Lilienzucht (German Edition)

resigniert klingt, lässt sie sich zurücksinken und legt den Nacken auf dem Becken ab, während Leon, der Stylist, ihre Haare vorsichtig zusammenfasst und so verhindert, dass sie zwischen Beckenrand und Hals eingeklemmt werden.
    „Alles in Ordnung?“, fragt er leise.
    Josie ringt sich ein leicht gezwungenes Lächeln ab. „Ja, ja.“, winkt sie ab und atmet hörbar aus. Mit ein wenig Mühe gelingt es ihr schließlich, sich zu entspannen und Minuten später hat sie sich wohlig im Gefühl der massierenden Finger auf ihrer Kopfhaut verloren und schimpft nur lautlos mit sich selbst, dass es wohl reichlich viel verlangt wäre, wenn Victor die ganze Zeit nur zum Zuschauen hier bliebe. Und dass er sicher Wichtigeres zu tun habe...
     
    Leon schaut dem Earl mit großen, ziemlich verständnislos dreinblickenden Augen hinterher, als sich dieser anschickt zu gehen, doch noch während die Ladentür sich automatisch öffnet, dreht sich Victor wieder zu ihnen herum und zwinkert dem jungen Mann verschmitzt zu. Auf Zehenspitzen schleicht er zu einem der Wartesessel in der Nähe und legt den Zeigefinger verschwörerisch auf seine Lippen. Endlich verstehend nickt ihm der Frisör zu, widmet sich wieder seiner einzigen Kundin für heute und beginnt, ihr die Haare zu waschen und ihren Kopf nach allen Regeln handwerklicher Kunst zu massieren. Zufrieden registriert er, wie die junge Frau sich unter seinen versierten Händen ganz allmählich entspannt.
     
    Als der Stylist schließlich ein Handtuch um Josies frisch gewaschene Haare schlingt, scheint es fast, als kehre sie mit einem leisen Seufzen, das beinahe schon ein wenig widerwillig klingt, aus einer Art Trance zurück. Behutsam wird sie wieder auf ihren Platz geführt und als sie in einen Frisierumhang gehüllt ist, beginnt der Coiffeur, sorgfältig ihre Haare auszukämmen. Josie kommt es fast so vor, als würde er dabei ein bisschen vor sich hin träumen, ... allerdings wundert es sie nicht weiter, diese Reaktion kennt sie schon von früheren Frisörbesuchen. Unwillkürlich spannt sie sich ein wenig an.
     
    Schließlich greift der junge Mann zur Schere und setzt bereits an, etwas zu sagen, doch ein eigentlich eher zufälliger Blick auf Earl Croydon, der langsam den Kopf schüttelt und einen Finger über die Lippen legt, lässt ihn verstummen, bevor auch nur ein Laut seine Kehle verlässt. Ein wenig skeptisch zuckt der junge Mann mit den Schultern und schneidet nun beherzt einige lange Strähnen ab.
     
    Josie zuckt unter seinen Händen überrascht zusammen. Einen Moment ist sie so perplex, dass sie vollkommen steif in ihrem Sessel sitzt, dann benetzen plötzlich Tränen die Augenverbände von innen. Aber es dauert nur einen winzigen Augenblick, dann hat sie sich wieder gefangen und atmet kurz durch, sogar ein angedeutetes Lächeln blitzt in ihren Mundwinkeln auf.
     
    Der Stylist hat unwillkürlich inne gehalten und sucht stirnrunzelnd Victors Blick, der darauf einen langen, forschenden Blick auf Josies Spiegelbild wirft und dem jungen Man dann beruhigend zunickt.
    Schulterzuckend macht dieser sich wieder an die Arbeit. Schnell und zügig kürzt er die Haare der Lady und Josie spürt deutlich, wie ihr Kopf nach und nach immer leichter wird. Unwillkürlich atmet sie auf.
    Schließlich lässt man sie allein und Josie lauscht angestrengt, in der Hoffnung, zu erraten, was als nächstes passieren wird. Erst jetzt wird ihr bewusst, dass sie offensichtlich die einzige Kundin im Laden ist.
    „Ginger! Nelly!“, ruft Leon gedämpft und von beiden Seiten rollt nun etwas auf ihren Sessel zu. Stühle werden verschoben und an jeder ihrer Seiten scheint sich nun jemand zu befinden.
    Leise räuspern sich die beiden – offenbar jungen – Frauen nun, um die Lady nicht zu erschrecken und greifen sehr behutsam nach deren Händen. Dann beginnen sie diese zu maniküren. Ein entspanntes Lächeln huscht über Josies Gesicht, was den beiden Frauen Ansporn genug ist, ihr Bestes zu geben.
    Das Klappern und der Geruch im Hintergrund verraten Josie indessen, dass es an ihrem Kopf vermutlich mit Farbe weitergehen soll und so ist sie kaum überrascht, als kurz darauf eine feuchte, kühle Paste auf ihrem Kopf verteilt wird, wenn auch offenbar nur auf den Haarspitzen. Entspannt lehnt sie sich tiefer in die Lehne und genießt das leichte Kitzeln auf der Kopfhaut ebenso wie die zarte Behandlung ihrer Hände. Der Stylist ist mit seiner Arbeit schneller fertig als erwartet, ... was recht schnell zur Folge hat,