Lilienzucht (German Edition)
ihre große innere Stärke offenbart ... und dass sie ihm mit ihrem Vertrauen ein unsagbar kostbares Geschenk macht.
„Ich fühle mich sehr geehrt, dass du mir so vertraust, Josie, und ich werde mein Bestes tun, dich nicht zu enttäuschen.“, verspricht er, plötzlich ernst. „Zu dem Unternehmen heute kann ich dir übrigens versichern, dass das alles sehr sorgfältig vorbereitet ist. Mir ist trotzdem bewusst, dass es durchaus eine heikle Angelegenheit ist.“
Josie sieht ihn vollkommen verständnislos an und hat schon eine Frage auf den Lippen, doch Victor winkt lächelnd ab.
„Du wirst schon sehen.“, meint er. „Zunächst möchte ich dir die Regeln erklären.“ Josie schweigt gespannt und so fährt er einfach fort. „Ich werde dir gleich die Augen verbinden; damit nichts stört, werde ich dir einen fachgerechten Augenverband mit Kompressen machen, die ich mit einem speziellen Klebeband im Gesicht befestigen werde. – Mach dir keine Gedanken, wenn es sich zunächst ein bisschen zu stramm anfühlt; wenn die Verbände nämlich zu locker sind, reibt bei jeder Bewegung das Lid unangenehm auf der Hornhaut. Ich nehme extra ein Heftpflaster für sensible Haut, so wird es nachher keine Rückständen oder Hautirritationen geben. – Die wichtigste Regel für dich ist heute, alles, was passiert so intensiv wie möglich zu genießen, Kleines. Dazu gehört auch, dass du nur das Nötigste reden wirst, am besten antwortest du nur auf Fragen, die man dir stellt, dann wirst du auch nicht unnötig abgelenkt.“
Josie schluckt schwer. „Das heißt, wir werden nicht allein sein, Mylord.“, stellt sie beinahe flüsternd fest.
„Richtig, mein Engelchen. Aber, wie bereits gesagt, es ist alles sehr sorgfältig vorbereitet, es gibt keinen Grund, Angst zu haben, ich bin bei dir. Und ich weise noch mal darauf hin, dass das heute nicht das Geringste mit einer sexuellen Erfahrung zu tun hat.“ Sanft streichelt er ihre Wange. „Es wird nichts Schlimmes passieren, Kleines. Versprochen.
Trotzdem: Falls es dir zu viel wird oder du wider Erwarten Angst bekommst, kannst du natürlich jederzeit die Kompressen abnehmen; die Klebestreifen lassen sich ganz leicht von der Haut lösen. – Allerdings solltest du vielleicht bedenken, dass du dich damit um den schönsten Teil des Spieles bringst. Hast du noch Fragen?“
Josie zittert leicht, ihr spukt immer noch die Bemerkung im Kopf herum, dass es eine heikle Angelegenheit sei. Allerdings ist ihr auch klar, dass sie Victor keine weiteren Informationen entlocken wird.
„Ob er mein Vertrauen auf die Probe stellen will?“, überlegt sie für sich ... und kommt gleich darauf zu dem Schluss, dass das eigentlich gar keine Rolle spielt. Wichtig ist lediglich, ob sie ihm tatsächlich buchstäblich so blind vertraut, wie sie selbst gestern noch behauptet hat. Ihre Antwort ist trotz allem immer noch ein Ja.
„Nein, Mylord, keine Fragen.“, sagt sie schließlich laut und mit erstaunlich fester Stimme.
„Gut.“, antwortet Victor, nur mühsam seine Überraschung verbergend.
Er greift nach seinem Arztkoffer, den er neben dem Sitz verstaut hatte und packt die benötigten Utensilien aus. Als er damit beginnt, der Lady die Augen zu verbinden, hat diese die Lider bereits geschlossen und atmet tief ein und aus, um ihre mehr als offensichtliche Aufregung in den Griff zu bekommen. Victor kann sich das Schmunzeln kaum verkneifen und drückt ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange, bevor er das zweite Auge verbindet.
„So, das war’s.“, verkündet er schließlich und fügt lächelnd hinzu: „Keine Sorge, du wirst nicht lange auf die Folter gespannt, wir sind gleich da. – Oh, bevor ich es vergesse: Verhalte dich ab sofort ganz normal und keine förmliche Anrede bitte.“
Josie ist zu nervös, um zu antworten, also nickt sie nur stumm.
Als der Wagen schließlich hält, schlägt Josie das Herz bis zum Hals, doch sobald Victor ihre Hände in seinen hat, um ihr aus dem Wagen zu helfen, verflüchtigt sich die Aufregung zumindest soweit, dass sie wieder ruhig atmen kann. Ein bisschen verkrampft konzentriert sie sich auf die Wärme seiner Hände, die sich nach und nach auf ihren gesamten Körper zu übertragen scheint und so gelingt es ihr endlich, seiner Führung zumindest nicht allzu unbeholfen zu folgen.
Behutsam führt er sie über den Bürgersteig. Es scheint wenig los zu sein auf der Straße, Josie hört nur entfernt Schritte und Stimmen. Dafür klingen ihre eigenen Schuhe plötzlich
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