Lilienzucht (German Edition)
unbeschreiblich; du weißt gar nicht, wie bereichernd ich das finde.“
Josie hat keine Energie mehr für zusätzliche Röte im Gesicht, es reicht nur für ein verlegenes Lächeln. „Keine Ursache.“, murmelt sie und kichert matt.
„Müde?“, fragt Victor mitfühlend.
„Nur ein bisschen fertig, Mylord.“, gibt Josie zurück.
„Hast du Zeit, dich ein bisschen auszuruhen?“, erkundigt sich Victor.
Josie wirft einen Blick auf die Uhr und seufzt leise. „Nein, Mylord. In einer halben Stunde gibt es Tee und Nora wird mir vermutlich den Kopf abreißen, wenn ich nicht runter komme und mir den neuesten Tratsch aus dem Country Club anhöre. ...wenn ich mich schon standhaft weigere, sie dorthin zu begleiten.“ Leise lachend dreht sie sich auf sie Seite und zieht die Beine an.
„Oh! Dann würde ich aber vorschlagen, dass du zusiehst, unter die Dusche zu kommen. Wenn du ein Weilchen lauwarm duschst, kannst du eventuell verhindern, dass du ihr mit diesem frisch gefickten Gesichtsausdruck unter die Augen kommst.“ Nun ist es an Victor, leise zu lachen.
Eigentlich ist Josie die Vorstellung, ihrer Schwägerin in diesem Zustand zu begegnen, mehr als peinlich, allerdings fühlt sie sich gerade so wohl und befreit, dass es ihr zumindest für den Moment egal ist.
„Tja, dann werd ich wohl mal ins Bad gehen...“, siegt schließlich die Vernunft. Leise ächzend erhebt sie sich und setzt sich auf die Bettkante.
„Tu das, Kleines.“
„Wie Sie wünschen, Mylord.“, entgegnet Josie grinsend. „Ist sonst noch was?“
„Hmm“, macht Victor verschmitzt, „eigentlich nicht ... außer vielleicht der Tatsache, dass ich morgen Nachmittag bei euch zu Hause sein werde. Ich habe ein paar geschäftliche Dinge mit Justin zu regeln und außerdem wollte er unbedingt seinen neuesten Whiskey und die eine oder andere Zigarre mit mir probieren. – Du solltest dich also morgen auf Abruf bereithalten, vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit für ein kleines Spielchen.“
Josies Herzschlag macht sich schon wieder selbstständig in höhere Regionen auf, ebenso wie ihr Blutdruck. Sie braucht eine paar Sekunden, bis sie ihre Sprache wieder findet.
„Gern, Mylord“, sagt sie dann lächelnd, „ich bin ja sowieso hier.“
„Bis morgen, Kleines. Träum was Schönes heute Nacht.“, verabschiedet sich Victor gut gelaunt.
„Ja, bis dann, Mylord.“
Es ist bereits vier Uhr am Nachmittag und die beiden Männer sind mit ihrer geschäftlichen Besprechung weitgehend fertig.
„Gut, dann geben wir die Unterlagen am Montag zum Notar.“, schlägt Victor gerade vor, als es unerwartet an der Tür klopft.
Auf das knappe „Ja?“ von Justin erscheint verlegen lächelnd Eleonora im Türrahmen.
„Ich wollte dir nur kurz Bescheid geben, dass ich jetzt zur Teeparty fahre, Justin.“, verkündet sie, während eine Hand unwillkürlich an den offenbar wieder mal schmerzenden Rücken greift.
Victor hebt für einen Moment interessiert die Augenbrauen und denkt nach, worauf er die Stirn in Falten legt und erst Eleonora und dann ihren Mann mustert.
„Sag mal, willst du sie wirklich allein fahren lassen, Justin?“, fragt er besorgt.
Justin zuckt ein wenig halbherzig die Schultern. „Mein Mädchen ist in dieser Hinsicht ziemlich stur.“, meint er resignierend.
„Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen“, wendet Victor ernst ein, „aber es ist nicht gut, in dem Zustand noch selbst Auto zu fahren.“
„Ach was!“, winkt Nora mit einem Lächeln ab. „Ich bin schließlich nicht krank! Und ich bin sehr wohl noch in der Lage, allein von A nach B zu kommen. Macht euch keine Sorgen, ich will ja keine Weltreise machen.“
„Ich will dir keine Vorschriften machen, Nora“, wendet sich Victor direkt an Nora, „aber ich finde, du solltest ruhig Hilfe annehmen. Die Zwillinge belasten deinen Körper sehr, das merkt man deutlich. Es ist vollkommen in Ordnung, sich dann ein bisschen helfen zu lassen. – Du hast schon Recht, eine Schwangerschaft ist keine Krankheit, ... aber mit Zwillingen schwanger zu sein ist auch keine Bagatelle; ganz besonders so kurz vor der Geburt. Was wäre z.B. wenn du während der Fahrt vorzeitige Wehen bekommen würdest? Wärst du in der Lage, den Wagen allein zum nächsten Krankenhaus zu fahren ... oder ihn auch nur unfallfrei anzuhalten?“
Eleonora beißt sich betroffen auf die Unterlippe, ein zartes Rosa überdeckt ihre Wangen. „Woher soll ich das wissen?“, murmelt sie verlegen. „Es ist meine
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