ist es schade, dass ihr wundervolles Lilien-Tattoo durch einen langarmigen Bolero aus feiner Spitze bedeckt ist. Es hätte so schön zum Brautstrauß gepasst. Man kann nicht einmal etwas davon erahnen, denn die Spitzte ist mit lindgrüner Seide unterlegt. Dafür hat das Jäckchen einen sensationell hoch gestellten Kragen, der ein bisschen an Bilder von Fantasy-Prinzessinen erinnert und so in seinen Augen wenigstens ein bisschen ausgleicht, dass seine Braut sich